Wenn Zuckerkranke Sport treiben

Mit Diabetes auf dem Fußballplatz

Neutraler Lederball - Fußball-Symbolbild
Viele Diabetiker lassen sich von ihrer Krankheit nicht vom Sport abhalten. © imago
Von Sonja Gerth · 25.10.2015
Diabetiker müssen beim Sport besonders gut auf ihren Körper und seine Bedürfnisse hören. So wie die 13-jährige Catalina aus Lübars bei Berlin. Sie spielt trotz Diabetes Fußball in der C-Jugend.
Geschicklichkeitsübungen mit dem Ball sind angesagt bei der weiblichen C-Jugend des FC Lübars, im Norden von Berlin. Fast 20 junge Mädchen werfen ihre Bälle in die Höhe und üben, sie zu kontrollieren, wenn sie wieder hinunterkommen. Eine von ihnen, mit wippendem Pferdeschwanz, ist Catalina. Die 13-Jährige ist voller Eifer bei den Übungen dabei, denn für sie ist am wichtigsten:
"Dass ich trotz Diabetes volle Leistung erbringen kann."
Denn dass sie zuckerkrank ist, soll eigentlich Nebensache sein auf dem Platz. Mit einem Jahr wurde bei Catalina Diabetes Typ 1 festgestellt. Das heißt, der Körper kann kein eigenes Insulin produzieren. Catalina trägt eine Insulinpumpe, die die Glukose, also den Zucker im Blut, ständig misst. Wie viel Insulin gespritzt wird, hängt auch davon ab, wie viel Kohlehydrate man zu sich nimmt, also Zucker, Brot oder Nudeln. Diabetiker müssen sich also sehr gut mit Ernährung auskennen. Catalina achtet darauf:
"Dass ich vor dem Training nicht unterzuckert bin oder am Abstürzen bin, damit ich beim Training nicht kurz aussetzen muss, sondern die ganze Zeit dabeibleiben kann."
Bei Unterzuckerung hilft ein Stück Traubenzucker
Denn wenn man Sport treibt, braucht der Körper schnell Energie, das heißt Glukose. Der Blutzucker sinkt. Übelkeit oder Schwindel können die Folgen sein. Im schlimmsten Fall sogar ein Zuckerschock. Doch Catalinas Eltern haben Vertrauen darin, dass ihre Tochter merkt, wenn sie eine Pause machen muss. Falls eine Unterzuckerung eintritt, hilft ganz einfach Traubenzucker essen. Oder, ein bisschen vorausschauender, weil vom Körper schwerer abzubauen, ein Stück Schokolade. Bedenken, dass Catalina mit Diabetes Fußball spielt, hatten sie nie, sagt ihr Vater:
"Es ist ja auch so, dass sie, wenn sie zu niedrige Blutzuckerwerte hat oder zu hohe, dann kann sie auch nicht mittrainieren, dann kann sie nicht spielen. Und insofern gibt es eigentlich nie die Angst, dass etwas passieren könnte."
Immerhin gibt es auch berühmte Leistungssportler mit Diabetes. Der Gewichtheber und Olympiasieger Matthias Steiner ist einer von ihnen. Oder der Fußballspieler Dimo Wache, ehemals bei Mainz 05. Aber der war ja Torwart, sagt Catalina. Vorbilder sind für sie eher andere Feldspielerinnen. Schließlich will sie weder neben noch auf dem Platz eine Sonderbehandlung. Auch wenn Trainer Rainer Lux anfangs dazu neigte, sie zu schonen.
"Haben wir am Anfang zu geneigt, das stimmt. Aber wir haben uns gesagt, nein, warum? Und wir versuchen sie jetzt genauso mit ins Boot zu nehmen wie alle anderen auch. Weil sie es auch wirklich super hinkriegt und selber diesen Ehrgeiz mitbringt und das eigentlich gar nicht will. Und das merken wir auch."
Ein größeres Kompliment für Catalina gibt es wahrscheinlich gar nicht. Sie taucht am liebsten sowieso wieder unter den wippenden Pferdeschwänzen auf dem Platz unter. Eine von 20 ehrgeizigen Fußball-Schülerinnen.
Hören Sie hier auch ein Gespräch mit Meinolf Behrens, Diabetologe und Sportmediziner vom Diabeteszentrum Minden 
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