Wahlen in Afghanistan

Hoffen oder bangen?

Von Jürgen Webermann und Sandra Petersmann  · 03.04.2014
Wird die Präsidentschaftswahl in Afghanistan die Verhältnisse ändern? Hoffnungsvoll sind nur wenige Afghanen - nicht zuletzt wegen der Taliban, die Wahlen als Zeitverschwendung bezeichnen und die Bevölkerung weiter durch Sprengsätze und Attentate tyrannisieren.
Dichtes Gedränge vor dem Löwenkäfig im Zoo. Alle wollen Marjan sehen, den neuen König von Kabul. Marjan ist ein junges Löwenmännchen. Tierschützer haben den Kater im vergangenen Jahr aus den Fängen eines skrupellosen Geschäftsmannes befreit. Der steinreiche Afghane hatte den Löwen als Baby für etwa 20.000 Dollar gekauft. Doch als das Spielzeug größer und stärker wurde, ließ er es eingesperrt auf seiner Dachterrasse dahinvegetieren.
Jetzt ist Marjan auf dem Weg der Besserung, aber der junge Löwe muss laufen lernen. Er tapst unbeholfen durch sein Gehege, vor allem seine Hinterbeine gehorchen ihm nicht. Ikram, der für die europäische Polizeimission EUPOL arbeitet, hält den Löwen trotzdem für ein perfektes Nationalsymbol.
"Viele Afghanen glauben, dass sie wie Löwen sind. Wir Afghanen sind ein zähes Bergvolk. Und stark wie Shir, der Löwe."
Azizullah kann sich am jungen Löwen gar nicht sattsehen. Er ist 26 Jahre alt und zum ersten Mal im Zoo. Der junge Mann stammt aus der Provinz Ghazni, südwestlich von Kabul. Dort kämpfen Regierung und Aufständische um die Macht, und die Taliban haben in vielen Gebieten die Kontrolle. Azizullah ist seit zwei Wochen in Kabul, weil er dringend Arbeit sucht. Er ist nie zur Schule gegangen.
"Ich wünsche mir ein stabiles Land, in dem ich Arbeit finden kann. Die neue Regierung muss mit den Taliban verhandeln. Die Taliban sind Afghanen, sie gehören zu unserem Land. Nur Gespräche können die Gewalt beenden. Diese ständige Unsicherheit sorgt für Arbeitslosigkeit."
Die Besucher im Zoo spiegeln Afghanistan in seiner ganzen Bandbreite wieder. Männer in feinen Anzügen stehen neben Männern in zerschlissenen langen Hemden und Pluderhosen. Komplett verhüllte Frauen unter blauen Burqas stehen neben Frauen wie Leila. Die 18-jährige trägt ein leichtes Kopftuch. Sie studiert im ersten Jahr Wirtschaftswissenschaften an der größten Privatuniversität von Kabul.
"Das ist ein ganz toller Anblick, vor allem für Kinder. Ein starker, junger Löwe ist ein gutes Symbol für Afghanistan. Wenn wir Frieden wollen, brauchen wir eine starke und gebildete Jugend, und die junge Generation ist die Mehrheit in unserem Land."
Taqi ist auch so ein junger Afghane. Als Kind hat er im Iran gelebt, als Flüchtling. Jetzt hat der zierliche Mann mit seinen 27 Jahren schon eine kleine Familie und wohnt im Westen Kabuls. Das Wohnzimmer besteht aus einem großen Teppich und vielen grünen Kissen zum Anlehnen. Es gibt Tee und Karamelbonbons.
Auf Taqis Schoß rutscht Hussain hin und her und zieht kleine Fratzen. Was sein Papa gerade auf Englisch erzählt, kann er nicht verstehen. Es geht darum, dass in Afghanistan vielleicht zum ersten Mal überhaupt ein demokratischer Machtwechsel stattfindet.
"Ich freue mich, jetzt hier in Kabul zu sein. Dieses Jahr, diese Wahlen sind für uns Afghanen ein historisches Ereignis. Und ich möchte Hussain irgendwann davon erzählen und sagen: Schau mal, wir waren dabei."
Taliban greifen wahllos an
Aber die Stimmung in Kabul ist angespannt. Scheinbar wahllos greifen die Taliban an. Sie attackieren die Wahlkommission, Gästehäuser und sogar ein Luxushotel, mitten in der Stadt. Kinder sterben im Kugelhagel. Taqi erzählt, dass all das seinen Vater schon wieder an die schlimmen Zeiten erinnert, als in Kabul ständig Regierungen mit Gewalt aus dem Amt gejagt wurden. Doch das findet Taqi übertrieben. Die Taliban haben ihm bisher keine Angst machen können. Taqi hat einen neuen Job bei einer PR Firma, und nebenbei feilt er an einem Theaterstück. Ein Regisseur aus München hatte ihn gefragt, ob er nicht etwas über Afghanistan schreiben möchte.
"Die Anschläge und Drohungen der Taliban sind doch längst Teil unseres Lebens. Nein, ich mache einfach so weiter wie bisher. Und davon will ich mich nicht abbringen lassen."
Taqis großer Traum ist es, Schriftsteller zu werden - und zwar im Hauptberuf. In Afghanistan. Das hat bisher noch kein Afghane geschafft. Der große Khaled Hosseini, der Bücher wie den "Drachenläufer" schreibt, lebt in den USA. In Afghanistan bräuchte er Bodyguards. Taqi aber glaubt, dass es auch ohne gehen kann. Wenn denn das Land endlich stabil wird.
Die Fahrt führt aus Kabul heraus, etwa 100 Kilometer in nordwestlicher Richtung auf die schneebedeckten Berge zu. Links und rechts der gut ausgebauten Schnellstraße liegen frisch gepflügte Felder und Obstgärten. Der Frühling naht. Die Bauern in dieser Gegend bauen Weizen und Mais an. In ihren Obstplantagen wachsen Mandeln, Weintrauben und Äpfel.
Ländliche Idylle mit Panzern
Die ländliche Idylle wäre perfekt, wären da nicht die vielen rostenden Panzer am Wegesrand. Mal einzeln, mal zu Schrottbergen aufgehäuft. Panzerschrott und Bombenkrater sind stumme Zeugen von über 30 Jahren Krieg: vom Kampf gegen die sowjetische Armee, vom Bruderkrieg der Freiheitskämpfer, vom Kampf gegen die Taliban.
Agha Mir hat das alles miterlebt. Der fast zahnlose Urgroßvater mit dem freundlichen, verwitterten Gesicht hat viele Regime kommen und gehen sehen.
"Ich kann mich noch sehr gut an friedliche Zeiten erinnern, vor allem unter unserem König Zahir Shah in den 50er- und 60er-Jahren. Das war eine gute Zeit. Aber seit dem Putsch der Kommunisten und dem Einmarsch der Russen in den 70-er-Jahren hat Afghanistan keinen Frieden mehr gefunden."
Der alte Mann lebt in einem abgelegenen Bergdorf und betreibt einen winzigen Krämerladen. Er verkauft Mehl, Öl, Zucker, Salz, Streichhölzer und Seife. Für ein Gespräch über die politische Lage im Land ist er sofort zu haben.
"Präsident Karsai ist nur in seinem eigenen Palast ein guter Präsident. Er ist durch die Amerikaner an die Macht gekommen, aber er hat uns in all den Jahren nicht einmal besucht. König Zahir Shah hat früher in den Dörfern gegessen und Tee getrunken. Er hat sich bei den Menschen nach ihrem Leben erkundigt. Ich will einen Präsidenten, der sich um die Menschen kümmert."
Während die Männer in dem kleinen Bergdorf etwa 100 Kilometer nordwestlich von Kabul darüber fachsimpeln, wer der beste Präsident für Afghanistan wäre, rumpelt ein zerbeulter Bus über die einzige Dorfstraße. Er bringt Soma und andere Studentinnen aus der Umgebung nach Hause.
Die 18-Jährige studiert islamisches Recht und will Anwältin werden. Zuerst ist Soma noch sehr schüchtern, doch dann ergreift sie vor allen Männern das Wort.
"Diese Präsidentschaftswahl entscheidet über unsere Zukunft. Ich wünsche mir ein islamisches, friedliches und freies Land. Eine gute Regierung muss den Menschen dienen und die islamischen Gesetze einhalten. Ich fände es gut, wenn wir irgendwann auch mal eine Präsidentin hätten. Aber unsere Probleme sind zu groß. Dafür ist die Zeit noch nicht reif."
Bowlingbahn mit Sprengschutzwänden
Ist die Zeit schon reif für eine Bowlingbahn? Zurück in Kabul. Hier hat Meena Rahmani vor gut drei Jahren die erste Bowlinghalle Afghanistans eröffnet. Das "Strikers" könnte auch irgendwo in den USA stehen. Meenas wohlhabende Familie hat eine Million Dollar in das Projekt gesteckt. Die junge Frau entschuldigt sich nervös lachend für ihre sichtbare Angst. Meena schreckt beim kleinsten Geräusch zusammen.
Wer im Strikers bowlen will, muss mehrere schwere Eisentore und Sprengschutzwände passieren. Bewaffnete Sicherheitskräfte in blau-schwarzen Uniformen haben die Kalaschnikow im Anschlag.
"Mein Umsatz ist komplett eingebrochen, um 80 Prozent, würde ich sagen. Diese Anschläge können dich überall treffen. Es ist ein schräges Gefühl. Wir kommen jeden Tag zur Arbeit und reden darüber, was wäre, wenn sie es heute schaffen, hier einzudringen? Also denkst du eigentlich jeden Tag darüber nach, dass du sterben könntest."
Nur eine von 12 Bowling-Bahnen ist in Betrieb. Vier junge Männer sind die einzigen Gäste an diesem Tag. Früher kamen vor allem Familien mit Kindern.
"Diese Kinder sind die Zukunft, sie sollen Spaß haben und nicht auf der Straße zerbombt werden. Wenn ich den Kindern beim Bowlen zugeschaut habe, habe ich mich lebendig gefühlt."
Meena war noch ein kleines Kind, als ihre Familie 1992 vor dem Dauerkrieg in Afghanistan floh. Meena wuchs als Flüchtling Pakistan auf, von dort aus ging es weiter nach Kanada. 2010 entschied sie sich dann gemeinsam mit ihrem Mann, in ihre Geburtsstadt Kabul zurückzukehren. Sie baute das Strikers auf und brachte eine kleine Tochter zur Welt.
Aus Angst um ihr Leben hat sich Meena schon vor Wochen entschieden, auf ihr Wahlrecht zu verzichten und für ein paar Tage nach Kanada zu reisen. Dennoch will sie ihr Heimatland nicht noch ein zweites Mal dauerhaft als Flüchtling verlassen.
"Dieses Land braucht uns. Wenn wir alle wieder einpacken und abhauen, was passiert dann mit Afghanistan? Meine Generation ist die Zukunft. Wir haben auch den Frieden kennengelernt. Ich glaube, es gibt so etwas wie eine Liebe zu seinem Heimatland."
Doch wer soll Kabul schützen? Wer soll das Strikers schützen und Menschen wie Meena, damit sie Afghanistan weiter aufbauen können?
Bleiben die deutschen Soldaten?
Ein paar Kilometer von Meenas Bowlingbahn entfernt, hinter der rot-weißen Schranke und dem engen, von hohen Mauern geschützten Gang, beginnt in einem beigen Container die Welt der internationalen Einheiten der ISAF.
"Dankeschön... Bitteschön! Hallo. Guten Tag, wie geht es ihnen? Jaja, everyone here sprechen Deutsch ..."
Mazedonische Soldaten durchleuchten jeden, der ins Hauptquartier hinein will. Die Containerstadt liegt im Herzen Kabuls, zwischen Botschaften und Ministerien.
Dass nur wenige Kilometer entfernt gerade mehrere Taliban die afghanische Wahlkommission angreifen und Zivilisten sterben, das dringt hier kaum durch. Es herrscht Alltag. Ralph K., dessen Nachnamen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen dürfen, ist einer der deutschen Soldaten im Hauptquartier - er war am Morgen noch in der Stadt unterwegs.
"Man bekommt Winkzeichen von Leuten, die lachen und einem Zuwinken und genau so sieht man das anders herum. Es ist halt gemischt, die Stimmung, sagen wir mal so."
Wahrscheinlich trifft das, was Ralph K. erlebt, auch die politische Stimmung in Kabul. Immer noch ist unklar, ob auch einige hundert deutsche Soldaten nach 2014 bleiben werden - oder ob sie komplett abziehen. Der noch amtierende Präsident Karsai ist für einen Verbleib, aber dann betont er wieder, dass die ISAF-Truppen dem Land nichts gebracht hätten und ruhig gehen sollten. Das macht es nicht einfach für die Soldaten. So richtig gewollt sind sie nicht. Oder vielleicht doch?
Viel wird jetzt vom Ergebnis der Wahl abhängen und davon, ob ein neuer Präsident in Kabul grünes Licht geben wird für den weiteren Einsatz. All das kann sich hinziehen, vielleicht bis Sommer. Je nachdem, ob eine Stichwahl nötig sein wird und ob es friedlich bleibt. Die afghanischen Kollegen sorgen erstmals allein für die Sicherheit. Gelingt diese demokratische Machtübergabe friedlich, ohne Korruptionsskandale und in einer Weise, die die meisten Afghanen als fair empfinden, dann wäre das ein großer Schritt. Das hofft auch Ralph K., der Marineoffizier.
"Ja, das wären die Früchte, die wir ernten könnten. Und dann kann man nur hoffen, dass es für diese Menschen hier, für dieses Land einen Weg nach vorne gibt. Denn ich sag mal: Das ist durchaus notwendig."

Deutsche ISAF-Soldaten in Afghanistan
Deutsche ISAF-Soldaten in Afghanistan© AP
Ausländer haben blind geschossen
Der Weg nach vorn ist an der südwestlichen Stadtgrenze Kabuls noch ganz weit weg. Direkt am Straßenrand, neben einer Tankstelle, stecken 3.000 Familien im Elend fest. 3.000 Familien, das sind rund 12.000 Menschen. Sie sind Flüchtlinge im eigenen Land und leben in einem engen Labyrinth aus erbärmlichen Hütten. Auch Wali Mohammed hat zum Hausbau genommen, was er kriegen konnte: Lehm, Blech, Pappe und Plastikplanen. Wenn es regnet, lebt Wali mit seiner Frau und den sieben Kindern zwischen Pfützen und Schlamm. Die Familie hat ihre umkämpfte Heimatprovinz Helmand im umkämpften Süden vor fünf Jahren verlassen.
"Die Taliban kamen in unser Dorf und schossen auf die ausländischen Soldaten. Dann flohen sie. Die Bomben der amerikanischen Flugzeuge trafen nur uns. Wir sind die Opfer dieses Krieges. Ich habe vor den Taliban keine Angst. Sie haben nicht auf uns geschossen. Nur die Ausländer haben blind auf uns geschossen."
Kabul ist durchzogen von Flüchtlingslagern. Und die Menschen, die in ihnen leben, stammen wie Ahmed Wali aus der besonders umkämpften südlichen Landeshälfte. Hier siedeln vor allem Paschtunen - mit rund 40 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe Afghanistans. Auch die meisten Taliban-Kämpfer sind Paschtunen.
Aber das heiße noch lange nicht, dass alle Paschtunen auch Taliban seien, sagt Haji Abdul Wahab - ein Stammesältester mit dichtem Vollbart.
"Es gibt drei Regierungen in Afghanistan. Die Amerikaner, die Karzai-Clique und die Taliban. Ich weiß nicht, wer von denen gut oder schlecht ist. Alle drei bringen Menschen um. Vor allem bei uns im Süden. Mich hat einmal ein ausländischer Soldat gefragt, ob ich die Ausländer lieber mag oder die Taliban. Ich habe ihm lächelnd geantwortet: ihr seid alle toll, wir sind selber die Bösen."
Ohne Heimat im eigenen Land
Über 500.000 Afghanen sind heimatlos im eigenen Land. Bei vielen ist die Entwurzelung komplett. Keiner der Männer im Paschtunen-Lager am südwestlichen Rand der Hauptstadt besitzt eigenes Land im umkämpften Süden. Alle haben wie Wali Mohammed früher auf den Feldern mächtiger Großgrundbesitzer gearbeitet. Doch durch ihre Flucht haben sie ihre Landnutzungsrechte verloren.
"Ich gehe auch im Frieden nicht mehr nach Helmand zurück. Den Landbesitzern sind wir egal. Ich will, dass der neue Präsident uns ein eigenes Stück Land gibt, damit wir uns hier ein richtiges Haus bauen können. Ich gehöre jetzt nach Kabul. Hier fühle ich mich sicher. Alle Familien hier wollen Land, und es ist die Aufgabe des Präsidenten, uns zu helfen."
Doch wie soll der Präsident Land für alle verteilen, wenn die Wirtschaft lahmt, die Taliban weiter bomben und noch nicht klar ist, ob westliche Soldaten noch länger im Land bleiben? Ohne Sicherheit bleiben auch all jene fern, die Geld nach Afghanistan bringen und Arbeitsplätze schaffen könnten. Dieses Dilemma lässt sich nirgendwo besser erkunden als auf dem Mandawi-Basar in Kabul.
Auf dem Basar riecht es nach Kebab. Aus einem Elektronikladen tönt Musik. Marktschreier versuchen, die Früchte, die auf ihren Handkarren lagern, los zu werden. Am Horizont, hinter einer blauen Moschee, leuchten schneebedeckte Berge. Schwer bewaffnete Soldaten sichern die Kreuzungen.
Der Mandawi-Bazaar ist der Puls der Stadt. Auf den ersten Blick wirkt das Treiben hier völlig alltäglich.
Aber Abdelhamid ist besorgt. Er sitzt in seinem kleinen Laden zwischen hunderten Seidentüchern. Vor allem vor Hochzeiten lassen Afghaninnen hier viel Geld.
"Aber es läuft gerade überhaupt nicht gut. Wir warten darauf, dass die Wahlen endlich vorbei sind. Wir sind besorgt wegen der vielen Anschläge. Es kommen seit Wochen viel weniger Kunden!"
Ein paar Schritte neben Abdelhamids Tuchgeschäft, im Schuhladen, die gleichen Klagen. Omed, einer der Besitzer, ist auch frustriert. Er hat die Nase voll von Politik.
Das Land ist reif für einen Machtwechsel
"Wir trauen unseren Politikern nicht, mit all ihren leeren Versprechen. Aber die Ausländer haben auch nur davon geredet, das Land sicher zu machen. Die haben auch viel zu wenig dafür getan."
Trotzdem hofft Omed, dass die NATO bleiben wird in Afghanistan. Dass das Abkommen für die weitere Stationierung immer noch nicht unterschrieben ist, sei schlecht fürs Geschäft.
Das sehen auch die Geldwechsler so, die auf einer Kreuzung am Kabul-Fluss kleine Türmchen aus Geldscheinen aufgebaut haben.
"Die Leute warten gerade lieber ab, bevor sie hier in Kabul investieren. Die haben alle Angst, dass sie das Geld schnell wieder verlieren könnten",
Sagt Mohammad, der bärtige Mann in der blauen Daunenjacke. Er und seine Kollegen haben gerade viel Zeit, weil niemand Geld wechseln will - und sie streiten leidenschaftlich darüber, wer von den Präsidentschaftskandidaten der Richtige ist für Afghanistan.
Einer ruft den Namen von Abdullah Abdullah, einem charismatischen Politiker aus dem Norden des Landes, dem Viele zutrauen, zumindest die Stichwahl zu erreichen. Mohammed setzt dagegen auf Ashraf Ghani, den kahlköpfigen Ex-Finanzminister.
"Ein schlauer Mann und sehr studiert! Aber wir versuchen hier jeden Tag, uns gegenseitig von unseren Favoriten zu überzeugen."
Doch bei allem Streit: In einem sind sich die Geld-Wechsler einig: Ohne politische Klarheit, sagen sie, werden die Kunden mit den Devisen nicht zurück kommen zum Mandawi-Basar. Und dann wird auch die afghanische Wirtschaft weiter lahmen, wie in diesen Monaten, in denen sich entscheidet, ob das Land reif ist für den ersten friedlichen Machtwechsel seiner Geschichte, und in denen die Weichen für die Zukunft der NATO-Mission gestellt werden müssen. Doch die Geldwechsler hoffen, dass der afghanische Löwe wieder auf die Beine kommt. So wie Marjan, der Löwe im Zoo von Kabul und heimliche König der Stadt.
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