Von New York in die Welt

Von Grit Lieder · 17.09.2012
Vor einem Jahr hatte eine Bewegung ihren Anfang, die weltweit Wellen schlagen sollte. Mit einigen Protestlern in New York begann "Occupy", tausende folgten nach - bis die Bewegung im November ins Stocken geriet.
17. September 2011, New York: Eine Gruppe von Protestlern besetzt den Zuccotti-Park im Finanzdistrikt von Manhattan und benennt ihn in Liberty Plaza um. Kernpunkt ihrer Kritik: Die Politik der USA richtet sich nach den Interessen von Banken, Lobbyisten und Superreichen statt nach dem Wohl der "99 Percent" des Volkes. Das Ziel der Bewegung: eine Änderung der Politik durch die langfristige Besetzung der Wall Street. Anfangs reagiert New Yorks Bürgermeister verständnisvoll.

24. September 2011: Nach einem Pfefferspray-Einsatz der Polizei kommt es zu Verhaftungen Die Aktivisten halten dennoch den Park an der Wall Street besetzt.

5. Oktober: An einer Demonstration mit Unterstützung zahlreicher US-Gewerkschaften beteiligen sich 5000 bis 15.000 Menschen. Schnell breitet sich die Occupy-Bewegung in den USA aus.

15. Oktober: Bei einem globalen Aktionstag finden in rund 1000 Städten weltweit Proteste statt. Occupy-Zeltlager entstehen u. a. am Bundespressestrand in Berlin, vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/Main, aber auch vor der St. Paul's Cathedral in London.

Die Bewegung findet zunehmend prominente Unterstützer, darunter der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz. Der französische Philosoph Stephane Hessel avanciert als Autor des Essays "Empört euch!" zum Chefideologen der Occupy-Bewegung. Doch aus dem Protest will und soll keine Politik werden. Der Bewegung wird zunehmend Ziellosigkeit vorgeworfen. Der New Yorker Intellektuelle und Aktivist Mark Greif dementiert das:

"Ich glaube die Forderungen sind eindeutiger, als man vielleicht denken mag. eine Regulierung der Finanzmärkte, Zweitens: dass die Fragen des Geldes von der uneingeschränkten Redefreiheit getrennt werden sollen, drittens dass nicht mehr die Banken gerettet werden sollen, sondern dass Steuergelder für Arbeitsplatzbeschaffung eingesetzt werden, und viertens die Forderung nach einer Reform der Wahlkampffinanzierung"

Diese Forderungen werden in 26 Sprachen übersetzt und via Internet verbreitet. Occupy-Gruppen gibt es in 82 Ländern. Die Bewegung erreicht ihren Höhepunkt.

15. November: Das Camp an der Wall Street wird von der Polizei geräumt, Hunderte Aktivisten werden verhaftet. Die Polizei begründet ihr Vorgehen mit unhaltbaren hygienischen Zuständen und kriminellen Aktivitäten. Räumungen erfolgen auch in London und Berlin. Die Bewegung gerät ins Stocken.