Währungskrise in Russland

In der Rubel-Falle

Passanten am Dienstag in Moskau: Der russische Rubel ist auf ein Rekordtief gefallen.
Die Leidensfähigkeit der Russen wird neuerlich herausgefordert: Wie geht es weiter mit Russlands Wirtschaft? © AFP PHOTO / KIRILL KUDRYAVTSEV
Von Markus Sambale · 16.12.2014
Der sinkende Öl-Preis der vergangenen Tage hat den Crash des Rubels ausgelöst. Er ist aber auch das Ergebnis von Versäumnissen der russischen Führung, kommentiert Markus Sambale, ARD-Korrespondent in Moskau. Er ahnt, wie Putin darauf reagieren wird.
Wladimir Putin sitzt in der Rubel-Falle, die Währungskrise hat Russland voll erwischt. Selbst schuld? Sicherlich auch. Doch hämische Sprüche und Schadenfreude sind nicht angebracht. Denn dass der Rubel abschmiert und damit das Land in den Abgrund zieht, dürfte dramatische Folgen haben.
Durch den Rubel-Crash wird offensichtlich: Das Vertrauen in die russische Währung ist verloren. Im Ausland und bei den Russen selbst. Die Kapitalflucht spitzt sich zu. Russische Bürger versuchen noch schnell, ihre Rubel in Kühlschränke, Autos oder Möbel zu retten oder direkt Dollar und Euro zu kaufen. So lange das noch geht.
Eine Rezession ist so gut wie sicher
Nichts scheint den Kurs-Rutsch derzeit stoppen zu können. Das Handeln der Zentralbank wirkt beinahe hilflos. Es riecht nach Panik. Um so mehr die Zentralbank versucht, den Rubel zu stützen - durch höhere Zinsen etwa - um so mehr würgt sie die Wirtschaft ab. Läst die Zentralbank dagegen den Rubel weiter fallen, heizt das die Inflation an. Eine Rezession ist jetzt so gut wie sicher.
Nicht alle Gründe für den Verfall des Rubels sind rational. Und es dürften auch einige Spekulanten am Werk sein. Doch klar ist: Die russische Führung bekommt nun auch die Quittung für Fehler und Versäumnisse der vergangenen Jahre.
Dass Russland immer noch so abhängig ist von den Einnahmen aus Öl und Gas, das könnte dem Land nun das Genick brechen: Der Öl-Preis, der immer weiter sank, war wohl Haupt-Auslöser für den Absturz des Rubels.
Gelähmt durch Bürokratie und Korruption
Abgesehen von der Rohstoff-Branche ist die übrige Wirtschaft nie auf Touren gekommen, sie ist bis heute gelähmt durch Bürokratie, Korruption und fehlende Rechtssicherheit.
Die Sanktionen des Westens wegen des Ukraine-Konflikts und die Gegensanktionen aus Moskau haben das Wirtschaftsklima in Russland in diesem Jahr weiter verdunkelt - und die Rubel-Krise verschärft.
Wie wird die russische Führung nun reagieren? Schon am Donnerstag wird Präsident Putin selbst Stellung beziehen müssen, in seiner großen jährlichen Pressekonferenz, DEM politischen Ereignis in Russland zum Jahresende.
Signale und Ratschläge aus der Wirtschaft hat Putin zuletzt oft ignoriert, gerade im Ukraine-Konflikt ging es vor allem um seine patriotischen Pläne. Vermutlich wird Putin auch jetzt versuchen, die Schuld an der Krise dem Westen zu geben, der Russland vernichten wolle. Und sein Land zum Durchhalten aufrufen.
Eine Weile kann das noch gut gehen, dank noch vorhandener Devisen-Reserven und dank der Leidensfähigkeit vieler Russen. Doch ein langfristiger Ausweg aus der Krise ist das nicht.
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