Weihnachtsoratorium

Mit Johann Wilhelm Hertel in den Advent

Von Ulrike Klobes  · 05.12.2013
Die Kölner Akademie präsentiert eine echte Alternative zu Bachs Weihnachtsoratorium. Die Weihnachtskantate "Die Geburt Jesu Christi" von Johann Wilhelm Hertel ist eine wunderbare Mischung aus bekannten Weihnachtsmelodien, lyrischen Arien und schlichten Chorsätzen.
Mit 20 Jahren wurde der Sohn einer thüringischen Musikerfamilie und Schüler von Carl Philipp Emanuel Bach zunächst Kapellmeister am Hof von Mecklenburg-Schwerin.
Als in den 1760er Jahren Herzog Friedrich, auch „Friedrich der Fromme“ genannt, das Zepter übernahm, ließ dieser in Ludwigslust eine Kirche erbauen, in der zwei Mal pro Woche geistliche Konzerte stattfanden - für alle Gesellschaftsschichten.
Hertel, mittlerweile angesehener Hofkomponist, schrieb für derlei Anlässe insgesamt neun große Kantaten, zu denen auch eine Weihnachtskantate gehört. Der Text dazu stammtvon einem mecklenburgischen Pfarrer namens Heinrich Julius Tode. Er stellt hier nicht die biblische Weihnachtsgeschichte in den Mittelpunkt – auch wenn es immer mal Zitate aus dem Alten und Neuen Testament gibt, über weite Strecken hat Tode eher betrachtende Texte gedichtet und das in einer sehr belehrenden, zum Teil auch anklagenden Art und Weise. Da heißt es etwa, dass die Menschen das Wunder der Weihnacht gar nicht verdient hätten, weil sie viel zu ungläubig seien und der Heiland eigentlich vergeblich zu ihnen gekommen sei.
Trotz dieses moralistischen Ansatzes soll die Kantate bei ihrer Uraufführung 1777 sehr gut beim Publikum angekommen und seitdem regelmäßig zur Weihnachtszeit in Ludwigslust aufgeführt worden sein. Das mag auch daran liegen, dass Hertel in seiner Vertonung nicht unbedingt auf die strengen Texte seines Librettisten eingeht, sondern seine Musik durchaus feierlich glänzen lässt.
Das ist zwar mit einem Chor von nur acht Sängerinnen und Sängern, wie auf dem vorliegenden Album, nur ansatzweise möglich. Dafür können aber die Solisten, allen voran Bassist Wolf-Matthias Friedrich punkten. Die Kölner Akademie spielt auf historischen Instrumenten, was überaus beschwingt und durchlässig klingt und somit genau zur passenden Grundlage dieser Kantate wird.
Für alle, die also eine Abwechslung von Bachs Weihnachtsoratorium suchen, ist diese CD durchaus eine Entdeckung. Für alle anderen natürlich auch.
Label: cpo