Wiedersehen unter ungünstigen Vorzeichen

Vorgestellt von Hannelore Heider · 23.04.2008
Die Geschwister Wendy und Jon Savage haben kaum Kontakt zueinander. Das ändert sich, als ihr Vater zum pflegebedürftigen Demenzkranken wird. Hatten sie als Kinder unter seinen Misshandlungen gelitten, müssen sie sich jetzt um ihn kümmern. "Ein Schatz zum Verlieben" ist eine mäßig unterhaltsame Schmonzette. "Blöde Mütze" ist ein einfühlsamer Kinderfilm, in dem ein Junge sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden und mit unerwarteten Gefühlen kämpfen muss.
"Die Geschwister Savage"
USA 2007. Regie: Tamara Jenkins. Darsteller: Laura Linney, Philip Seymour Hoffman, Philip Bosco. FSK: ab 12 Jahre. Länge: 114 Minuten

Nicht dass das Leben der Geschwister Wendy und Jon Savage gut läuft, aber an diesen Fall hatten beide nie gedacht - dass sie sich plötzlich um ihren alten Vater kümmern müssen! Weit weg von ihrem Alltag lebt der alte Mann in einem sogenannten "Seniorenparadies" in Arizona. Als seine Lebensgefährtin stirbt, muss er raus aus dem Haus, denn ihr Vater ist mittellos und ein Pflegefall. Aber die fortschreitende Demenz hat aus dem alten Mann keinen netten Mann gemacht. Als Kinder schon hatten sie unter seinen Schlägen und Misshandlungen gelitten, jetzt stehen sie vor der Anforderung, sich um ihn kümmern zu müssen, der sich doch nie um sie gekümmert hat.

Unterschiedlich sind die Charaktere der Geschwister, unterschiedlich ihr Fortkommen als Erwachsene, doch eines haben sie gemeinsam: Die Gedanken an die quälende Kindheit waren ganz unten im Bewusstsein vergraben. Sie wohnen in verschiedenen Städten, Jon ist äußerlich erfolgreich Literaturprofessor, Wendy jobbt und hofft, ein mal ein Theaterstück zu schreiben. Glückliche Beziehungen haben sie beide nicht, auch kaum Kontakt untereinander. Jetzt stehen sie vor dem Unabänderlichen - einen alten Mann im Rollstuhl menschenwürdig unterbringen zu müssen.

Tamara Jenkins verfolgt mit ihren Protagonisten all die Wege, die man dabei gehen muss, spart die realistischen Details des Verfalls und der makaberen "Zukunfts"-Vorsorge so wenig aus, wie die Wut und Hilflosigkeit der Kinder. Dabei gelingt ihr trotz allem befreiender Humor und ein vorsichtiges Sich-Annähern der erwachsenen Kinder. Das ist auch für den Zuschauer befreiend, da man den hervorragenden Darstellern Laura Linney und Philip Seymour Hoffman die Meisterung dieser Zumutung von Herzen wünscht.


"Ein Schatz zum Verlieben"
USA 2007. Regie: Andy Tennant. Darsteller: Matthew McConaughey, Kate Hudson, Donald Sutherland, Ray Winstone. FSK: ab 12 Jahre. Länge: 112 Minuten

In diesem Fall sagt der deutsche Titel mal genau, worum es geht: um eine Schatzsuche und eine Liebesgeschichte. Gemeinsame Abenteuer haben Finn (Matthew McConaughey) und Tess (Kate Hudson) einstmals sogar in den Hafen der Ehe geführt, doch dieses Anlanden war so erfolglos wie die Schatzsuche. Jetzt will sich Tess von ihrem unzuverlässigen, ewig Schulden und Ärger machenden Ehemann scheiden lassen. Der Termin steht schon fest, sie versucht derweil solo einen neuen Finanzier für ihre Unternehmungen zu finden.

Doch als sie ihn in dem großzügigen Millionär und vor allem Luxus-Jacht-Besitzer Nigel Honeycutt (Donald Sutherland) schon fast gefunden hat, entert ein Schiffbrüchiger die Reling und das ist kein anderer als ihr Ehemann Finn. Notgedrungen gehen sie jetzt wieder gemeinsam auf Schatzsuche, wobei dem Rosenkrieg der beiden mindestens ebenso viel Raum in diesem Filmchen gegeben wird, wie der Schnitzeljagd nach einem Goldschatz aus dem 18. Jahrhundert, auf den natürlich auch andere, ehemalige Kumpel und böse Gangster, scharf sind.

Ein bisschen coole Action am Beginn des Filmes, viel sonniges Karibik-Flair und zwei sonnengebräunte, blonde Hauptdarsteller, deren Sexappeal penetrant auf der Kameralinse festgeklebt scheint, sorgen für nur mäßige Unterhaltung. Hier wird nichts anderes geboten als eine Neuauflage erfolgreicher Abenteuerfilme à la "Der Schatz der Tempelritter" oder Wellenreiter-Schmonzetten wie "Deep Blue". Die Dialoge sind lang und unergiebig und aus den mit Donald Sutherland und Ray Winstone bestens besetzten Nebenrollen wird viel zu wenig Kapital geschlagen.

"Blöde Mütze"
Deutschland 2007. Regie: Johannes Schmid. Hauptdarsteller: Johann Hillmann, Konrad Baumann, Lea Eisleb, Stephan Kampwirth, Inka Friedrich. FSK: ab 6 Jahre. Länge: 93 Minuten

<im_44156>"Blöde Mütze!" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FOLMSTART)</im_44156>Regisseur Johannes Schmids Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuches seines Bruders Thomas erzählt mit Poesie und Humor die Geschichte des 12-jährigen Martin (Johann Hillmann), der gerade mit seinen Eltern in den kleinen Ort Bellbach gezogen ist. Der eher kleine und stille Junge mit dem "Champions"-Basecap, das ihn erwachsener aussehen lassen soll, hat noch keine Freunde. Schlimmer noch, er macht sich schon am ersten Tag den großen blonden Oliver (Konrad Baumann) zum Feind und ausgerechnet der ist der Freund des Mädchens, in das sich Martin vom ersten Augenblick an verliebt. Silke (Lea Eisleb) aber ist ein kluges Mädchen, das die Streithähne versöhnen will.

Doch um Konkurrenz und Sich-Durchsetzen geht es in diesen schönen Sommerbildern schon. Die Probleme der Jungen, auch die verborgenen zuhause, werden durchaus ernst genommen, wobei sich die Erwachsenen diesmal angenehm zurückhalten. Das hebt den Film von anderen Produktionen mit deutschen Kinostars ab, obwohl die Leistungen der jungen Darsteller im internationalen Vergleich nicht herausragend sind. "Blöde Mütze" lief erfolgreich im Wettbewerb des Kinderfilmfestes der Berlinale 2007.
Kate Hudson und Matthew McConaughey in "Ein Schatz zum Verlieben"
Kate Hudson und Matthew McConaughey in "Ein Schatz zum Verlieben"© AP