Vorgespult

Von Träumern und Kämpfern

Szene aus dem Film "Lucy" mit Scarlett Johansson (Mitte)
Szene aus dem Film "Lucy" mit Scarlett Johansson (Mitte) © dpa / picture alliance / Universal Pictures Germany
Von Noemi Schneider · 09.08.2014
In unserer Rubrik "Vorgespult" geht es heute um Frauen, die Filme machen, einen Altmeister, der von der Entgrenzung träumt und das böse Erwachen von drei Träumern, die für eine bessere Welt kämpfen.
Für die Berliner Nachwuchsregisseurin Isabel Suba geht ein Traum in Erfüllung: 2012 darf sie ihren Kurzfilm bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes präsentieren. Der Umstand, dass im Wettbewerb des Festivals kein einziger Film einer Regisseurin vertreten ist, empört Suba allerdings so sehr, dass sie beschließt, aus ihrer Einladung an die Cote d'Azur ein Filmprojekt über Geschlechterungerechtigkeit zu machen. Für "Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste" gibt sie ihre Identität kurzerhand an die Schauspielerin Anne Haug ab und begleitet ihr Alter Ego gemeinsam mit dem chauvinistischen Produzenten David nach Cannes.
"Hallo Isabel, dein Flug hat keine Verspätung, wo bist du?"
"Nicht, dass ich erwartet hätte, dass du kommst."
"Ich warte auf dich, noch zehn Minuten ungefähr und dann bin ich weg."
"Ruf mich doch umgehend zurück, wie du's auf deiner Mailbox auch sagst!"
"Vielleicht schaffst du's ja zu deiner eigenen Filmpremiere in Cannes pünktlich."
Für Filmschaffende ein Hochgenuss
Zur eigenen Premiere schaffen es die beiden immerhin pünktlich, ansonsten läuft beinahe nichts nach Plan.
"Gut, ich entschuldige mich hiermit dafür, dass ich sicherlich nen Teil dazu beigetragen hab, dass der Tag heute nicht so verlaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben."
"Ja, und wo sind die anderen Leute, die auch ihren Teil dazu beigetragen haben?"
"Die sitzen neben mir."
Die Idee, die dem Film zu Grunde liegt ist großartig, die Machart mutig und unkonventionell. Nur die titelgebende Geschlechterungerechtigkeitsdebatte erschöpft sich allzu schnell im verbalen Schlagabtausch zwischen den beiden Hauptdarstellern.
Fazit: Für Filmschaffende ein Hochgenuss, für alle anderen unterhaltsames "Mann-Frau-Gezicke" vor und hinter den Kulissen des Filmfestivals in Cannes.

Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste
Regie: Isabel Suba; Mit: Anne Haug; 83 Minuten, ohne Altersbeschränkung

"Man schätzt, die meisten Menschen nutzen lediglich zehn Prozent ihrer Gehirnkapazität. Stellen sie sich vor, wir könnten 100 Prozent nutzen?"
Diese Frage treibt den französischen Regisseur Luc Besson schon länger um und ist das zentrale Thema seines neuen Films "Lucy", in dem die gleichnamige amerikanische Studentin in Taiwan über Nacht zur gejagten Drogenkurierin wird. In Lucys Bauch wurde nämlich eine neue Superdroge implantiert. Auf der Flucht platzt die heikle Fracht und nach und nach entwickelt die Studentin Superkräfte.
Über Nacht zur gejagten Drogenkurierin
"Seit wann schreibst du denn Chinesisch?"
"Seit einer Stunde."
"Lucy" ist ein actionreicher Kino-Rausch, in dem Besson ein erzählerisches und filmisches Feuerwerk zündet, dem man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Scarlett Johansson und Morgan Freeman brillieren in den Hauptrollen. Besson at it's best.

Lucy
Frankreich/USA 2013; Regie: Luc Besson; Mit: Scarlett Johansson, Morgan Freeman, u.a.; 89 Minuten, ab 12 Jahren

"Gut. Viel Platz, wir räumen hier alles raus."
"Ja."
"Wie viel hat das Boot gekostet?"
"Es war nicht billig."
"Das glaub ich gern, ihr habt es bar bezahlt, hoff ich!"
Josh, Dena und Harmon planen gemeinsam einen großen Staudamm in Portland in die Luft zu sprengen. Mit dieser Aktion wollen die drei überzeugten Öko-Aktivisten ein Zeichen setzen, um ihre Umwelt aufzurütteln.
Alles läuft nach Plan, doch die Rückkehr in die Normalität gelingt nicht, als die drei am darauffolgenden Morgen aus den Nachrichten erfahren, dass ein Camper in der Nähe des Staudamms verschwunden ist. Plötzlich geht es nicht mehr um die Umwelt, sondern darum, die eigene Haut zu retten.
Spannendes Kammerspiel in den Wäldern Portlands
"Bist du deswegen hier, weil du befürchtest ich könnte die Cops anrufen? Oder die Familie des vermissten Campers anrufen und ihr beichten was passiert ist? Ich weiß von nichts, kapiert, also lass mich in Ruhe."
"Hey, Dena!"
"Lass mich los, du tust mir weh!"
"Tschuldige."
Der Regisseurin Kelly gelingt mit "Night Moves" ein hochspannendes Kammerspiel in den Wäldern Portlands, dessen Klasse nicht zuletzt den schauspielerischen Leistungen der ungeschminkten Hauptdarsteller Jesse Eisenberg, Dakota Fanning und Peter Sarsgaard zu verdanken ist.

Night Moves
USA 2013; Regie: Kelly Reichardt; Mit: Jesse Eisenberg, Dakota Fanning, Peter Sarsgard, u.a.; 112 Minuten; ab 12 Jahren