Zum Tod von Christopher Lee

Ein Meister des Makabren

Christopher Lee im Film Dracula aus dem Jahre 1969.
Mit B-Movies bekannt geworden: Christopher Lee im Film Dracula aus dem Jahre 1969. © imago
11.06.2015
Berühmt wurde der britische Schauspieler Christopher Lee für seine Rollen als Bösewicht wie Graf Dracula oder Kardinal Richelieu. Doch Lee war auch ein großer Erzähler von Geschichte und Geschichten. Nun ist er im Alter von 93 Jahren gestorben.
Man fühlte sich bei Christopher Lee im Interview wie ein Schüler, der einem weisen alten Mann lauscht. 2001 im Dezember kam der 1,95 Meter große, schneebärtige und damals 78-jährige Lee mit dem "Herr der Ringe"-Tross nach Berlin. Er schlug dort leidenschaftlich die Werbetrommel für den ersten Teil der Filmtrilogie. Meister Lee erteilte den Journalisten aber auch Nachhilfeunterricht. Die erste Lektion betraf Tolkien, den Autor von "Herr der Ringe".
"Star Wars" machte ihn noch einmal richtig zum Kult
Voller Begeisterung erklärte Christopher Lee die Einmaligkeit von Tolkien, der sich ganze Sprachen ausdachte und selber auch noch diverse antike Sprachen wie beispielsweise Gotisch beherrschte.
Mit den "Herr der Ringe"-Filmen knüpfte Christopher Lee an den Erfolg aus den neueren "Star Wars"-Verfilmungen an, die ihm eine neue Popularität bescherten. In diesem letzten Frühling seiner langen Karriere wurde Christopher Lee noch einmal richtig zum Kult. Begeistert äußerte er sich über den Regisseur Peter Jackson und schilderte in einem wunderbaren Mischmasch aus Englisch und Deutsch, wie er eine Szene mit Ian Mc Kellen drehte.
"Don't forget you are zwei Zauberer but you are as you say in German Unsterbliche. You are not human beings. That is very important."
Ein Star der B-Movies
Natürlich verbindet man mit Christopher Lee die vielen Dracula-Filme, die ihn berühmt machten. Zehnmal verkörperte Lee zwischen 1958 und 1975 diesen legendären Blutsauger aus Transsylvanien. Diese Filme waren keine Meisterwerke, gingen nicht wie "Nosferatu" von Murnau oder die Filme mit Bela Lugosi in die Filmgeschichte ein. Es waren sogenannte B-Movies und Christopher Lee war lange ein Star dieser billig und schnell gedrehten Genrefilme. In den 60er-Jahren wirkte er dann auch in deutschen B-Movies, den Edgar Wallace Filmen, mit.
"I made films in German. I made two Edgar Wallace films. First one 'I was a Chinese Detective' in German: Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort, dass ich gerade gedichtet habe: Kein Strandgut ohne Treibgut. I have done it. And I have done German dubbing of my own voice.
Eine Plauderstunde wird zur Geschichtsstunde
Christopher Lee musste sich dann in der Rolle des chinesischen Detektivs sogar selber synchronisieren. Richtig gelernt hat er Deutsch nie, aber es gab historische Gründe, warum er nach Ende des Zweiten Weltkrieges Deutsch sprechen musste. Und plötzlich verwandelt sich die Plauderstunde mit Christopher Lee urplötzlich in eine Geschichtsstunde. Zunächst schmettert er noch Wagner, dann kippt plötzlich seine Stimmung.
"Hier sitze ich zur Wacht... It's easier when you sing. So I learned German. I don't really want to talk about this because it was after the war and war crimes investigations. I don't think we should discuss that, although you are different generation. I cannot forget. War crimes investigations meant the camps. We won't discuss that but you learn a lot that way."
Den Zweiten Weltkrieg kann er nicht vergessen
Der Brite, der im Zweiten Weltkrieg kämpfte, erinnert sich plötzlich an seine Verhöre von deutschen Kriegsverbrechern, als die Briten die Gräuel in den Konzentrationslagern untersuchten. Immer wieder sagt Sir Christopher Lee im Interview: "Lassen Sie uns nicht darüber reden. Ich kann das nicht vergessen." Und doch erinnert er sich an die deutschen Verbrecher, die ihm ihre Unschuld vorspielten, die wie Schauspieler agierten und deren Lügen er im Verhör durchschaute. Ich habe viel dabei gelernt, sagt Lee ernst und meint sogar, vielleicht sei er nur aufgrund dieser Erfahrung damals später Schauspieler geworden.
Und so stirbt mit dem 93-jährigen Christopher Lee nicht nur ein beeindruckender Schauspieler, sondern auch ein großer Entertainer, ein Geschichtenerzähler, der die Geschichte selbst noch erlebt hat. Berühmt wurde er, weil er so gut die Bösewichter verkörperte, die Vampire und Zauberer, den Kardinal Richelieu in den "Drei Musketieren" oder Lord Dooku in "Star Wars". Da ist es eine willkommene Ironie, dass posthum mit "Angels in Notting Hill" noch ein Film mit Christopher Lee in die Kinos kommen wird, indem er den Boss der Engel spielt.
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