Vom Exportschlager zum Ladenhüter

Ein Perserteppich als Wertanlage?

Perser-Teppiche werden von Mitarbeitern eines Ausstellers aus dem Iran in Hannover vor Beginn der Teppich-Messe Domotex sortiert
Perser-Teppiche © dpa / picture alliance / Rainer Jensen
Von Reinhard Baumgarten · 23.02.2016
Die Nachfrage nach handgeknüpften Teppichen aus dem Iran ist stark zurückgegangen. Das liegt auch am schlechten Image des Landes. Zudem kämpft das Handwerk mit Nachwuchssorgen. Genau das könnte den Perserteppich aber zukünftig wieder interessant werden lassen.
Der Iran ist nach wie vor Spitzenreiter bei der Herstellung handgeknüpfter Teppiche. Vergangenes Jahr wurden Teppiche im Wert von rund 330 Millionen Dollar exportiert. Das klingt noch gut, aber tatsächlich ist das im Vergleich zu den exportstärksten Jahren ein Rückgang um fast 40 Prozent.
Der Teppichmarkt ist nicht so erfolgreich, wie er sein müsste, stellt der Teppichhändler Javad in Isfahan nüchtern fest.
"Wenn man in Betracht zieht, dass der iranische Teppich zum besten Kunsthandwerk der Welt gehört, gibt eigentlich es zu wenige Kunden."
Die iranische Teppichbranche habe unter der politischen Großwetterlage gelitten, erklärt Baghir Seyrafian, Chef des Verbandes der Teppichhändler in Isfahan.
"In den letzten Jahren der Stagnation, wurden zwar Teppiche exportiert, aber es gab viele negative Schlagzeilen über den Iran. Die Iraner würden das Geld fürs Atomprogramm ausgeben."

Kunsthandwerk mit Jahrtausende alter Geschichte

Seyrafian hofft, dass mit der im Juli vergangenen Jahres in Wien erzielten Einigung im Atomstreit der Handel mit Teppichen wieder besser wird. Vor allem der Handel mit den USA ist um mehr als ein Drittel geschrumpft. Der Händler Javad im Bazar von Isfahan ist skeptisch.
"Ich habe keine Änderungen gespürt. Im September und Oktober gab es viele Touristen, aber seitdem kaum noch welche."
Indien, Pakistan, Afghanistan und Nepal haben viele Lücken besetzt, die durch Sanktionen gegen den Iran entstanden sind. Sa’iid Ebrahim von der Handelskammer Isfahan ist zuversichtlich, dass der Iran seine alte Marktstärke wird zurückerlangen können.
"Was hier anders ist, ist die Seele, die in die Arbeit gesteckt wird. Unser Kunsthandwerk, hat neben dem industriellen Aspekt, eine Jahrtausende alte Geschichte. Das nennt man immaterielles Erbe. Dieses Erbe kann man nicht nachahmen."

Regional sehr unterschiedliche Muster

Kerman, Isfahan, Täbriz, Yazd, Mashhad – in den traditionellen Zentren iranischer Teppichkunst werden regional sehr unterschiedliche Muster gepflegt, die alle ihren speziellen Wert haben. Ob der Iran Herstellungsland Nummer eins für handgeknüpfte Teppiche wird bleiben können, wird stark von zwei Faktoren abhängen: Der Nachfrage und dem Nachwuchs.
"Die junge Generation knüpft nicht mehr, nur die Alten. Und die Alten haben ja andere Verpflichtungen: Kinder, Hausarbeit und so weiter. Ich glaube die Produktion wird so weit sinken, dass die Teppiche ihren wahren Wert erreichen werden."
Echte Perserteppiche könnten also demnächst richtig teuer werden, weil weniger geknüpft werden. Als Wertanlage wird der Perserteppich dann noch interessanter.
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