Warnung vor "sehr gefährlichen Überlegungen" im Konflikt mit Syrien

06.10.2012
Trotz des eskalierenden Grenzkonflikts zwischen der Türkei und Syrien argumentiert der ehemalige Kanzlerberater Horst Teltschik gegen eine militärische Unterstützung des Bündnispartners Türkei durch die NATO.
Teltschik sagte, der Konflikt sei außerordentlich gefährlich, weil die Lage unübersichtlich sei. Man wisse auch nicht, "wer da schießt". Dass es sich bei den Granateinschlägen auf türkischem Territorium auch um gezielte Provokationen oppositioneller syrischer Gruppen handeln könnte, sei nicht auszuschließen.

Wenn es tatsächlich zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Syrien und der Türkei komme, sei zwar die Nato verpflichtet, den Bündnispartner zu unterstützen. Er gehe aber nicht davon aus, dass der Bündnisfall eintrete, sagte der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Es sei nicht davon auszugehen, dass Syrien einen Angriff auf die Türkei plane. Diese sei für diesen Fall auch "schwer gerüstet". Der Sicherheitsexperte warnte vor einer NATO-Unterstützung im Vorfeld des offiziellen Bündnisfalles. Maßnahmen wie die Einrichtung einer Sicherheitszone oder einer Überflugverbotszone könnten den Konflikt eskalieren lassen: "Das sind alles sehr gefährliche Überlegungen, denn sie können sehr schnell den Konflikt ausweiten."

Teltschik plädierte weiter für die diplomatische Lösung: "Es ist nach wie vor die Zeit, den Konflikt diplomatisch zu beenden." Auch die Türkei habe kein Interesse an einem Krieg. Für zunehmende asymmetrische Konflikte jenseits des klassischen NATO-Bündnisfalles könne es aber "keine generellen Antworten" geben. Er halte die bisherige NATO- und UN-Strategie nach wie vor für richtig.

Das vollständige Gesrpäch mit Horst Teltschik können Sie bis zum 6. Februar 2013 in unserem Audio-on-Demand-Angebot als MP3-Audio hören.
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