Volles Programm für einen "Shootingstar"

Von Camilla Hildebrandt · 13.02.2012
Seit 1998 werden auf der Berlinale Filmschauspieler aus Europa mit der Shootingstar-Auszeichnung geehrt. Sie will damit talentierte Schauspieler der Öffentlichkeit und Filmproduzenten vorstellen. Aber was genau machen die Shootingstars auf der Berlinale?
11 Uhr morgens, Hotel de Rome. Ein imposantes, ehemaliges Bankgebäude, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, direkt am Berliner Bebelplatz. Im Eingangsbereich: ein unübersehbares Schild, auf dem Neonlila und Neon-orangefarbene Lettern darauf verweisen, wer hier zum Frühstück eingeladen ist: Shootingstars 2012.

Hilmar Gudjónsson, 27, 1,73 groß, in orangefarbener Jeans und grauem Wollpulli, sitzt in einer der schwarzen Sofaecken und unterhält sich angeregt. Dafür sind sie auch heute hier, die Shootingstars. "Casting Breakfast" lautet ihr erster Termin.

Hilmar Gudjónsson: "Wir haben hier eine Menge zu tun, wir haben ein wirklich großes Programm. Ich kam an, ging zum Hotel, checkte ein und war schon im Shootingstar-Zeitplan drin. Wir haben nicht wirklich Freizeit. Nicht eine Minute!"

Auf dem Weg zum Buffet bleibt der junge Mann mit dem kantigen Gesicht – hohe Wankenknochen, markante Nase, grün-graue Augen – immer wieder stehen, stellt sich vor, spricht über Projekte.

Eineinhalb Stunden später hat Hilmar keinen Vertrag in der Tasche, nein, aber das war klar, sagt er. Erfolgreich war das "Breakfast" trotzdem:

"Ich habe mit einigen Casting-Direktoren, Produzenten und Agenten gesprochen, und ich denke, deswegen bin ich hier, um Kontakte zu knüpfen. Ich hab meine Karten weit gestreut. Man bekommt hier nichts Konkretes in die Hand, das haben sie uns zumindest so gesagt, aber man wird vielleicht später angerufen."

12 Uhr 50: "Crossing the Atlanic – Wie man von einem Austausch zwischen europäischen und amerikanischen Agenten profitiert", steht auf Hilmars Agenda. Ein paar Stühle werden in der Mitte des Raumes plaziert, ein Tisch, zwei Mikrophone. Platz nehmen vier Agentinnen aus Europa und Amerika.

In einer der Sofaecken sitzt Deutschlands Shootingstar Ana Maria Mühe, am Klavier lehnt lässig ein hochgewachsener, auffallend blonder junger Mann, Jakob Gierszal aus Polen. Hilmar Gudjónsson hört aufmerksam zu, macht sich Notizen. Nach der Veranstaltung meint er, das war wirklich nützlich:

"In Island haben wir nur eine sehr, sehr kleine Filmindustrie. Ich habe auch keinen Agenten, ich brauche auch keinen. Viele der anderen Shootingstars haben schon einen, die die ganze Arbeit für sie erledigen. Deswegen war das sehr wichtig diese Leute hier zu hören, die so viel Erfahrung haben."

14 Uhr 20: schnell die Jacke an, raus aus dem Hotel Rome, rein ins Taxi. Nächster Termin: ein Fotoshooting in Kreuzberg für die Zeitschrift "Madame".

Ob er sich überlegt, einen deutschen Agenten zu engagieren? Hilmar grinst:

"Ich war schon zwei Mal in Berlin, um eine Theateraufführung zu sehen. Ich mag die Atmosphäre hier sehr, und es ist irgend etwas an der deutschen Kultur, was ich wirklich mag. Ich wäre sehr interessiert, hier zu arbeiten!"

Zwei Stunden später geht es wieder ins Taxi und zurück zum Hotel. Endlich ein bisschen Pause.

22 Uhr, Shootingstar-Empfang der Film und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen im Stadteil Tiergarten. Hilmar Gudjónsson trägt einen eleganten schwarzen Anzug und wirkt sehr entspannt. Wir waren eben noch beim Empfang mit eurem Bundespräsidenten, sagt er nebenbei:

"Es war lustig, sehr formell, aber trotzdem hat es viel Spaß gemacht, so viele Leute zu treffen."

Jetzt kommt der letzte Akt für heute: Party!

"Der ganze Tag? War super gut. Wir hatten ein tolles Fotoshooting, sind über den roten Teppich gegangen, haben Hollywood-Stars getroffen, den deutschen Bundespräsidenten, wirklich ein Tag, an den man sich erinnert!"