Von Tür zu Tür

    Von Axel Schröder · 17.09.2013
    Aydan Özoguz startet von Platz 1 auf der Landesliste. Eine sichere Sache. Doch die Wahlkampfzentrale der SPD hat das Klinkenputzen vor der Wahl zum Konzept für alle gemacht: die stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD ist viel unterwegs, auf der Straße und im Netz.
    Aydan Özoguz kämpft am Stadtrand. Zu Fuß, in Jeans und Blazer, einen Packen Wahlbroschüren unter dem Arm. Einen Wohnblock nach dem anderen klappert sie ab, drückt Klingeln, steigt Treppen.

    "Ich bin Bundestagsabgeordnete und wollte eine Broschüre abgeben!"

    Die Parlamentarierin drückt die Tür auf, im Hausflur wartet eine junge Frau, die Tür halb geöffnet.

    "Ich bin Aydan Özoguz. Bundestagsabgeordnete. Und bringe Ihnen nur ein paar Informationen über mich. Und zwei Einladungen. - Ich danke Ihnen! - Gerne!"

    An fünf Millionen Türen klingeln
    Weiter geht's, ein Stockwerk nach oben. Klingeln und warten. Aydan Özoguz hat schon im letzten Wahlkampf die Straßenzüge von Hamburg-Wandsbek abgeklappert. Diesmal hat die Wahlkampfzentrale der SPD das Klinkenputzen vor der Bundestagswahl zum Konzept für alle gemacht. Sogar Peer Steinbrück ist so an der Basis unterwegs und am Ende - das ist das Ziel der Planer - sollen Sozis in der gesamten Republik an fünf Millionen Türen geklingelt und Gesicht gezeigt haben.

    Viel Zeit für den Austausch über Özoguz politische Agenda ist an diesem Abend nicht. - Es ist kurz nach sechs, meist öffnen Frauen die Tür, Kinder an der Seite, das Abendessen in Vorbereitung. Die Frau im Türrahmen ist ganz angetan. Die Bewerber der anderen Parteien haben sich noch nicht blicken lassen:

    "Nein, ist noch nicht passiert! Nicht persönlich. Ich hab zwar schon jemanden rumgehen sehen, Flyer verteilen in die Briefkästen. Aber so wirklich von Tür zu Tür persönlich, mit Klingeln und Vorstellen nicht. Nein."

    Özoguz macht weiter, ganz akribisch: die stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD merkt sich die Namen der Hausbewohner, die nicht zuhause waren. Denen hängt sie ein Pappschild an die Klinke und unten landet in ihren Briefkästen noch die Wahlbroschüre der SPD-Frau. Auf dem Foto schaut sie dem Betrachter direkt in die Augen.

    Eine 46-jährige Frau, rotbraune offene Haare, ein echtes - oder sehr professionelles - Lächeln. Zurück in der Parteizentrale der Wandsbeker SPD zeigt Özoguz die großformatigen Wahlplakate mit dem gleichen Foto. In der Ecke offene Pappkartons, voll mit Kulis, Buttons, Faltblättern und Luftballon, lauter analoger Kleinkram für‘s Wahlvolk. Und klar: die SPD und Aydan Özoguz werben auch digital:

    "Ich hab meine Facebook-Seite, meine Homepage sowieso. Ab und zu twitter ich. Aber nicht mehr so extrem. Jedenfalls nicht regelmäßig. Es gibt immer mal Ereignisse, da bietet es sich an. Und dann wieder eine ganze Weile weniger. Ja. Wir bedienen eigentlich alles ..."

    "Familie, Senioren, Frauen und Jugend"
    Um am Ende den Wahlkreis Wandsbek direkt zu holen. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht: bei der letzten Bundestagswahl lag der CDU-Mann Jürgen Klimke nur knapp zwei Prozentpunkte vor Özoguz Vorgänger. Damals zog sie über den Listenplatz 2 in den Bundestag ein. Ihr erste Legislaturperiode. Mit einem holprigen Start, ohne eigenes Büro. Diesmal startet die stellvertretende Bundesvorsitzende von Platz 1 auf der Landesliste. Eine sichere Sache. Verheiratet ist sie mit dem Hamburger Innensenator Michael Neumann. Und ein anderer prominenter Genosse aus Hamburg hat sie, die als Projektleiterin bei der Körber-Stiftung arbeitete, vor rund zehn Jahren für die Politik begeistert:

    "Der ausschlaggebende Grund war, dass Olaf Scholz mich direkt angesprochen hat. Der damals sagte: 'Mensch, Frau Özoguz!' - wir kannten uns ja noch nicht so richtig. - 'Hätten sie nicht mal Lust, bei uns mit zu machen? Und richtig aktiv Politik zu machen'."

    Jetzt steckt die Seiteneinsteigerin mitten drin im Räderwerk der Berliner Politik. Die Wahlkämpferin ist schon wieder unterwegs. Von Tür zu Tür, verteilt ihre Faltblätter, hält kurzen Small Talk in Reihenhäusern und Wohnblocks am Hamburger Stadtrand. 5000 Türen will sie schaffen bis zum 22. September. Die Wahl gewinnt dann die SPD, Rot-Grün ist ihr Wunschtraum. Geht es dann noch weiter nach oben? Özoguz winkt ab, bleibt gelassen. Kein Kabinettsposten?

    "Vielleicht später mal. - Jetzt nicht? - Jetzt kämpfe ich um meinen Wahlkreis!"

    Links:
    Homepage von Aydan Özoguz
    Aydan Özoguz auf Facebook und auf Twitter
    Überssichtsseite: Abgeordnet nach Berlin - unsere Hinterbänkler
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