Zum Tod des Semiotikers Umberto Eco

Die ganze Welt besteht aus Zeichen

Umberto Eco auf der Frankfurter Buchmesse 2011.
Umberto Eco auf der Frankfurter Buchmesse 2011. © dpa / Arno Burgi
Moderation: Katharina Borchardt · 21.02.2016
Umberto Eco war vor allem als Bestseller-Autor bekannt. Doch die Basis für das erzählerische Werk war die philosophische und lingustische Arbeit des Italieners. Ohne dies wäre ein Roman wie "Der Name der Rose" gar nicht vorstellbar, sagt der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant.
Der italienische Schriftsteller Umberto Eco, der am vergangenen Freitag im Alter von 84 Jahren gestorben ist, war vor allem als Autor sehr erfolgreicher Romane bekannt. So machte ihn der Mittelalter-Krimi "Der Name der Rose" 1980 weltweit berühmt.
Dabei gründete sich das Werk Ecos immer auf seine sprachwissenschaftlich-lingusitische Arbeit und vor allem auf die Semiotik - die Lehre von den Zeichen. Ecos "Einführung in die Semiotik" von 1968 gilt noch heute als Standardwerk.
Eine Vielzahl von Zeichen, die aufeinander bezogen sind, spielt auch in "Der Name der Rose" eine wichtige Rolle, und es ist dem Scharfsinn des Franziskaner-Mönches William von Baskerville zu verdanken, dass diese Zeichen richtig gelesen und interpretiert werden und somit schließlich zur Aufklärung einer grausamen Mordserie in einer italienischen Benedektiner-Abtei führen.

Alle Kultur und menschliche Erkenntnis beruhen auf Zeichen

Der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant, der mehrere Werke von Eco übersetzt hat, sieht die Leistung Ecos vor allem darin, den Gegenstand der Kulturwissenschaft erweitert und auf der Basis der Zeichentheorie neu fundiert zu haben. Als Inspiration dazu hätte ihm vor allem das Werk des US-Amerikaners Charles Sanders Peirce gedient, sagte Trabant am Sonntag im Deutschlandradio Kultur:
"Das bedeutet, dass sozusagen sämtliche kulturellen Gegenstände als Zeichen in diesem Sinne von Charles Sanders Peirce verstanden werden können."
Doch nicht nur das: Da Eco von der Erkenntnistheorie her kommt, habe er sein System noch erweitert, so "dass sozusagen die ganze menschliche Erkenntnis als eine zeichenfundierte Erkenntnis betrachet wird."
Allerdings so Trabant weiter, bräuchte man die Zeichentheorie nicht zu kennen, um Ecos Romane zu verstehen: "Diese Bücher kann man völlig ohne diese Theorie lesen, aber es macht natürlich Spaß, in den Romanen die Theorie wiederzuentdecken. [...] Das erhöht schon das Vergnügen, die Kenntnis der Eco'schen Theorie."
Als Beispiel nennt Trabant die Eingangsszene in "Der Name der Rose", in der sich William von Baskerville und sein Schüler Adson von Melk im November 1327 einer Benediktiner-Abtei im Apennin nähern. Dabei finden sich Spuren im Schnee und abgeknickte Äste an den Bäumen, die William richtig deute.
Der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant in der ZDF-Sendung "Nachtstudio" (Archivbild von 2005)
Der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant© picture alliance / dpa / Karlheinz Schindler
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