"Wir sind keine muslimische Gesellschaft"

29.09.2006
Der Dialog zwischen Christen und Muslimen darf nach Ansicht des Weihbischofs Hans-Jochen Jaschke nicht zur völligen Gleichbehandlung von Muslimen in Deutschland führen. Man müsse ihre Anerkennung mit "Augenmaß" voranbringen, sagte Jaschke heute früh im Deutschlandradio Kultur.
Dazu gehörten der Religionsunterricht in den Schulen und auch der Bau von Moscheen. Aber die herrschende Religion in Deutschland sei das Christentum. Deshalb könne der Islam kein gleichberechtigter Partner sein. Jaschke wörtlich: "Wir sind keine muslimische Gesellschaft. Der Ruf der Muezzine in unseren Städten ist eigentlich kaum vorstellbar. Es passt nicht zu unserer Kultur - wie auch das Glockenläuten nicht nach Saudi-Arabien passt. Aber hier muss man mit Klugheit und Liebe einen ordentlichen Ausgleich finden - und man lernt das auch. Ich habe da keine Bange."

Jascke, der in der Deutschen Bischofskonferenz auch Leiter der Unterkommission für den interreligiösen Dialog ist, widersprach der Forderung, nach der in Moscheen deutsch gepredigt werden solle. Diese sei nicht berechtigt. Zwar sollten Imame, die aus der Türkei nach Deutschland kommen, deutsch sprechen können. Aber die religiöse Tradition sollten sie in ihrer Sprache begehen können. Darauf hätten sie ein Recht. Jaschke weiter: "Wir haben auch in Deutschland viele fremdsprachliche Missionen - polnische, portugiesische, kroatische, koreanische Gemeinden -, da wird Gottesdienst in der Landessprache gefeiert. Die Menschen fühlen sich an ihre Heimat erinnert und fühlen sich zu Hause. Das muss auch Muslimen möglich sein."

Jaschke nannte als Hürde, die im Dialog zwischen Christen und Muslimen überwunden werden müssten, vor allem die Frage der Gewalt. Die Mehrheit der Muslime sei vernünftig und bereit, den Verzicht auf Gewalt mitzutragen. Aber de facto spiele Gewalt in den muslimischen Kreisen doch eine Rolle.