YouTuber Borja Schwember

Besserwisser von Beruf

Der YouTuber Borja Schwember alias Dr. Allwissend beantwortet Fragen, die YouTube-Nutzer bewegen.
Der YouTuber Borja Schwember alias Dr. Allwissend beantwortet Fragen, die YouTube-Nutzer bewegen. © Markus Mielek & Stefan Hoederath / YouTube
Von Teresa Sickert · 14.02.2015
Warum lästern wir? Wie erkennt man Verliebtsein? Soll ich meine Eltern auf Facebook adden? Der YouTuber Borja Schwember alias Dr. Allwissend beantwortet Fragen, die YouTube-Nutzer bewegen. Mittlerweile ist ein Vollzeitjob daraus geworden.
Dr. Allwissend:" Guten Morgen Allwissende. 'Bald-Let's-Play-Kurzi' fragt mich: Wie erkennt man Verliebtsein?"
Borja Schwember beantwortet, so sagt er, auf seinem YouTube Kanal alle wichtigen Fragen des Lebens: Wie man Bewerbungsgespräche meistert:
"Nun, eine perfekte Bewerbung fängt mit einem Bewerbungsschreiben an."

Ob man die Eltern bei Facebook adden soll:
"Sohn! Was schreibst du denn da auf Facebook!"
Oder eben warum man sich verliebt. Schwember – kräftig, roter Bart, Basecap auf dem Kopf – lehnt sich locker in seinem Stuhl im Büro an der Berliner Mediaspree zurück. Um ihn an den Wänden: Poster von Katzenbabys, der Sängerin Taylor Swift und ein paar YouTube-Stars. Wenn der gebürtige Berliner Schwember sein hellblaues Hemd und die dunkelblaue Krawatte anzieht und dazu die gläserlose blaue Brille aufsetzt, wird er selber zu einem Dr. Allwissend.
"Vielleicht könntest du sowas mal selber machen"
Schwember: "Naja, ich hatte die Idee, sowas mal zu machen schon ne ganze Weile. Ich hab so 2007 schon angefangen YouTube-Videos zu schauen, so amerikanische Videoblogger damals, die gerade so angefangen hatten, sowas zu machen, so regelmäßige Shows gerade auf YouTube und fand das damals total faszinierend und war da total drin irgendwie und hab die jeden Tag geguckt und hab gedacht – vielleicht könntest du sowas mal selber machen."
Als Borja Schwember 2007 erstmals auf YouTube aufmerksam wird, hatte das Videoportal gerade den Sprung von Amerika nach Deutschland gewagt. Aber erst vier Jahre später stellt Schwember sein erstes Dr.-Allwissend-Video online. Seine Videos produziert er damals von zu Hause.
Schwember: "Also das erste Video ist halt super spontan entstanden. Ich hatte 'n Video gesehen von einer anderen YouTuberin und die hat so eine Frage aufgeworfen. Und dann hab ich die Frage quasi beantwortet in dem Video. Und das war so ne Rolle, wo ich so 'n bisschen den vertrottelten Professor gespielt habe. Und dann passte das irgendwie zu Dr. Allwissend, und dann habe ich den Kanal erstellt, habe den Namen gewählt und das war dann der Kanalname Dr. Allwissend und eigentlich erstmal nur."
Beteiligt an den Werbeeinnahmen
Zu Beginn greift der heute 37-Jährige nur Fragen aus anderen YouTube-Videos auf. Die YouTuber finden das meistens witzig, teilen seine Videoantworten auch auf anderen Kanälen wie Facebook oder Twitter. Irgendwann braucht Borja Schwember gar nicht mehr nach Fragen in anderen Videos suchen. Die Community stellt selbstständig Fragen an Dr. Allwissend.
Schwember: "Und dann hab ich irgendwie diese Fragen beantwortet, und dann wurde ich irgendwie Dr. Allwissend."
Dr. Allwissend: "Nun, die meisten Menschen halten ja Verliebtheit für ein regenbogenkotzendes Einhorn, das sich mittels fabelhafter Zauberei in unseren Herzen einnistet und uns das Gefühl gibt, wir wären ein bisschen hupdidubidu. In Wahrheit ist Verliebtheit allerdings reine Wissenschaft, genauer gesagt Neurobiologie. Neurobiologie, das ist wie normale Biologie nur mit Gehirn. Ja, denn eigentlich passiert Verliebtheit gar nicht im Herzen, sondern im Kopf."
Die ersten Monate nach dem Start seines Kanals im Sommer 2011 ging es schleppend voran. Dann empfehlen ihn bekanntere YouTuber weiter. Innerhalb von anderthalb Jahren knackt Dr. Allwissend mit seinen Videos die magische 100.000-Abonnenten-Grenze. Auf seinem Kanal lässt er YouTube-Werbung schalten. Das Videoportal beteiligt Contentproduzenten wie Borja Schwember an den Werbeeinnahmen. So kommt es, dass der gelernte Koch und studierte Kommunikationswissenschaftler mit Dr. Allwissend bald so gut verdient, dass er sich gegen einen regulären Nine-to-Five-Job und für eine Karriere als YouTuber entscheidet. Seit Dezember 2013 ist er bei dem YouTube-Netzwerk Endemol Beyond unter Vertrag. Das Netzwerk hilft dem Berliner bei der Vermarktung und Vergrößerung seines Kanals: Seinen Abonnentenzahl hat sich auf fast 360.000 vergrößert. Das Büro an der Mediaspree stellt ihm auch das Netzwerk und auch ein kleines Studio:
"Okay also Ton läuft schon seit 40 Sekunden, ich nehm' alles auf."
"Was!"
"Na, dann laufe ich auch."
"Ja, dann fang ich mal an."
Schwember bekommt nicht genug. Auf seinem Zweitkanal "Borja" stellt er Outtakes von Dr. Allwissend online, gibt Einblicke hinter die Kulissen seiner Videoproduktionen und führt Videotagebücher, die den YouTube-Erklärbär ganz anders zeigen, zum Beispiel privat beim Wandern mit seinem Bruder in Brandenburg:
"Ich bin 24 Stunden am Tag Dr. Allwissend"
"Guten Tag zu unserer Wanderung! Wir sind an einem kleinen See im Naturschutzgebiet irgendwo zwischen Petzow und Kloster Lehnin."
Das freiwillige Nachaußenkehren seines Privatlebens zeigt aber auch, wie sehr die Grenzen zwischen dem privaten Borja Schwember und dem YouTube-Star verschwimmen. Zwar ist Dr. Allwissend für Schwember eine Rolle, aber sie ist lebensfüllend. Aus den sozialen Netzwerken ist der private Borja Schwember schon verschwunden, alles was er dort tut, ist öffentlich und steht in Verbindung mit Dr. Allwissend. Das ist auch notwendig – immer mehr neue Zuschauer strömen auf die Videoplattform. Aber auch die Zahl der professionellen Kanäle steigt. Wenn Schwember weiterhin erfolgreich sein will, kann er seine Videoidentität nicht nach einem fertig gedrehten Video ablegen.
Schwember: "Also YouTuber sein, das ist schon irgendwie so 'n Leben einfach. Man ist ja auch irgendwie immer da drinne und man postet ja auch immer mal so auf Twitter und Facebook und eigentlich die ganze Zeit. Also ich bin 24 Stunden am Tag Dr. Allwissend. Also außer vielleicht wenn ich schlafe, manchmal träume ich sogar davon."