Wie ist Pommern unter Palmen?

Von Almuth Knigge · 20.10.2009
Neu-Hamburg und Neu-Berlin, Pomerode und Blumenau: Das sind nur einige Namen von zirka 230 deutschen Siedlungen, die im 19. Jahrhundert in Brasilien entstanden sind. Für die Auswanderer aus Deutschland war Brasilien eines der wichtigsten Aufnahmeländer in Lateinamerika. Das 20.000-Einwohner-Städtchen Pomerode behauptet von sich, die deutscheste Stadt Brasiliens zu sein.
Ein Reiseführer schreibt: Ein Tagesabstecher in die Puppenstubenwelt der Pommern-Kolonie im brasilianischen Bundesstaat Santa Caterina ist wie ein Trip in ein anderes Jahrhundert. In Fachwerk unter Palmen wird deutsche Gemütlichkeit und Innigkeit gepflegt. (Platt-)Deutsch ist Umgangssprache, und jeder Besucher aus der "alten Heimat" wird herzlich empfangen.

Was ist heute noch deutsch an Pomerode und wie deutsch sind seine Bewohner? Zwei von ihnen haben jetzt Vorpommern besucht und zusammen mit Schülern an einem Greifswalder Gymnasium die Geschichte ihrer gemeinsamen Vergangenheit und Gegenwart erforscht.

Werbefilm: "Meine sehr verehrten Damen und Herren. Herzlich willkommen zu einer unvergesslichen Reise. Sie sind eingeladen, ein äußerst überraschendes und gastfreundliches Bundesland Brasiliens kennenzulernen. Schnallen Sie sich an, Santa Caterina, wir kommen"."

Wenn es ein deutsches Paradies gibt – dann müsste es Santa Catarina heißen: Im Werbefilm der brasilianischen Tourismuszentrale rollen sanfte Wellen an puderweiße Strände. Im Regenwald blühen Strelitzien, Bromelien und Orchideen um die Wette. Und was das schönste ist: Sahnetorte wird groß geschrieben auf der regionalen Speisekarte und – ja! – man spricht deutsch….

Werbefilm: ""Sie finden Santa Caterina im Süden Brasiliens in einer strategisch günstigen Lage zwischen den größten Märkten des Landes und Märkten des Merco Suz."

Statt Eichen wachsen hier zwar nur Palmen, aber ansonsten ist in Pomerode fast alles "wie in der guten alten Heimat". Es gibt Bier und Volksmusik, Dirndl und Entenbraten. Südlich von Sao Paulo, kurz vorm Atlantik, liegt dieses Deutschland im Mini-Format, in dem sich Mitte des 19. Jahrhunderts tausende Auswanderer aus Pommern niederließen. Noch heute fühlen sich ihre Nachfahren der alten Heimat eng verbunden. Man ist stolz auf die Vorfahren, die, das bergige Land einst urbar gemacht hatten.

Werbefilm: "Weiter nach Norden erreichen wir das Tal Valeo Europeo. In dem von deutschen Einwanderern ausgesuchten Gebiet erhalten heute Städte wie Pomerode die kulturellen und kulinarischen Traditionen. Dieses Erbe drückt sich in der Kultur, in den regionalen Festen und dem frohen und gastfreundlichen Verhalten seiner Bewohner aus. Im Oktober begeistert Blumenau Touristen aus dem ganzen Land mit seiner ansteckenden Fröhlichkeit des Oktoberfestes."

Andere Seite des Globus: Greifswald, Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium. Morgens um 7 Uhr 30. Auf dem Unterrichtsplan der zehnten Klasse steht "Globale Entwicklung" - eine Mischung aus Sozialkunde und Geschichte. "Globale Entwicklung" ist neu und ein Wahlpflichtfach. Entsprechend "euphorisch" sind die Schüler bei der Sache.

"…Dass sie sich mehr mit Brasilien identifizieren und keine Beziehung mehr zu deutschen Traditionen haben..."

Der Lehrer sitzt in der letzten Reihe, macht sich Notizen. Den Unterricht haben andere übernommen. Dorothea und Leonie, zwei Studentinnen aus Greifswald und Berlin, und Beatriz und Endrigo, zwei Brasilianer mit deutschen Wurzeln. Das Deutschland, das die beiden jungen Pädagogen in diesem Sommer kennengelernt haben, ist ganz anders, als sie es aus den Erzählungen ihrer Familien kennen.

Beatriz: "Als ich hierher gekommen bin, da habe ich gedacht, das wird wohl so wie Pomerode sein, da werden sie wohl so ähnlich leben, es gibt wohl noch viele Tradition und dann kam ich und dann war fast nix mehr."

Endrigo: "Ich meinte, dass die DDR-Zeit Einfluss nicht so stark war."

Fachwerk statt Beton, Bauernhäuser, Plattenbauten. An Pomerode und dem benachbarten Blumenau ist die DDR natürlich spurlos vorbei gegangen. Hier sieht es nicht nur aus wie in Süddeutschland. Hier wird auch das zweitgrößte Oktoberfest nach München gefeiert.

"Lernen aus Migration – Pommern als gemeinsame Heimat" so heißt das Projekt, das Inwent, die Internationale Weiterbildungs und Entwicklungs-GmbH, erarbeitet hat und das das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bezahlt. Ziel ist, unter dem Stichwort "entwicklungsbezogene Bildung" die globale Vernetzung junger Leute voranzutreiben.

Praktisch geht das so: Schüler in Greifswald und Schüler im brasilianischen Pomerode treffen sich im - im sogenannten Chat der Welten und lernen sich kennen. Aber wie sieht die Praxis aus?

Aldo: "Hallo hier ist Aldo, hier ist es 13 Uhr 2"."

Luisa: ""Hallo, ich bin Luisa, die Koordinatorin"."

Darlan: ""Guten Tag"."

Spring: ""Guten Abend, hier ist Ludwig Spring"."

Beatriz: ""Hallo liebe Brasilianer"."

Luisa: ""Wenn dann alle da sind, dann gebe ich mal ein paar Richtlinien aus, um den Chat für uns alle einfacher zu machen"."

Franziska: ""Hallo, ich bin Franziska"

Darlan: "Hallo Deutschen, alles gut mir ihr?"

Luisa: "1. Antwortet genau auf die Aufgaben und Fragen und schreibt eindeutige Antworten"."

Aldo: ""Hallo lieben Greifswalder guten Tag"."

Luisa. ""2. geht auf die Antworten der anderen Teilnehmer ein"."

Beatriz: ""Hallo, ist Cristina auch da?"

Darlan: "Wie ist am Deutschland?"

Mayra: "Hallo"."

Endrigo: ""Hallo guten Tag Leute, hier bin ich, Endrigo"."

Luisa: ""OK. wir können ja mal anfangen;: definiert mal eure Beziehung zu Pommern."

Luisa: "Ist Pommern eure Heimat……..alle dürfen teilnehmen"."

Beatriz: ""Meine Heimat ist Brasilien"."

Spring: ""Ich bin ein Zugereister aber lebe seit einem Viertel Jahrhundert in Vorpommern. Zuvor habe ich genauso lange in Sachsen gelebt"."

Franziska: ""Für mich ist Pommern die Gegend in der ich aufgewachsen bin, Aber ich würde es nicht als meine Heimat bezeichnen, weil ich aus einem anderen Teil Deutschlands hierher gezogen bin."

Es läuft etwas zäh am Anfang - vielleicht auch, weil der Charme des Raums dem einer Bahnhofshalle ähnelt.

Luisa: "Liebe Brasilianer, sagt mal was"."

Aldo: "Sehr interessant, Herr Spring, Ich bin geboren in Südbrasilien, im Bundesstaat Rio Grande do Sul, in eine dort pommersche Siedlung"."

Darlan: "Ich bin in Pomerode geboren, die Stadt ist sehr schön:
Ick sei mi als brasilianer aber ok als ziemlich echt pommer"."

Cristina: ""Ich bin in Brasilien geboren, in Pomerode. Pomerode liegt im Bundesstaat Santa Caterina. Und das bleibt in Südamerika:"

Pomerode und Greifswald sind an diesem Abend höchstens vier Minuten entfernt. So lange dauert es zumindest, bis die Antworten auf der anderen Seite des Atlantiks auf dem Bildschirm erscheinen.

Maira: "Hallo"."

Beatriz: ""hallo Maira"."

Maira: ""Ich wurde geboren in Pomerode, ich liebe sehr die Stadt
Ich bin brasilianer und Pommer"."

Darlan: ""Meine Eltern heißen Doris Koepp und Rudibert Krause
Ich bin Brasilianer und Deutsch"."

Beatriz: ""Und gefehlt es dir in Pomerode, Vilmar?"

Franziska: "hey Maira: Sag mal, würdest du Pommern als deine Heimat bezeichnen? Und was findest du an Pomerode am schönsten?"

Maira: "Ahh in Pomerode es so viele gute Dinge, ist eine kleine Stadt aber sehr organisiert"."

Pomerode liegt im Vale Europeu, im Europäischen Tal. So wird es genannt, weil sich hier vor allem Deutsche, Italiener und Polen angesiedelt haben. Auf 22.000 Einwohner kommen 16 Schützenvereine, und ein Restaurant namens "Wunderwald" mit Eisbein und deftiger Schlachtplatte auf der Speisekarte. Im Café "Tortenparadies" werden Schwarzwälder Kirsch und echte pommersche Sahnetorte serviert. Und wer daheim selbstgefangenen Fisch braten will, wirft seinen Köder in den Angelteich "Zum lustigen Pommern".

Nach den überlieferten historischen Dokumenten trafen die ersten Pommern 1861 in der Region ein. Entbehrungen der weiten Reise, das ungewohnte Klima und Krankheiten wie Gelbfieber rafften viele von ihnen schon in den ersten Jahren dahin. Die, die überlebten, gründeten 1863 entlang dem Fluss Testo "die Kommune mit den meisten Deutschen in Brasilien". Wer in die kleine Stadt fährt, der wird am "Tor der Einwanderer" empfangen. Fachwerk und roter Backstein grüßen aber bereits weit vorher schon. Die "Heimwehhäuser" nennen die Einwohner die kleinen Bauernhäuser entlang der Einfallsstraßen. Heimweh nach Pommern, das ihre Vorfahren in Scharen verließen. 1,5 Millionen Bewohner gab es in Pommern um 1900. In den 50 Jahren davor sind 350.000 Pommern ausgewandert. Heute ist die Situation ähnlich: nur dass es die Pommern nicht auf die andere Seite des Globus zieht, sondern gen Westen – Auskunft über die Gründe gibt ein kleines Gedicht aus dieser Zeit

""Leb wohl du undankbar Vaterland, wir gehen in ein anderes Land. Wir segeln nach Brasilia, nur die Schulden lassen wir da. Wir suchen einen neuen Strand, wo wir finden Gold wie Sand. Hurra, Hurra, bald sind wir in Brasilia."

Kurz vor Ende des Schuljahres. Hochoffizieller Termin im Pommerschen Landesmuseum. Das Museum ist Partner bei dem Projekt. Heute also müssen Ergebnisse aus dem Unterricht präsentiert werden. Die Schüler sollen virtuelle Visitenkarten über ihre Heimat, über die Architektur, das Essen, die Sitten und Gebräuche zeigen. Was ist übrig geblieben vom historischen Pommern? Wir sehr ähnelt es dem, was in Brasilien unter pommerscher Kultur verstanden wird? Das alles wird ausgestellt auf einer Internetseite. Irgendwann, nach vielen anderen Projekten in vielen anderen Ländern soll dann eine virtuelle Weltkarte mit vielen Visitenkarten entstehen. Der Museumsdirektor ist da, die Geldgeber sind da und Luisa Menzel, die Projektkoordinatorin, ist etwas nervös.

"Ich begrüße Sie natürlich alle sehr herzlich, dass Sie hierhergekommen sind zu den Endveranstaltung der Nordphase des Projektes 'Lernen aus Migration, Pommern als gemeinsame Heimat', mit dem Chat der Welten. In dieser Veranstaltung soll es darum gehen, zu zeigen, was die Schüler und Tutoren inhaltlich zusammengetragen haben und was auch zukünftig gemacht werden wird, sondern es soll auch dafür gesorgt werden, dass alle mitbekommen, wer an diesem Projekt mitgearbeitet hat."

Beatriz ist an der Reihe. Sie heißt mit Nachnamen Krüger. Die Krüger liegen mit ihren 50 Einträgen im pomerodischen Telefonbuch weit an der Spitze vor den Volkmanns und Rahns. Beide Eltern haben einen reinen deutschen Stammbaum. Ihr und ihrer Generation mag das egal sein, aber viele Pomeroder legen immer noch großen Wert darauf. Deutschverderber werden diejenigen genannt, die "Mischehen" eingehen, wohlmöglich Brasilianer oder Einwanderer anderer Nationalität geheiratet haben.

Beatriz: "Ich bin geboren in Pomerode und die Leute einfach, die denken, die Pommernkultur hier noch sehr lebendig ist. Sie sprechen immer so, ja, da gibt's Fachwerkhäuser. Und dann kamen wir hierher und - alles anders, es gibt nicht mehr und ich denk, für die Schüler in Brasilien wird auch sehr interessant sein, die stellen sich Pommern anders vor wie es wirklich ist. Daher auch sehr schön die Visitenkarten, und wie sie es gemacht haben, wie Pommern heute ist"."

Dorothea: ""Mein Name ist Dorothea Dentler und ich bin eine der Tutoren und was uns jetzt die drei Schüler gleich zeigen werden, sind sogenannte Visitenkarte über Pommern. Also sie hatten die Aufgabe, ihr Pommern hier anzugucken und unter verschiedenen Aspekten Sachen herauszuarbeiten, die sowohl für das historische Pommern interessant war, aber auch vor allem sollten sie den Bogen auch auf heute schlagen, also was bedeutet Pommern für sie heute. Heute kann ich in Pomerode erkennen, was aus Pommern genau ist"."

Beispiel Architektur: Fritz und seine Powerpointpräsentation

Bis zur Wende 1989 war der Inbegriff von "typisch deutsch" für sie "typisch bayrisch" mit Lederhosen und Weißwürsten. Nach dem Krieg war Franz-Josef Strauss einer der ersten, der wieder Kontakt aufgenommen hat zu den brasilianischen Siedlern. Doch das Bild vom Land der Vorfahren änderte sich mit der Möglichkeit, es bereisen zu können. Dass Pommern heute zum Teil polnisch ist, wissen viele immer noch nicht. Aber das Bild von Pommern ändert sich heut mit den Medien.

Zurück in der Schule: Das Interesse am Chat wird größer:

Luisa: ""jetzt, wo ihr alle eure Heimat definiert habt, was ist typisch für diese Heimat"."

Vilmar: ""Jetzt haben wir Winter. Die Temperatur ist gesunken, manchmal bis 5 Grad"."

Cristina: ""Pomerode ist ein Tal und von Walden umgeben. Wir haben hier einen schönen Zoo."

Franziska: "Für Pommern ist denke ich die Landschaft sehr typisch. Und auch die Küste mit der Ostsee. Es ist im Gegensatz zu Berlin ziemlich ruhig."

Mayra: "Pomerode ist klein und still"."

Vilmar: ""Ich habe gerade einen film von Schweiz gesehen: Heidy."

Franziska: "Kennt jemand von euch das Lied Rockn Rollmops?"

"Rockn Rollmops" ist kein weltweiter Hit geworden – aber New Rose, so heißt die Band aus Pomerode, hat es damit zu einiger Berühmtheit gebracht. Vielleicht, weil es die Befindlichkeit der Pommern unter Palmen kaum besser beschreiben kann – globalisierter Alltag in pommerscher radition. Das Grundgefühl der Pomeroder Jugend ist mittlerweile multikulturell.

Die Geschichte ist dem Alltag entliehen. Ein Vater geht mit seinem Sohn in eine Kneipe, wo er ihm was Ekelhaftes zu essen vorsetzt: Rohen Fisch mit Zwiebeln. Doch bei Fisch mit Zwiebeln schwelgen die Alten in Erinnerungen, beugen sich die Jungen der stinkenden Tradition, denn die Ahnen soll man ehren und die haben den Rollmops nach Pomerode gebracht. Heute wird daraus Rock n’ Rollmops – ein Augenzwinkern auf die Tradition.

Zurück am Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Der letzte Chat vor den Ferien: Die Schüler haben sich schon fast ein wenig angefreundet. Sie sind neugieriger aufeinander geworden. Leonie und Dorothea brechen bald auf nach Brasilien, um das Projekt dort fortzuführen. Die beiden haben viel vor. Sie wünschen sich, dass die Schüler mit dem neuen Wissen die deutsche Migrationsdebatte aus einer anderen Perspektive betrachten. Hier in Vorpommern, wo das vermeintlich Fremde so skeptisch betrachtet wird und die jungen Leute in Scharen das Land verlassen. Wie vor 150 Jahren.

Dorothea: "Also ich denke, die bekommen in beide Richtungen die Möglichkeit, durch ne andere Perspektive etwas neu zu bewerten. Und genau das wünsche ich mir, dass das auch stattfindet und dass sich diese neue Perspektive dann wiederum auch potenziert, das wäre das Beste."

"Es gibt ja in Deutschland diese Ansicht, dass alles besser wäre, wenn sie sich doch nur besser integrieren würden. Dann gäbe es diese Probleme nicht. Auf der anderen Seite gibt es ja auch die Forderung, dass Türken zum Beispiel Türkisch-Unterricht bekommen sollen, um wenigstens in einer Kultur ihre Wurzeln zu finden, das ließe sich dann mal aus einer ganz anderen Perspektive beleuchten."

Was ist bei den Schülern hängengeblieben? Bei Fritz – und Franziska, beides Binnen-Migranten sozusagen, die mit ihren Eltern aus dem Westen in die Universitätsstadt an der pommerschen Küste gekommen sind.

Franziska: "Dass die Leute denken, sie wären deutsch, oder sie wüssten, wie Deutschland ist, aber in Wirklichkeit haben sie sich ganz anders entwickelt als Deutschland."

Fritz: "Ich weiß, dass es in Brasilien eine deutschsprachige Kolonie gibt, ich weiß, dass es in Wisconsin so etwas gibt, und ja ich weiß, dass es da Leute gibt, die immer noch Deutsch reden und Süddeutschland für Pommern halten."

Franziska: "Identität ist einfach die Erinnerung an das Zuhause, an die Umgebung, in der man aufgewachsen ist."

Haben sie einen anderen Blick darauf bekommen, was deutsch ist?

Aldo: "Hallo liebe Freundinnen und Freunde aus Greifswald."

Luisa: "hallo: heute lautet das Thema Vorurteile über Pommern
Die erste Frage an die Brasilianer, was glaubt ihr, wie es in Deutschland aussieht?"

Franziska: "denkt ihr, wir gehen in lederhose zur schule und hören Volksmusik?"

Cristina: "Gibt es in Deutschland auch arme Leute?"

Fritz: "Also noch mal, denken unsere Freunde von der anderen Seite des Atlantiks, die 12 Flugstunden weg leben, dass sie pommersche Kultur leben?"

Wie sieht der Blick auf den jeweils anderen aus? Keine leichte Frage für Beatrice und Endrigo, selbst nach drei Monaten Greifswald nicht . Was ist typisch deutsch und typisch brasilianisch, hat man sie immer gefragt. Das Brot, haben sie geantwortet, und dass die Menschen hier viel ungeduldiger sind. Und die Schokolade schmeckt besser. Endrigo hat für seine Mutter eine Kuckucksuhr gekauft. Ein bisschen Klischee muss sein. Und es stört ihn, dass die Deutschen Brasilien immer noch als Entwicklungs- oder Schwellenland sehen. Mehr Selbstbewusstsein will er den brasilianischen Schülern vermitteln. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass letztendlich doch alles nur menschlich ist. Ob im pommerschen Greifswald – oder in dem unter Palmen.

Endrigo: "Assimiliation, Integration, das klingt so groß. Es ist schwierig zu sagen, wie ist Brasilien oder wie ist Deutschland, um zu vergleichen, weil es ist mehr menschlich als regional."

Menschlich wird es dann gang zum Schluss auch im Chat. Oder besser "privater"

Mayra: "Fritz, bist du facebook"."

Beatriz: ""Fritz, pass dich auf"."

Mayra: ""Wie ist Deutschland, ich möchte ein tag kommen?"

Franziska: "Nur einen Tag?"

Mayra: ""Ich werde dir die Woche email schicken"."

Luisa: ""Gut, wenn es jetzt privat wird und keine Fragen mehr sind, dann verlassen wir in Deutschland jetzt den Chat"."

Fritz: ""Tschüß"."

Vilmar: ""Tschüss lieben Greifswalder"."

Fransiska: ""Au revoir"."

Robert: ""Knutschi"."

Mayra: ""Küsses"."