Wiener Staatsoper

Rigoletto versagt die Stimme

Eingesprungen im 3. Akt: Paolo Rumetz als Rigoletto, hier mit Erin Morley als Gilda
Eingesprungen im 3. Akt: Paolo Rumetz als Rigoletto, hier mit Erin Morley als Gilda. © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Von Franziska Stürz · 20.12.2014
Das war der GAU für die Wiener Staatsoper: Bei der Premiere von "Rigoletto" musste Simon Keenlyside, der Sänger der Titelpartie, mitten im Duett mit Gilda die Bühne verlassen. Anschließend war die Luft raus.
Man hätte es vorher nicht geahnt, dass der international gefragte britische Bariton bereits länger gegen ein Virus kämpfte. Schon die Generalprobe war aber vom Ensemblemitglied Paolo Rumetz übernommen worden, um den Star zu schonen. Dies gesteht Intendant Dominique Meyer sichtlich geknickt dem Publikum nach der zweiten Pause.
Vorher hatte Simon Keenlyside nach schauspielerisch und auch sängerisch absolut überzeugender Leistung auf der Bühne die Stimme und die Nerven verloren und war mitten im Duett mit Gilda von der Bühne gegangen. Er kehrte zwar zurück, war aber sichtlich von der Rolle. Große Aufregung und ein kompletter Spannungsverlust der bisher durchaus interessanten und fein angelegten Inszenierung von Pierre Audi waren die Folge. Der in der letzten Zeit durch Skandale wie den Rücktritt von Franz Welser-Möst schwer geplagte Intendant Dominique Meyer bat um Verständnis, und tatsächlich sang der mutige Einspringer Paolo Rumetz die Vorstellung in Anbetracht der Situation souverän zu Ende.
Schade für den Gesamteindruck dieser Premiere, denn Dirigent Myung-Whun Chun präsentierte mit dem bestens aufgelegten Staatsopern-Orchester einen bei hoher Energie sehr flexiblen, spannenden Verdiklang. Das passte gut zu der kultiviert statt auftrumpfend singenden Besetzung. Pjotr Beczala war als Herzog von Mantua der strahlende Tenorheld des Abends, und auch das Ensemble der Staatsoper in den weiteren Solopartien konnte überzeugen.
Kindlich zart im hölzernen Käfig
Die Gilda von Haus-Debütantin Erin Morley klang kindlich zart und süß in dem hölzernen Käfig, den Bühnenbildner Christof Hetzer ihr gebaut hat. Zusammen mit dem goldenen Käfig des Herzogspalastes bietet die Bühne einen durchaus spannenden abstrakt-modernen Kontrast zu den üppigen Renaissance-Kostümen. Obwohl ja Männer mit strähnigem Langhaar in Pluderhosen immer irgendwie albern aussehen − als ironisches Shakespeare-Zitat mit Zeigefinger auf die verstaubte Staatsoperntradition geht das in Ordnung.
Als Ort der verlorenen Hoffnungen gibt es bei Audi und Hetzer einen toten Wald, der die gequälte Kreatur des "Rigoletto" schon ganz zu Beginn der Oper umgibt. Audi hat großen Wert auf die Personenführung gelegt, so dass die komplexen Charaktere klar erkennbar werden. Auch zeigt er die Ermordung des Grafen Monterone auf der Bühne und damit die konsequente Grausamkeit des Herzogs. Es hätte ein runder Abend werden können.
Bleibt nur, der Wiener Staatsoper mehr Glück für die Folgevorstellungen zu wünschen und dem Publikum einen gesunden, ebenso intensiv spielenden Darsteller, wie Simon Keenlyside es eineinhalb Akte der Premiere war.
Informationen der Wiener Staatsoper zur Inszenierung von "Rigoletto"
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