Weltkindertag

Kinder an die lange Leine!

Kinder an einem See
Kinder brauchten einen Raum, in dem sie sich selbst ausprobieren könnten, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. Wie hier beim Baden in Berlin. © picture alliance / dpa / Foto: Kay Nietfeld
Gerald Hüther im Gespräch mit Christopher Ricke und Anke Schaefer · 01.06.2015
Heutige Eltern sind zu ängstlich und schirmen ihre Kinder zu sehr vor Gefahren ab, meint der Hirnforscher Gerald Hüther und mahnt: Man müsse Kindern die Gelegenheit geben, Fehler zu machen, sonst wüssten sie später nicht, wie man mit Schwierigkeiten umgeht.
Ausgerechnet am Weltkindertag wird das führerscheinlose Paternosterfahren verboten. Damit wird Kindern nicht nur ein großer Spaß verdorben, sondern die Maßnahme ist symptomatisch für eine Gesellschaft, die die Möglichkeiten des Einzelnen immer weiter beschränkt, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, meint der Hirnforscher Gerald Hüther.
Für Kinder sei das besonders schlimm, weil diese dann erst gar nicht die Möglichkeit hätten, Verantwortung zu lernen, betont der Göttinger Neurobiologe. Kinder brauchten einen Raum, in dem sie sich selbst ausprobieren könnten. "Wenn man ihnen keine Möglichkeit gibt, Fehler zu machen, dann wissen sie auch nicht, wie man später mit Schwierigkeiten umgeht." Man könne nicht Laufen lernen, ohne hinzufallen.
Eltern können die Verantwortung nicht auf Experten abwälzen
Allerdings sind heutige Eltern dem Hirnforscher zufolge häufig zu ängstlich, weil sie ständig von irgendwelchen Experten vor neuen Gefahren gewarnt würden. "Wir müssen uns als Eltern einfach daran gewöhnen, dass wir die Verantwortung haben und das selbst abschätzen müssen. Da können Sie keinen Experten fragen, der sagt, ab hier geht das Risiko los", mahnt er. Erwachsene "müssen einfach so viel Verstand haben, dass die merken, was die Kinder schon können und was sie noch nicht können, und das lässt sich eben nun mal alles gesetzlich schwierig regeln".
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