Wie die Zeit vergeht

18.02.2014
Je älter, desto reibungsloser: Mit atemberaubender Leichtigkeit komponiert und dirigiert Peter Eötvös im Jahr seines 70. Geburtstages. Die Kölner Philharmonie feiert diese große Musikerpersönlichkeit mit einem Programmschwerpunkt.
Der Komponist und Dirigent Peter Eötvös stammt aus Ungarn und ist heute ein künstlerischer Weltbürger – auf dem Weg dorthin spielte das Kölner Musikleben eine wichtige Rolle. In den 1970er Jahren wirkte Eötvös im Ensemble von Karlheinz Stockhausen mit – eine Verbindung, die bis heute fortwirkt, denn im Rahmen des kleinen Eötvös-Festivals in der Kölner Philharmonie wird es auch ein abendfüllendes Stockhausen-Programm geben (Deutschlandradio Kultur wird dieses Konzert mit Stockhausens „Momenten“ am 4. April übertragen).Das heutige Programm widmet sich – nicht unpassend zu einem Geburtstag – dem Vergehen der Zeit. Gleich drei klassische Werke des 20. Jahrhunderts reflektieren die Entfaltung des Klangs in die Zeit und prägen Formmodelle kontinuierlicher, nicht umkehrbarer Entwicklungen.Claude Debussys spätes Ballett „Jeux“ (mit dem Titel ist das Tennisspiel gemeint) kann dabei geradezu als eine Gründungsurkunde der zeitgenössischen Musik interpretiert werden, da Debussy das Prinzip permanenter Entwicklung niemals konsequenter umsetzte als hier. Damit schuf er auch eine Vorlage für Strawinsky, der sich in seinen Bläsersinfonien nicht nur auf „Jeux“ bezog, sondern seinem verstorbenen Freund Debussy auch ein ergreifendes Klangdenkmal schuf. Beide Komponisten wiederum waren Vorbilder von Olivier Messiaen, der in „Chronochromie“ die „Farbe der Zeit“ Musik werden lässt.Bleibt der Jubilar selbst: Für den fulminanten österreichischen Schlagzeuger Martin Grubinger hat Eötvös kürzlich sein Werk „Speaking Drums“ geschrieben – eine Herausforderung für den Virtuosen, dem nichts zu schwer zu sein scheint. Hier aber muss Grubinger nicht nur Schlagzeug spielen, sondern auch noch Texte rezitieren – auf Ungarisch, versteht sich…
Kölner Philharmonie
Aufzeichnung vom 16.02.2014

Igor Strawinsky
Symphonies d’instruments à vent

Peter Eötvös
„Speaking Drums" für rezitierenden Schlagzeuger und Orchester
(Text von Sándor Weöres)

ca. 20:40 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Claude Debussy
„Jeux" - Poème dansé für Orchester

Olivier Messiaen
„Chronochromie" für großes Orchester

Martin Grubinger, Schlagzeug
Musiker der MCO Academy am Orchesterzentrum NRW
Mahler Chamber Orchestra
Leitung: Peter Eötvös