"Zu Ende ist alles erst am Schluss" von Jean-Paul Rouve

Oma hat die Faxen dicke

Die Schauspieler Annie Cordy und Mathieu Spinosi
Annie Cordy (Madeleine) und Mathieu Spinosi (Enkelsohn Romain) in "Zu Ende ist alles erst am Schluss". © Foto: Neue Visionen Filmverleih
Von Hans-Ulrich Pönack  · 25.03.2015
Papa will kein Rentner sein, Oma hat keine Lust aufs Altersheim und der Enkel weiß, wie man die "wahren Dinge des Lebens" findet. Eine unterhaltsame französische Generations-Komödie mit der belgischen Chanson-Ikone Annie Cord und dem "César"-Preisträger Michel Blanc.
Geschichten aus dem normalen Familien-Alltag überlassen wir hierzulande zumeist dem, oftmals platten, Mittwoch- oder Freitag-Abend-Primetime-Fernsehen. In Frankreich werden sie auch oft fürs heimische Kino produziert, wie hier wieder.
Wir werden mit der Pariser Familie Esnard verkuppelt. Romain (Mathieu Spinosi) ist 23, Literatur-Student und Nachtportier in einem kleinen Hotel, dessen Besitzer vom Regisseur selbst gespielt wird. Sein Großvater ist gestorben, seine geliebte Großmutter Madeleine (Annie Cordy) ist 85, eigentlich noch recht rüstig, soll aber trotzdem ins "Alten-Hotel" vermittelt werden. So jedenfalls bestimmt es das ständig unwirsche, aufbrausende Familien-Oberhaupt Michel (Michel Blanc), Sohn von Madeleine, Papa von Romain. Dessen Tätigkeit als Postfilialleiter hat ein altersbestimmtes Ende genommen und nun kommt er mit dem neuen Rentnerdasein überhaupt nicht klar.
Oma haut ab
Er gesteht es sich aber natürlich nicht ein und verbreitet deshalb andauernd so miese Laune, dass sogar seine gutmütige Gattin Nathalie (Chantal Lauby, neulich die Gattin von "Monsieur Claude" und seinen Töchtern) zu rebellieren beginnt und die Situation als Ehe-Krise anspricht. Das bringt den Louis de Funes-hibbeligen Michel völlig auf die emotionale Palme. Oma hat derweil die Faxen vom öden Altersheim-Alltag dicke und haut ab. Ihr Enkel begreift es und reagiert auch daraufhin sehr liebevoll, mit Hilfe eines unverhofften Tankstellen-Orakels, das nicht nur Auskunft über "die große Liebe" zu geben vermag, sondern auch auf die "wahren Dinge des Lebens" hinzuweisen weiß. (Was für ein köstlich-amüsanter Pointen-Einfall).
Der Film zeigt den kleinen Kosmos eines Familienverbundes mit den personellen Erweiterungen drum herum und den skurrilen dazugehörigen Herrschaften, denen man bei Jubiläen und jetzt öfters auch schon mal bei Trauerfeiern auf Friedhöfen begegnet.
Suche nach dem persönlichen Glück
Mit charmanter Selbstironie und melancholischem Blick wird die unangestrengte Suche nach dem persönlichen Glück von drei Generationen entworfen – mit emotionalem Eifer, atmosphärischem Schmunzeln und angenehm listig in der Kumpanei zwischen Großmutter & Enkel.
Die vorzüglichen Schauspieler adeln diese sympathische Komödie. "César"-Preisträger Michel Blanc, der großartige Komödiant und Charakter-Star gibt seinem Nerven-Affen als Oberhaupt-Chaot Michel kräftig deftigen Zucker; die belgische Chanson-Ikone Annie Cordy, 2004 vom belgischen König mit dem Titel Baroness als "Anerkennung für ihr Lebenswerk" gewürdigt, weiß mit formidabler Aura und weiser Körpersprache leise zu glänzen.
Eine schöne, ernsthaft-leichte, angenehm unterhaltsame französische Generations-Komödie mit feinem Wiedererkennungs-Duft.

"Zu Ende ist alles erst am Schluss" von Jean-Paul Rouve
Mit: Annie Cordy, Mathieu Spinosi, Michel Blanc
Frankreich, 96 Minuten