Kontroverse um Anti-Rassismus-Klausel am Theater Oberhausen

Über Rassismus ins Gespräch kommen

06:21 Minuten
Arpana Aischa Berndt, Marjana Bogojevic, Sonja Laaser, Banafshe Hourmazdi, Gelareh Shahpar im Berliner Ringtheater vor der Diskussion im Rahmen des Abends "Macht Kritisch(es) Theater: Die Anti-Rassismus-Klausel".
Arpana Aischa Berndt, Marjana Bogojevic, Sonja Laaser, Banafshe Hourmazdi, Gelareh Shahpar (v.li.) im Berliner Ringtheater vor der Diskussion im Rahmen des Abends "Macht Kritisch(es) Theater: Die Anti-Rassismus-Klausel". © Lars Werner / Berliner Ringtheater
Matthias Dell im Gespräch mit Vladimir Balzer · 18.04.2019
Audio herunterladen
Die Verwaltung des Theaters Oberhausen verweigerte einem Berliner Künstlerkollektiv die Integration einer Anti-Rassismus-Klausel in ihren Vertrag. Am Berliner Ringtheater wurde darüber nun diskutiert.
Nachdem sich die Verwaltung des Theaters Oberhausen geweigert hatte, eine Anti-Rassismus-Klausel in den Vertrag des Berliner Künstlerkollektivs "Technocandy" aufzunehmen, fühlt sich die Schauspielerin Banafshe Hourmazdi in die Rolle der Nestbeschmutzerin gedrängt. Dies sagte sie im Rahmen einer Diskussion im Berliner Ringtheater, von der unser Kritiker Matthias Dell berichtet. Hourmazdi vertrete demnach die Ansicht, dass man besseres Theater machen könne, wenn man Menschen nicht diskriminiere.

Rassismus-Definition der Vereinten Nationen

Das wurde des öfteren während des Abends betont, sagt Dell. "Es geht nie darum zu sagen: 'Ihr seid Rassisten, ihr versteht das nicht!'. Es geht darum, ins Gespräch zu kommen über Rassismus. Die fünf Teilnehmerinnen der Diskussion haben sich zu einem Zeitpunkt des Gesprächs über verschiedene Erfahrungen ausgetauscht und über Strategien des Umgangs."
Man habe bewusst nicht darüber reden wollen, wie man Rassismus zu definieren habe. Dazu sei am Abend ein Handzettel verteilt worden, auf dem die Anti-Rassismus-Klausel zu lesen war. In der Klausel findet sich die offizielle Rassismus-Definition der Vereinten Nationen.
Die Dramaturgin und Anwältin Sonja Laaser habe gesagt, dass die von ihrer Kanzlei ausformulierte Klausel bewusst 'soft' gehalten worden sei. Umso überraschter seien sie von der Oberhausener Reaktion gewesen.

Deutscher Bühnenverein ist gefordert

Antirassismus könne man bestimmt nicht verordnen, so Dell.
"Darum ging es auch nicht an diesem Abend. Man will aber einen Punkt haben für Leute, die eine rassistische Erfahrung gemacht haben, an den sie hingehen können. Das Problem ist: Wenn das Kollektiv Technocandy die Produktion in Oberhausen hätten platzen lassen, hätte ihnen das kaum genützt. Dazu hat es einfach zu wenig Macht. Deswegen gab es zum Schluss die Feststellung, dass der Versuch über die Anti-Rassismus-Klausel ins Gespräch über Rassismus zu kommen von woanders geführt werden muss. Da müsste sich der Bühnenverein stärker engagieren. Zumal es ja Theater gibt, die diese Klausel schon unterschrieben haben."
Mehr zum Thema