VW-Skandal

Dieselgate schadet Skoda

Bei der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main wurde am 15.9.2015 der neue Skoda Superb Combi vorgestellt.
Bei der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main wurde am 15.9.2015 der neue Skoda Superb Combi vorgestellt. Auch er hat ein großes Problem mit den wahren Abgaswerten. © dpa / picture alliance / Uli Deck
Von Stephan Heinlein, Prag · 08.10.2015
Skoda ist eine der erfolgreichsten Töchter des VW-Mutterkonzerns. Doch der Abgas-Skandal beschädigt auch das Image des tschechischen Autobauers. Rund 1,2 Millionen Skoda-Autos fahren mit den manipulierten Dieselmotoren aus Wolfsburg.
Keine Interviews – keine öffentlichen Stellungnahmen. Škoda ist derzeit auf Tauchstation. Die tschechische Tochter schweigt beharrlich zu den Problemen der deutschen Mutter. Seit Beginn des Dieselskandals hat Volkswagen der ausländischen Konzernmarke einen Maulkorb verpasst, erklärt der Wirtschaftsanalytiker David Marek:
"Die tschechischen Werke sind dem deutschen Konzern untergeordnet. Sie dürfen sich deshalb nicht öffentlich äußern. Die gesamte Kommunikation wird zentral aus Wolfsburg und nicht aus Mlada Boleslav geleitet."
Aus dem mittelböhmischen Stammsitz des Traditionsunternehmens gibt es aktuell nur spärliche Pressemitteillungen. Daraus geht hervor: 1,2 Millionen Škoda-Autos fahren mit den manipulierten VW-Dieselmotoren. Betroffen sich fast alle in den vergangenen Jahren hergestellten PKW-Modelle – vom kleinen Fabia bis zum luxuriösen Superb. Es droht ein gewaltiger Schaden für das Unternehmen, so David Marek:
"Es ist vor allem ein riesiger Image-Verlust. Noch sind die Folgen nicht genau vorherzusagen. Aber die Verkaufszahlen könnten deutlich einbrechen und damit natürlich auch der Gewinn des Unternehmens."
Dämpfung der Konjunktur erwartet
Prognosen, die in Prag für Unruhe sorgen. Der Erfolg des bisherigen Vorzeigeunternehmens ist wichtig für die gesamte Wirtschaft des Landes. Mit rund 26.000 Beschäftigten ist der Autobauer der mit Abstand größte private Arbeitgeber. Auch viele Zulieferer hängen am Tropf von Škoda und Volkswagen. Im tschechischen Finanzministerium hat man deshalb bereits gerechnet: Im kommenden Jahr drohe eine Dämpfung des Konjunkturaufschwungs um bis zu 0,2 Prozentpunkte. Doch Industrieminister Jan Mladek warnt vor Panikmache:
"Škoda liefert keine Autos auf den US-amerikanischen Markt. Außerdem ist der Konzern nicht an der Börse. Ich erwarte deshalb nur indirekte Folgen für die tschechische Wirtschaft. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen um Skoda zu machen."
Tatsächlich befürchten viele Beobachter jedoch auch für Škoda eine Fahrt ins Ungewisse. Das tschechische Traditionsunternehmen wird einen Teil der Zeche für die Fehler im deutschen Mutterkonzern zahlen. Es drohen schmerzhafte Einschnitte in allen Bereichen. Der künftige Sparkurs stellt viele geplante Neu-Investitionen auf den Prüfstand. Auch der Verlust von Arbeitsplätzen wird in Tschechien nicht mehr ausgeschlossen.
Mehr zum Thema