Willkommenskultur und Ausgrenzungspraxis

Vom Umgang mit Flüchtlingen

Flüchtlinge kommen auf Sizilien an, nachdem sie von der Küstenwache im Meer aufgegriffen wurden.
Flüchtlinge kommen auf Sizilien an, nachdem sie von der Küstenwache im Mittelmeer aufgegriffen wurden. © AFP / Giovanni Isolino
Moderation: Joachim Scholl · 19.04.2015
Zwischen Hilfsbereitschaft und Aggression: Über den Umgang der Deutschen mit Flüchtlingen sprechen wir mit dem Philosophen Oliviero Angeli. Und Stephanie Rohde kommentiert die Aufregung und die Debatte um den Twitter-Hashtag #regrettingmotherhood.
Sie sind prinzipiell willkommen, aber kaum einer will sie in der Nachbarschaft haben. So sieht die Wirklichkeit der Flüchtlinge in Deutschland aus. Mitleid und große Hilfsbereitschaft werden oft überlagert von schlimmer Aggression, von Angriffen und Anschlägen auf geplante Unterbringungen, von Morddrohungen gegen zuständige Politiker, von hetzerischen Aktionen rechtsradikaler Gruppierungen auf der Straße und im Netz.
Zugleich gibt es täglich schreckliche Nachrichten von den Bootsflüchtlingen im Mittelmeer: In dieser Woche sind wieder Hunderte von Menschen ums Leben gekommen. In der Sendung sprechen darüber mit Oliviero Angeli, der Politische Philosophie an der Technischen Universität Dresden lehrt.

Buchhinweis - Oliviero Angeli: "Cosmopolitanism, Self-Determination and Territory. Justice with Borders", erschienen im Londoner Verlag PalgraveMacmillan.

Außerdem in der Sendung:
Kleine Leute, große Fragen: In dieser Woche haben wir Kinder gefragt – "Wer oder was ist ein Held?"
Philosophischer Wochenkommentar: Im Internet ist derzeit eine merkwürdige Debatte zu verfolgen: #regrettingmotherhood: Was eigentlich ihr Lebenstraum sein sollte, ist für einige Frauen der schlimmste Albtraum ihres Lebens – Kinder zu haben.
Nicht wenige Mütter bereuen es, dass sie Mütter geworden sind – und sie brechen damit ein gesellschaftliches Tabu. Mütter, die öffentlich darüber sprechen, keine Mütter sein zu wollen, sind in der Wahrnehmung vieler fast noch schlimmer als schlechte Mütter. Die neue Debatte über Reue angestoßen hat die israelische Soziologin Orna Donath mit ihrer Studie: „Das Muttersein bereuen – eine gesellschaftspolitische Analyse.“ Darf man öffentlich das Muttersein bereuen? Stephanie Rohde hat das für Sein und Streit kommentiert.
Beitrag: Zerstreut Euch! - "Überstürztes Denken", so lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe, in der der Philosoph Marcus Steinweg einmal im Monat in der Berliner Volksbühne zur öffentlichen Diskussion einlädt. Die Gäste sind nicht die üblichen Verdächtigen, also arrivierte Intellektuelle, sondern Tänzerinnen, singende Betriebswirte, oder auch der Sohn von Gudrun Ensslin war schon einmal da. Unser Autor Gerd Brendel war in dieser Woche dabei, als Marcus Steinweg mit der Medientheoretikerin Petra Löffler den Imperativ "Zerstreut Euch!" ins Visier nahm.
Drei Fragen: Die drei philosophischen Fragen "Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Worüber sollen wir uns streiten?" hat in dieser Woche der Linguist Peter Eisenberg beantwortet.
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