Wie es sich anfühlt, Burka zu tragen

"Für mich hatte das nichts Lustiges"

Afghanische Frau mit Burka
Afghanische Frau mit Burka © AREF KARIMI / AFP
Sabina Matthay im Gespräch mit Nana Brink · 19.08.2016
Sabina Matthay war als ARD-Korrespondentin in Südasien unterwegs. In Afghanistan verhüllte sie sich während der Arbeit mit einer Burka, die sie als Benachteiligung von Frauen empfindet. Ihre Kolleginnen in der Heimat hatten einen ungewöhnlichen Wunsch.
Naqib oder Burka – die Ganzkörper- und Gesichtsverhüllung muslimischer Frauen - sind in Deutschland in der Öffentlichkeit nicht sehr häufig zu sehen. Und wenn es nach der Mehrzahl der CDU-/CSU-Innenminister geht, soll das auch so bleiben. Heute präsentieren sie ihren Forderungskatalog für mehr Sicherheit in Deutschland. Dazu gehört auch ein Burka-Verbot, das jedoch offenbar in einigen Punkten abgeschwächt werden soll.
Sabina Matthay, ehemalige ARD-Korrespondentin für Südasien, jetzt freie Autorin.
Sabina Matthay, ehemalige ARD-Korrespondentin für Südasien, jetzt freie Autorin.© Deutschlandradio / Cara Wuchold
Wie es sich konkret anfühlt, in der Öffentlichkeit eine Burka tragen zu müssen, berichtet Sabina Matthay, ehemalige ARD-Korrespondentin für Südostasien. Matthay hatte häufig in Kabul zu tun und musste sich dem Verhüllungsgebot unterwerfen. Unter den meist aus China importierten Burkas sei es heiß und stickig. Vor allem aber: Man sehe nichts.

Das Mitbringsel als Faschingskostüm

"Ich habe immer wieder Kolleginnen gehabt, die wollten, dass ich Ihnen eine Burka mitbringe – weil sie das lustig fanden oder sie im Fasching tragen wollten. … Aber für mich hat das überhaupt nichts Lustiges. Für mich ist das ein extremes Zeichen von Behinderung von Frauen, von Benachteiligung von Frauen – und deshalb habe ich mit der Burka freudig abgeschlossen."
In den Gebieten, in denen die Taliban dominant gewesen seien, habe sie sich zwingend "unkenntlich machen" müssen. Selbst unterwegs im Auto habe sie sich der "Anonymisierung" unterworfen. "Dort werden Frauen in der Burka gar nicht erst auf die Straße gelassen", sondern würden gleich mit dem Auto von einem Ort zum nächsten transportiert, immer in männlicher Begleitung: "Die Frauen, die haben stets einen Mann dabei – sei es ein fünfjähriger oder ein fünfzehnjähriger oder ein anderer Mann, der einen quasi führt."
Am Ende ihrer Tätigkeit habe sie ihre Burka "der ARD als Arbeitskleidung in Rechnung gestellt und sie dann meiner Nachfolgerin übergeben."
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