Walter Hill

Der ewige Western-Held

U.S. director Walter Hill poses for photographers during a press conference to promote his first movie in 10 years, "Bullet to the Head", in Tokyo, April 22, 2013. He said that he wants to shoot more films and hopes to come back to Japan with his new work.
Der US-Regisseur Walter Hill bei der Premiere eines seiner Filme im April 2013 © dpa / Morio Taga
Von Patrick Wellinski · 28.06.2014
Walter Hill ist der "last action hero" des US-Kinos. Zu unrecht fast vergessen, ist er seinen Motiven immer treu geblieben und hat einen neuen Ton im amerikanischen Kino angeschlagen.
Im Auto wartet der stumme Fahrer auf seine Komplizen, die gerade das Kasino ausrauben. Dann drückt er aufs Gas und bringt alle Beteiligten sicher durch die Stadt. Das ist der Anfang von Walter Hills „The Driver" von 1978, der den Regisseur bekannt machte und gleichzeitig auch einen neuen Ton im amerikanischen Kino anschlug. Ein Ton verdichteter Einsamkeit und Verlorenheit.
Wie kein zweiter kultiviert Walter Hill seitdem die verschiedensten Facetten des männlichen Außenseiters im amerikanischen Kino. Seine Helden sind längst aus der Gesellschaft gefallen. Wie Charles Bronson als Straßenkämpfer in Hills Regiedebüt "Hard Times" von 1975.
Auch der Regisseur selbst ist eine Art "Last Action Hero" unter den Hollywood-Regisseuren. Er begann als Drehbuchautor und Assistent in den 60er und 70ern bei den großen Außenseitern des US-Kinos: Sam Peckinpah, Samuel Fuller und John Huston. Doch Walter Hills wichtigste Schaffensphase waren die 80er Jahre, die gemeinhin als Schmuddel-Epoche Hollywoods gelten. Das Kino verkroch sich damals in die düsteren Ecken der Genres und fand im Horror-, Action- oder Katastrophenfilm seine Reflexionsräume über die gesellschaftlichen Verhältnisse der Reagan-Ära.
Kompromisslose Körperlichkeit
Man spürt das noch heute in Walter Hills Filmen -: denn es ist nie das Durchdachte oder Intellektuelle, das hier den Ausweg weist, sondern eher eine kompromisslose Körperlichkeit, die darüber hinaus selten zu einem Happy End führt. Und so reflektiert das Scheitern dieser Männerfiguren auch das regelmäßige kommerzielle Scheitern Walter Hills, dem es eben nie um den „reinen" Erfolg ging, sondern um die Verwirklichung seiner Vision. Auch deshalb ist Walter Hill bis heute ein Solitär geblieben.
Auch wenn er sich äußerlich einigen Trends anpasste - so drehte er die Piloten zur Erfolgsserie "Deadwood" – bleibt er in seinen Motiven radikal ganz bei sich.
In seinem ebenfalls bei Publikum und Kritikern durchgefallenen "Johnny Handsome" von 1989 zum Beispiel spielt Mickey Rourke einen verunstalteten Verbrecher, der durch eine Schönheitsoperation eine zweite Chance bekommt. Aber der von Morgan Freeman gespielte Polizist sagt ihm gerade heraus, dass er innerlich ein mieser, rachsüchtiger und kompromissloser Hund ist.
Walter Hill hat einmal gesagt: Jeder seiner Filme sei im Prinzip ein Western, selbst wenn er nicht im wilden Westen spielt. In einem von Schablonen und Erfolgsdenken geprägten Hollywood bleibt er ein Solitär. Und das bis heute - in einem Geschäft, das vornehmlich bewährte Schablonen favorisiert. Das Filmfest München würdigt Hill in diesem Jahr mit einer Retrospektive.