Vorurteile und ihre Macht

Wenn Kevin keine Chance hat

Schulkinder spielen in Berlin auf dem Schulhof der Paul-Klee-Grundschule.
Kinder auf einem Schulhof: "Welches Kind fördert die Lehrerin mehr, welches weniger?" © picture alliance / dpa / Robert Schlesinger
Beate Küpper im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 23.06.2015
Alle Menschen haben Vorurteile. Sind diese grundsätzlich schlecht? Nicht immer, aber zumeist: Indem man andere abwertet, könne man sich "einfach und bequem" aufwerten, sagt die Vorurteils-Forscherin Beate Küpper.
Die Sozialpsychologin Beate Küpper lehrt an der Universität Niederrhein und erforscht die Frage, was es heißt, von anderen schlecht zu denken. Vorurteile haben für sie sogar einen Nutzen: Denn durch das Denken in Kategorien wird die Welt einfacher.
Das Problem: Sie nutzen immer nur dem, der sie hat. Vorurteile "dienen auch dazu, indem andere abgewertet werden, auf eine ganz einfache und bequeme Art und Weise sich selber aufzuwerten", betont die Expertin im Deutschlandradio Kultur. Wenn beispielsweise der Grieche als faul, chaotisch und korrupt dargestellt werde, "entheben wir uns selbst der Frage, wie korrupt sind wir eigentlich?"
Vorurteile sind "tief eingebacken" in unsere Kultur
Nach Küpper haben alle Menschen "mehr oder weniger Vorurteile". Diese seien tief "eingebacken" in die Kultur und es sei nicht leicht, sich davon freizumachen. Als Beispiel nannte sie "die Frau als Schlange, der man nicht trauen kann" und uralte Vorurteile gegen Juden aus dem Mittelalter. Es sei aber die Frage, wie man mit solchen Vorurteilen umgehe, sagte sie. Man könne durchaus "Luft holen, einen Schritt nach hinten gehen und noch einmal neu drüber nachdenken".
Gefährlich sind Vorurteile vor allem deswegen, weil sie sich nicht nur in unseren Köpfen befinden, sondern auch Fakten und Wirklichkeit schaffen, betonte Küpper. "Welches Kind fördert die Lehrerin mehr, welches weniger?" Justin wird nicht zu den Privilegierten gehören, wenn die Lehrkraft überzeugt davon ist, dass alle Kevins und Justins nichts können.
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