Zsuzsa Bánk: "Schlafen werden wir später"

Lebensgier und Todesangst

Zsuzsa Bánk im Gespräch mit Joachim Scholl · 25.03.2017
Zsusza Bánks Roman "Schlafen werden wir später" besteht aus langen E-Mails, die zwei Freundinnen über Jahre aus großer Entfernung austauschen. Es sei ein Buch über den Willen, nichts zu versäumen und deshalb unbedingt wach zu bleiben, sagt die Frankfurter Autorin beim "Bücherfrühling" von Deutschlandradio Kultur.
"Schlafen werden wir später" ist ein E-Mail-Roman, ein langer Briefwechsel zwischen zwei 42-jährigen Frauen, die sich "in der Mitte des Lebens" fühlen. Die eine lebt mit drei Kindern in Frankfurt am Main, die andere allein im Südwesten Deutschlands im "Schwarzenwald", wie sie sagt. Es seien viele Insipirationen eingeflossen aus einer realen Brieffreundschaft, sagte Zsusza Bánk, aber es sei nicht 1:1 der Roman, der nun vorliege. Einen unterschiedlichen Tonfall für beide Frauen zu finden, sei zunächst nicht leicht gewesen.
Bánk sagte trotz gewisser äußerer Ähnlichkeiten zu einer ihrer beiden Figuren: "Ich bin nicht Martha! Ich bin viel technokratischer, disziplinierter, ich stehe morgens auf, meine Kinder gehen, ich sitze um viertel vor acht am Schreibtisch, und dann arbeite ich bis in den Nachmittag hinein. Das macht Martha ja nicht, sie muss sich jede freie Minute erkämpfen. "

Der Tod sitzt quasi auf der Bettkante

Der Titel des Buches spiele auch nicht so sehr auf den Schlafmangel von Müttern an, sondern habe mit "Lebensgier" zu tun, mit dem Willen, unbedingt wach zu bleiben und nichts zu versäumen – und der Angst vor dem Tod. Das Thema ist wegen einer Krebserkrankung sehr präsent in "Schlafen werden wir später", da der Tod quasi auf der Bettkante sitzt in den Nächten von Johanna: "Da flieht sie sehr häufig und schreibt."
Für die Form dieses Romans habe sie sich von Literatur und Lyrik aus drei Jahrhunderten inspirieren lassen, erzählte Zsusza Bánk. Weniger von der großen Tradition der Briefromane als von echten Briefen und von Tagebucheinträgen. "Johanna und Martha wandern ja durch die Literatur und die Literaturgeschichte, es gibt, glaube ich, kaum eine Mail, in der kein Zitat vorkommt."
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