Wiestler: Embryonale Stammzellforschung nicht aufgeben

22.11.2007
Professor Otmar Wiestler, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums, hat eine neue Stichtagsregelung für die Einfuhr embryonaler Stammzellen gefordert. Das sei nach der bahnbrechenden Entdeckung der Umprogrammierung menschlicher Hautzellen zu Stammzellen nötig, um die Mechanismen der Umprogrammierung besser zu verstehen, sagte Wiestler im Deutschlandradio Kultur.
Es gebe heute sehr viel bessere menschliche Stammzelllinien als die im Jahr 2001 gewonnenen. Er plädierte für "einen rollierenden Stichtag", um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken.
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Wiestler warnte davor, die embryonale Stammzellforschung aufzugeben. Langfristig verspreche die neue Entdeckung zwar, dass man die Nutzung embryonaler Stammzellen umgehen und von jedem Menschen eigene Stammzellen herstellen könne. Derzeit brauche man aber noch embryonale Stammzellen für die Forschung, unter anderem damit keine Viren mehr zur Übertragung von Genen eingesetzt werden müssten.

Für die Umprogrammierung der Hautzellen zu Stammzellen hätten Viren vier Gene in die Hautzellen eingeschleust. Die Trägerviren könnten aber das Erbgut der Zellen schädigen und Tumoren verursachen. Die Vermeidung der Viren sei bei entsprechender Forschung "technisch machbar", sagte der Stammzellforscher.

"Mit einer maßvollen Anpassung der Stichtagsregelung und dieser neuen Möglichkeit der Umprogrammierung hat der Wissenschaftsstandort Deutschland jetzt eine Chance", sagte der Forscher. Die Umprogrammierung von Hautzellen sei aber in Deutschland praktisch nicht möglich gewesen, weil die Kerninformationen hierfür aus der embryonalen Stammzellforschung kämen.


Das vollständige Gespräch mit Otmar Wiestler können Sie bis zum 22. April 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. ( MP3-Audio )
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