"Wir brauchen dringend europäische Hilfe"

Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit Marietta Schwarz · 30.05.2013
Frank-Walter Steinmeier wirbt eindringlich um mehr internationale Hilfe für die mehr als 100.000 syrischen Flüchtlinge. Der SPD-Fraktionschef hatte im Rahmen seiner Nahostreise am Mittwoch das Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien besucht.
"Wir müssen die Bürger bitten, ihren Blick nicht wegzurichten von dem, was hier geschieht, (sondern) ihr Herz zu öffnen", so Steinmeier. Er rufe die großen deutschen Hilfsorganisationen zu Spendenaktionen auf – "möglichst unterstützt durch Prominente" – damit den syrischen Flüchtlingen "in ihrer bedauernswerten Lage" tatsächlich geholfen werden könne.

Dass die Bundesregierung zugesagt hat, 5000 Flüchtlinge aufzunehmen, bezeichnete Steinmeier als "nicht ausreichend". Zudem sei noch ungeklärt, nach welchen Kriterien diese Menschen ausgewählt werden sollten. Diese Frage werde von der Bundesregierung "immer wieder hin und her gewälzt". Das einzige Kriterium, das er sich vorstellen könne, sei, dass die Menschen "irgendeinen Bezugspunkt zu Deutschland" hätten – etwa Verwandte.

Steinmeier nannte die Bedingungen in Zaatari einen "Alptraum" für Europäer und eine "Tragödie" für die rund 120.000 Flüchtlinge dort: "Das sind Menschen, die sozusagen mit letzter Not ihre eigene Haut gerettet haben – und dann landen sie hier, im Norden Jordaniens, auf einem staubigen Stück Erde. Man kann sagen: Sie sind mit ihrem Leben davongekommen, aber es drängt sich die Frage auf – was ist das für ein Leben?"

Zwölfköpfige Familien seien "zusammengepfercht in zwei Zelten", die hygienischen Bedingungen seien erbärmlich, "jeder Schluck Wasser" müsse über Kilometer mit Tankwagen herangefahren werden. Unter solchen Umständen breiteten sich auch Gewalt und Kriminalität aus, sagte Steinmeier.

Das vollständige Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier können Sie mindestens bis 30. Oktober in unserem Audio-on-Demand-Programm als MP3-Audio hören.