Walter Benjamins Orte des Erinnerns

"In den Falten erst sitzt das Eigentliche"

Walter Benjamin
In Walter Benjamins Werken stößt man auf Orte des Erinnerns, die in keinem kartographischen Werk verzeichnet sind. © dpa / picture alliance / Heinzelmann
Von Michael Opitz · 27.09.2015
"Wer einmal den Fächer der Erinnerung aufzuklappen begonnen hat", schreibt Walter Benjamin, "stößt in den Falten auf längst Vergessenes".
Dies faszinierte Benjamin. Er war ein Sammler des Weggeworfenen und spürte manches als Flaneur in Pariser Passagen auf. Benjamins Orte des Erinnerns lassen sich in Stadtplänen und Landkarten finden. Doch daneben stößt man in seinem Werk auf ebenso viele Orte des Erinnerns, die in keinem kartographischen Werk verzeichnet sind. Das Eigentliche hat sich in schwer aufzufindende Räume zurückgezogen. Erst im fächerhaften Entfalten vermag Benjamin dem Erinnern seinen Weg zu bahnen. Es führt vom „Kleinen ins Kleinste, vom Kleinsten ins Winzigste." Benjamin war zu Hause im Mikrokosmos und suchte nach „kleinen Einzelmomenten", um aus unscheinbaren Details große Zusammenhänge zu entwickeln. Vor 75 Jahren, am 26. September 1940, nahm sich Walter Benjamin im spanischen Portbou das Leben. Er war auf der Flucht vor den Nationalsozialisten.
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