Wohin mit der Weserburg?

17.12.2012
Die Weserburg, Bremens Museum für moderne Kunst, ist in einer ehemaligen Kaffeefabrik untergebracht - mitten in der Stadt auf einer Halbinsel. Doch das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig. Im Gespräch ist nun ein Umzug in einen noch zu errichtenden Neubau.
Woody Allen, verstrickt in babylonische Sprachverwirrung, präsentiert in der Ausstellung "ars viva 11/12". Eine von ca. 20 Sonderausstellungen pro Jahr. Doch ob man Arbeiten wie diese Videoinstallation von Erik Bünger auch künftig in der Weserburg, mitten in der Stadt auf einer Halbinsel, wird sehen können, ist derzeit offen.

Rund eine Million Euro jährlich lässt sich die Stadt das Sammlermuseum kosten. Ein Sponsor schießt bis Ende 2013 weitere 500.000 Euro zu. Danach fällt dieses Zubrot weg, weswegen die Weserburg bald deutlich kleinere Brötchen backen muss, kündigt Museumsdirektor Carsten Ahrens an:

"Wir werden schlicht weniger Ausstellungen machen. Das werden wir rigide reduzieren und werden uns mehr fokussieren auf die permanente Präsentation der privaten Sammlungen."

Um die Betriebskosten zu senken, soll zudem die Ausstellungsfläche von 4600 auf 3000 Quadratmeter verkleinert werden, entweder am jetzigen Standort, oder Deutschlands erstes Sammlermuseum zieht um in einen noch zu errichtenden Neubau, anderthalb Kilometer weserabwärts, in die sogenannte Überseestadt.

Die Entscheidung schiebt der Stiftungsrat vor sich her. "Wir machen keine Abenteuer. Wir wollen nicht die bremische Ausgabe der Elbphilharmonie werden"," versichert Klaus Sondergeld, seit Juli Vorsitzender des Stiftungsrates.

Zur Finanzierung kann die Weserburg auf ihr Stiftungsvermögen zurückgreifen. Es besteht im Wesentlichen aus dem Erlös von Bildern, die das Museum bei einem umstrittenen Befreiungsschlag 2010 hatte versteigern lassen. Darunter das Gemälde "Matrosen" von Gerhard Richter und ein Werk des Fotorealisten Franz Gertsch. "Das sind ungefähr 8,8 Millionen Euro, die noch im Stiftungsvermögen sind." Bleibt das Museum am alten Standort, in einer ehemaligen Kaffeefabrik, muss allerdings gründlich saniert werden. Die Ausstellungsräume haben nicht mal eine Klimaanlage, und die Energieverluste in dem maroden Gebäude sind enorm, klagt Direktor Ahrens:
""Wir heizen die Weser auf, das wollen wir zukünftig nicht mehr tun."

Doch ist die Weserhalbinsel überhaupt der richtige Standort für die Zukunft? Oder wäre man mit einem Neubau in der Überseestadt, einem aufstrebenden ehemaligen Hafenareal, nicht besser bedient? Dort würde der Projektentwickler Siedentopf gratis ein Grundstück zwischen einem Bürohochhaus und einem Luxushotel zur Verfügung stellen. Hanseatisches Mäzenatentum pur, sagt Stiftungsratschef Klaus Sondergeld. Siedentopf hat auch schon mal bei dem Berliner Architekten Arno Brandlhuber angefragt, wie denn so eine Weserburg 2.0, abgespeckt auf 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, aussehen könnte. Der Entwurf des gefragten Baumeisters zeigt eine Art aufgebocktes kreisrundes Ufo.

Allerdings: Ohne Dreingaben von Sponsoren könnte man sich den voraussichtlich 13 Millionen Euro teuren Neubau gar nicht leisten. Bleibt also - aus Geldmangel - die Weserburg doch das sogenannte "Museum im Fluss"? Künstler und Kunstfreunde sind verunsichert.

"Wir werden definitiv nicht einbezogen ..."

Janneke de Vries, Direktorin der "Gesellschaft für Aktuelle Kunst", ebenfalls Mieterin in der Weserburg, ärgert sich:

"Es betrifft eben auch einen ganzen Standort für zeitgenössische Kunst. Fußläufig ist hier das Künstlerhaus, die städtische Galerie, die Schwankhalle. Also, es ist eigentlich ein Kulminationspunkt in der Stadt für zeitgenössische Kultur."

Katrin Rabus hatte einst den Freundeskreis der Weserburg mit gegründet. Inzwischen geht die ehemalige Galeristin auf Distanz zum Sammlermuseum. "Ich hätte Bedenken, Gelder aus dem Bilderverkauf für Umbau und Sanierung zu nehmen. Es wäre angebracht, den Rest jetzt bitte doch in Kunstwerke zu stecken, und wenn die Weserburg es nicht tut, sollte man es vielleicht bei der Kunsthalle tun."

Stiftungsrat und Museum freilich halten an der Idee des eigenständigen Sammlermuseums fest. Aber wo und wie? Bereits Klaus Sondergelds Vorgänger als Stiftungsratsvorsitzender hatte den Grünen Dieter Mützelburg als Berater geholt, einen Staatsrat im Finanzressort - so heißen in Bremen die Staatssekretäre - im Ruhestand. Nicht ehrenamtlich, sondern für 15.000 Euro Honorar. Das sorgte zwar für eine Anfrage der oppositionellen CDU im Parlament. Aber Klaus Sondergeld steht zu seinem Berater:

"Ich möchte ihn gern an Bord behalten, denn er arbeitet hart für das Geld, und deshalb habe ich auch zugestimmt, dass man diesen Vertrag verlängert."
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