Zeitungskrise

Der Niedergang der Literaturkritik

Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen zur Presseschau bereit.
Einsparungen, Platzmangel: Was passiert mit Feuilleton und Literaturkritik? © Jan Woitas, dpa
Moderation: Joachim Scholl · 09.12.2014
Die allgemeine Zeitungskrise hat auch die Feuilletons der überregionalen Blätter erfasst. Besonders deutlich lässt sich das am Beispiel der Literaturkritik beobachten, sagt der Chefredakteur des Online-Kulturmagazins "Perlentaucher", Thierry Chervel.
Weniger Stellen, weniger Platz für die Berichterstattung: Die deutschen Tageszeitungen stecken schon seit Jahren in der Krise – und davon sind auch die Feuilletons betroffen, insbesondere die Literaturkritik.
Thierry Chervel, Chefredakteur beim Online-Kulturmagazin "Perlentaucher", kann diese Entwicklung mit Zahlen belegen. Sein Magazin wertet täglich die Buchrezensionen der überregionalen Zeitungen aus. In diesem Bereich sei rein quantitativ ein "schmerzhafter Rückgang" zu beobachten, sagte Chervel im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Im Jahr 2001 habe der "Perlentaucher" noch 4330 Kritiken auswerten können, im Jahr 2013 dagegen nur noch 2200.
Konzentration auf den deutschen Betrieb
Und noch einen zweiten Trend beobachtet Chervel mit Sorge. Er spricht von einer "Tendenz zur Provinzialisierung". Früher seien in den Feuilletons auch viele Bücher aus kleineren Verlagen und von ausländischen Autoren besprochen worden. Die Zeitungen hätten sich durch "Kosmopolitismus" ausgezeichnet. Heute dagegen gebe es eine Tendenz zur Konzentration auf den deutschen Betrieb, sagte Chervel, auch durch die wachsende Bedeutung des Deutschen Buchpreises. "Man konzentriert sich auf das, was am populärsten ist."