Wahl in Österreich

    Triumph für Alexander van der Bellen

    Der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen liegt bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich nach ersten Hochrechnungen vor seinem Konkurrenten Norbert Hofer von der FPÖ.
    Der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen liegt bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich nach ersten Hochrechnungen vor seinem Konkurrenten Norbert Hofer von der FPÖ. © dpa / Christian Bruna
    04.12.2016
    Alexander van der Bellen wird neuer Bundespräsident in Österreich. So sieht es das vorläufige Endergebnis. Gegenkandidat Norbert Hofer räumte seine Niederlage ein. Mit der vierten Stimmabgabe zur Präsidentenwahl endete ein beispielloser Wahlkampf.
    Dem vorläufigen Endergebnis der Hochrechnungen zufolge lag der ehemalige Vorsitzende der österreichischen Grünen Alexander van Der Bellen mit 51,68 Prozent vor dem vor dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer mit 48,32 Prozent. Darin nicht eingerechnet sind die Briefwahlstimmen, die erst am Montag ausgezählt werden und die bereits in der ersten Stichwahl mehrheitlich an den ehemaligen Grünen-Chef gegangen waren.
    Die Meinungsforscher vom Sora-Institut rechneten danach mit einem weit deutlicheren Ergebnis von 53,3 Prozent zu 46,7 Prozent für Van der Bellen. Die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, sagte, dies sei "ein historischer Tag, eine historische Zäsur" für Österreich. Die Menschen wünschten sich nun ein Miteinander.
    6,4 Millionen Einwohner ab 16 Jahren waren aufgerufen, ihr neues Staatsoberhaupt zu wählen. Die Auszählung aller Stimmen kann bis zu zwei Tage dauern. Mit der Auszählung der Briefwahlstimmen wird erst am Montag begonnen. Und so wird ein vorläufiges Endergebnis frühestens am Montag erwartet.
    Norbert Hofer, Kandidat der FPÖ, hat seine Wahlniederlage eingeräumt. "Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst", schrieb Hofer auf Facebook. "Alexander Van der Bellen gratuliere ich zu seinem Erfolg und bitte alle Österreicher, zusammen zu halten und zusammen zu arbeiten. Wir alle sind Österreicher, ganz egal, wie wir uns an der Wahlurne entschieden haben."
    Hofer will bei der nächsten Wahl des Staatsoberhaupts, 2022, einen neuen Versuch starten. "Es wird wieder Präsidentenwahlen geben, und da werde ich wieder antreten. Ich bin meinen Wählern verpflichtet", sagte der 45-Jährige dem ORF.
    SPD-Chef Sigmar Gabriel wie auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) beglückwünschten Van der Bellen zum Sieg. "Ganz Europa fällt Stein vom Herzen", schrieb Gabriel auf Twitter.

    Ein historisches Ergebnis

    Dem Wahlausgang in Österreich wird historische Bedeutung beigemessen: Mit Van der Bellen würde erstmals ein Politiker aus den Reihen der Opposition Staatschef. Van der Bellen gilt als EU-Anhänger und Freund der Willkommenskultur gegenüber Migranten mit Asylgrund.
    Hofer selbst sagte vor seiner Stimmabgabe, er sei nicht der Radikale, den einige seiner Gegner in ihm sähen. Sowohl er als auch sein Konkurrent Van der Bellen seien besonnene Menschen. Der ehemalige Grünen-Chef mahnte hingegen an, dass die Wähler mit einer Stimme für Hofer den Boden für die Rechtsradikalen Geert Wilders in den Niederlanden und Marine Le Pen in Frankreich ebnen würden. Was am Sonntag in Österreich passiere, habe Relevanz für ganz Europa.

    Proteste gegen Hofer

    Am Vorabend des Wahltages gingen hunderte Demonstranten gegen Hofer in Wien auf die Straße. Auf Plakaten forderten sie "Kein Nazi in der Hofburg", dem Sitz des Bundespräsidenten.
    Österreich hat seit dem 8. Juli keinen Bundespräsidenten. Damals endete die Amtzeit von Heinz Fischler - die Verfassung sieht keine Verlängerungsoption etwa wegen mehrerer Wahlpannen vor. Doch davon gab es einige.
    Der Wahlkampf war geprägt von einer starken Polarisierung. Zu den bestimmenden Themen gehörten Abstiegsängste in der Bevölkerung, die Flüchtlingskrise, die Auswirkungen der EU-Erweiterung und die Sparpolitik. "Wir dürfen uns nicht schämen zu sagen: Wir sind stolz, Österreicher zu sein", sagte Hofer beim abschließenden Wahlkampfauftritt in Wien. Van der Bellen forderte seine Anhänger vor dem Hintergrund des Erstarkens rechtspopulistischer Bewegungen auf: "Lassen wir nicht zu, dass dieses Land in eine andere Richtung geht!"
    (sdö/adi/dpa/mkn)
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