Weltkatastrophenbericht

Der Taifun "Haiyan" und seine Folgen

Umgeknickte Bäume: Zerstörung auf den Philippinen nach dem Taifun Haiyan.
Umgeknickte Bäume: Zerstörung auf den Philippinen nach dem Taifun Haiyan. © picture alliance / dpa / Philippe De Poulpiquet
Der Geograph Fred Krüger im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 16.10.2014
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Naturkatastrophen so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das geht aus dem neuen "Weltkatastrophenbericht 2013" hervor. Oft seien westliche Hilfe und das Verständnis vor Ort nicht kompatibel, kritisiert Fred Krüger, Mitautor des Berichts.
In Genf wurde heute der "Weltkatastrophenbericht 2013" der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften vorgestellt. Danach war im vergangenen Jahr die Zahl der Naturkatastrophen so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Zu den Mitautoren des Berichts gehört Fred Krüger, Professor für Geographie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Katastrophenhilfe müsse immer sehr stark mit dem gesellschaftlichem Handeln und dem kulturellen Hintergrund des jeweiligen Landes verbunden sein, sagte Krüger im Deutschlandradio Kultur. In Krisen- und Katastrophensituation komme es allerdings häufig zu Fehldeutungen:
"Also eine Präventionsleistung, die Katastrophenvorbeugung oder eine Nachsorge nach einer Katastrophe folgen sehr häufig einem stark technischen, stark naturwissenschaftlichen, stark auch strategischen Muster, wie wir das so in westlichen Ländern oder im globalen Norden kennen."
Das lokale Verständnis von Katastrophen beruhe aber häufig auf ganz anderen Überzeugungen, so Krüger. Sie seien oft nicht kompatibel mit diesem technologischen Denken:
"Das führt zu Missverständnissen. Und dann natürlich auch zu einer deutlich verringerten Effizienz des Eingreifens bei Katastrophen. Im schlimmsten Fall sogar zu einer Verschlimmerung der Situation."
In der akuten Krisensituation bleibe häufig sehr wenig Zeit zum Handeln, sagte Krüger. Das zeige sich jetzt auch an der Ebola-Epidemie in Afrika:
"Ebola ist vielleicht ein Beispiel dafür, was man schon Jahre und Jahrzehnte früher hätte tun müssen. Indem man nämlich vor Ort ein Gesundheitsverständnis und ein Bewusstsein für die große Bedeutung von Begräbnissen im südlichen Afrika entwickelt. Und dann schon sehr viel systematischer vorbereitet ist auf eine drohende Katastrophe."
Nach dem heute vorgelegten Bericht starben weltweit rund 22.500 Menschen bei Naturkatastrophen. Die tödlichste Naturkatastrophe war dem Bericht zufolge der Taifun "Haiyan", der im November die Philippinen heimgesucht hatte. Dabei kamen fast 8000 Menschen ums Leben.
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