Young Euro Classic

Gezeigt, was in ihnen steckt

Das I,Culture Orchestra mit Kirill Karabits
Einstand bei den Young Euro Classics: das I, CULTURE Orchestra mit Kirill Karabits © Konrad Cwik/Young Euro Classic
Von Ulrike Klobes · 22.08.2015
Das 16. Young Euro Classic geht am Abend in Berlin zu Ende. Programmatisch gab es wenig Überraschendes in Berlin zu hören. In diesem Jahr stachen aber die internationalen Formationen wie das I, CULTURE Orchestra heraus, das zum ersten Mal dabei war.
Wer sich dieser Tage im Berliner Konzerthaus umsieht, dem dürfte vor allem eines auffallen: wie ruhig und diszipliniert es doch unter Jugendlichen zugehen kann. Und das bei rund 130 jungen Musikern, die entweder aufs Einspielen warten oder in der Schlange vom Catering stehen. Ein Auftritt bei "Young Euro Classic", das ist für alle Jugendorchester eine große Ehre, schließlich hat jedes Orchester nur ein einziges Konzert, um dem Publikum zu zeigen, was in ihm steckt. Für den 18-jährigen Fagottisten Ho-Ting Chan vom Nationalen Jugendorchester Großbritannien Herausforderung und Glücksfall zugleich.
"Ich denke, hier aufzutreten, ist eine fantastische Gelegenheit für das Jugendorchester, weil es uns allen die Möglichkeit gibt, unsere Leidenschaft für die Musik mit einem größeren Publikum zu teilen. Und weil es zeigt, was junge Leute mit Klassischer Musik erreichen können, zusammen, als Team."
Das Britische Jugendorchester, das mit 160 Musikern weltweit größte Nachwuchsorchester, war einer von insgesamt fünf Neuzugängen in diesem Jahr bei Young Euro Classic. Auch die Jugendorchester aus China und Portugal sowie das Rumänische Sinfonietta Orchestra waren zum ersten Mal dabei. Und noch ein Projekt konnte seinen Einstand in Berlin feiern: das I, Culture Orchestra, das 2011 während der EU-Präsidentschaft Polens entstanden ist. Hier spielen Nachwuchskünstler aus Polen, Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Moldawien und der Ukraine zusammen. Mit seinem dann auch osteuropäisch geprägten Programm und einem durch und durch leidenschaftlichen Spiel war das I-Culture-Orchestra ohne Zweifel einer der Höhepunkte des Festivals.
"Mit keinem anderen Orchester der Welt vergleichbar"
Vor allem die international besetzten Orchester machten die diesjährige Ausgabe von Young Euro Classic so interessant. So etwa das Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar, das Studenten aus Jerusalem und Weimar zusammenbringt. Oder das Jugendorchester der Europäischen Union, in dem junge Musiker aus allen 28 EU-Staaten mitspielen. Solchen Formationen bleiben oft nur wenige Wochen Zeit, um die anspruchsvollen Konzerte einzustudieren. Für Colm O'Reilly aus Irland, der Geige im EU-Orchester spielt, ist das die aufregendste Zeit des Jahres.
"Was das Orchester so besonders macht, ist die Energie, und die kommt durch die verschiedenen Nationalitäten, und dadurch, dass wir alle so jung und so leidenschaftlich dabei sind. Und wenn wir ein Konzert spielen, dann kann man das mit keinem anderen Orchester der Welt vergleichen, das gibt uns unsere Identität und unseren Klang. Und es macht großen Spaß."
Programmatisch hielten sich die Orchester in gewohnter Manier an die großen sinfonischen Werke der Spätromantik, von Dvorak über Tschaikowski, bis hin zu hin zu Mahler und Richard Strauss. Einige Orchester hatten zusätzlich Werke von jungen Komponisten aus ihrer Heimat mitgebracht, eine Auflockerung, die den Kompositionsaufträgen zu verdanken ist, die Young Euro Classic jedes Jahr vergibt. Sieht man über manch unsaubere Passagen und gelegentliche Intonationsprobleme hinweg, so herrschte ein durchweg hohes Niveau unter den Nachwuchsorchestern. Schade nur, dass die jungen Musiker am Ende doch unter sich bleiben, und keine Gelegenheit bekommen, sich mit den anderen Orchestern auszutauschen.
Mit vielen guten und einigen sehr guten Konzerten wird Young Euro Classic morgen zu Ende gehen. Zurück bleibt das beruhigende Wissen, dass Klassische Musik bei Jugendlichen auf der ganzen Welt noch immer hoch im Kurs steht.
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