Von Adelheid Wedel

22.02.2013
Die „Süddeutsche“ beschäftigt sich noch vor dem endgültigen Rücktritt des Papstes mit seiner Amtsleistung, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ druckt ein Interview mit dem Regisseur Dror Moreh und regt sich auch darüber auf, dass nun doch kein Romantikmuseum in Frankfurt gebaut wird.
Die "Süddeutsche" beschäftigt sich noch vor dem endgültigen Rücktritt des Papstes mit seiner Amtsleistung, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" druckt ein Interview mit dem Regisseur Dror Moreh und regt sich auch darüber auf, dass nun doch kein Romantikmuseum in Frankfurt gebaut wird.

Noch ist er im Amt, da setzen schon die Versuche ein, Plus und Minus seines Pontifikats in Rom abzuwägen. Im Blickpunkt: Papst Benedikt XVI. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG wird ihm "Debattenflucht aus Sorge um Europa" unterstellt. Der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan klagt über "verschenkte Chancen des Dialogs" und meint, "dieser Papst wird keine so markante Spur in der Geschichte hinterlassen wie sein Vorgänger", der sich vor allem durch seine Bereitschaft zur Öffnung und zum Dialog mit den spirituellen und religiösen Gemeinschaften der Welt auszeichnete.

Benedikt XVI. hingegen war bekannt "für seine theologische Strenge, für seine Kompromisslosigkeit gegenüber anderen christlichen Traditionen und anderen Religionen. Er war kein Medienpapst," schreibt Ramadan weiter, "vielmehr ein Papst der Schrift, den die Treue zu den Prinzipien stärker motivierte als das Bedürfnis, die Herausforderungen der Gegenwart beim Namen zu nennen."

Zwei Befürchtungen seien es, die den Papst bewegten: den alten Kontinent bedrohten die Säkularisierung, die den Glauben ins Abseits drängt und der Zuzug der Muslime, der der katholischen Kirche als große Herausforderung erscheinen müsse. Durch "das Prisma der Furcht" betrachtet führe das weder zu Verständnis noch zu Verständigung.

"Wie man den Glauben an die Literatur verlieren – und wiedergewinnen kann," ist Thema einer Zeitungsseite in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Ian McEwan, einer der führenden britischen Schriftsteller seiner Generation, schildert sowohl seine Zweifel als auch wiedergewonnene Zuversicht in sein Wirken als Schriftsteller. "Wenn der Gott der Literatur dich im Stich lässt, dann schwindet alles dahin," gibt er zu Protokoll. Aber auch die Erlösung aus der Schaffenskrise "zeichnet er geistreich und lebensnah auf."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG druckt ein Interview mit dem israelische Regisseur Dror Moreh. "In der aufsehenerregenden Dokumentation "Töte zuerst" bringt er alle noch lebenden ehemaligen Chefs des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet dazu, über ihre Arbeit zu sprechen. Sein Ziel war es, "den israelisch-palästinensischen Konflikt aus Sicht des israelischen Geheimdienstes zu erzählen." Was die Gesprächspartner preisgeben, ist extrem überraschend: "Sechs israelische Geheimdienstchefs sind übereinstimmend der Meinung, die Besetzung der palästinensischen Gebiete sei unmoralisch. Sie sind für eine Zweistaatenlösung, sehen die Chancen darauf täglich schwinden und glauben, durch die Unfähigkeit der politischen Spitze steuere Israel auf eine Katastrophe zu."

Der Film kam in Januar in Israel in die Kinos und wurde für einen Oscar nominiert. Die ARD und Arte zeigen ihn Anfang März.
An diesem Samstag wird Ljudmila Ulitzkaja, "eine der wichtigsten Stimmen der russischen Gegenwartsliteratur, siebzig Jahre alt." Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG druckt ihr zu Ehren einen Text ab, in dem sie über alte Familienfotografien und ihren russisch-jüdischen Stammbaum nachsinnt. Sie schreibt: "Der innerfamiliäre ideologische Konflikt zwischen den kleinbürgerlichen Ameisen, die sich nur um ihr täglich Brot kümmern, und den Bohème-Libellen mit höheren Interessen ist vorbei. Ich glaube, die Versöhnung habe ich bewirkt, eine sehr vernünftige Vertreterin der Bohème."

In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG alarmiert Sandra Kegel nicht nur die Bürger der Stadt Frankfurt am Main über eine Entscheidung: Der Plan, ein Romantik-Museum einzurichten, fällt den städtischen Sparmaßnahmen zum Opfer. Die Autorin nennt das "eine gravierende Fehlentscheidung, denn die Chance für den Neubau am Großen Hirschgraben ist historisch einmalig."

Damit wird ein Projekt gestrichen, wofür das Land und auch der Bund bereits finanzielle Unterstützung zugesagt hatten. Drängt sich die Frage auf: "Hat man dem berühmtesten Sohn bis heute nicht verziehen, dass er nach dem "Werther" seinem Geburtsort den Rücken kehrte?"