Vom Monster zum sensiblen Teenie

Von Gerd Brendel · 28.06.2013
In den 1920er-Jahren waren sie noch hässlich, mit Buckel und Krallen. Im Laufe der Jahre aber sind sie ansehnlich und ziemlich zahm geworden, manchmal sogar richtig feinfühlig. Wir blicken auf die blutsaugende Nachtgestalt in der Filmgeschichte.
Tanz der Vampire: "Ich sah den Vampir... ich sah ihn..da…"

Und das mindestens 172 Mal auf der Leinwand. So viele Vampirfilme verzeichnet das Lexikon des Films. Keine Frage, Filme mit dem untoten Blutsauger gibt es, so lange es den Film als Kunstform gibt.

Tanz der Vampire: "Mit seiner Hilfe konnte es sich endlich über die ganze Welt ausbreiten."

Sogar bis nach Bollywood.

Dass Dracula als Kinoheld nicht tot zu kriegen ist, beweist Friedrich Murnaus berühmter Film "Nosferatu - Symphonie des Grauens" von 1922. Eigentlich sollten alle Kopien 1925 nach einem verlorenen Streit mit den Rechteinhabern der Filmvorlage - Bram Stokers Dracula-Roman, vernichtet werden. Doch der Film überlebte, so wie sein Held der untote Obervampir. Wenn auch in veränderter Form: Aus Murnaus buckligem Ungeheuer mit den langen Krallen machte Bela Lugosi in den 30ger Jahren einen perfekt gekleideten Gentleman.

Seit Lugosi trägt Dracula den typischen schwarzen Umhang darunter den tadellosen Ausgeh-Frack. Die spitzen Eckzähne kamen allerdings erst 1958 dazu, als der britische Schauspieler Christopher Lee zum Gesicht Draculas wurde. Lees Dracula ist ein eiskalter, sprachloser Verführer, der seine weiblichen Opfer mit gierigem Blick in den Bann schlägt. Ein Wolf im Schafspelz, der kein Mitleid kennt. Das änderte sich erst 1994 in Neil Jordans "Interview mit einem Vampir".

Vampir Louis: "Ich erzähle ihnen alles...Ich bin aus Fleisch und Blut, aber ich bin kein Mensch."

Die Lebensbeichte, die Bratt Pitt als feinfühliger Vampir Louis dem Reporter im Film erzählt, zeigt zum ersten Mal einen Moralisten, statt ein Monster. Vampire vielleicht ohne menschliche Seele, aber doch mit Herz. In den letzten Jahren sind die Vampire immer sensibler geworden. Edward, der Held der "Twilight-Filme", lebt zum Beispiel ein fast normales Teenager-Leben.

Twighlight: "Ich wollte ihre Tochter zum Baseball abholen...Ich passe auf, dass ihr nichts passiert."

Lugosi: "”Dracula will live forever.”"

Bela Lugosi hatte recht: Dracula lebt weiter und weiter. Aber mittlerweile hat man ihm und seinesgleichen die Zähne gezogen.
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