Volker Schlöndorff über "Die Rückkehr nach Montauk"

"Ein anderes Leben in den Traumwelten"

Volker Schlöndorff, Regisseur von "Rückkehr nach Montauk", mit den Darstellern Nina Hoss und Stellan Skarsgård.
Regisseur Volker Schlöndorff hat "Die Rückkehr nach Montauk" auf der Berlinale präsentiert - seine Sicht auf die Erzählung "Montauk" von Max Frisch © © Wild Bunch Germany 2017 / Ann Ray
Moderation: André Hatting · 16.02.2017
Ein Schriftsteller kommt nach New York und trifft eine alte Liebe wieder: Regisseur Volker Schlöndorff ist auf der Berlinale mit einer "Montauk"-Verfilmung nach Max Frisch vertreten. Die heimliche Hauptrolle spielt er darin selbst – auch wenn er hinter der Kamera stand.
Volker Schlöndorffs Liebesdrama "Die Rückkehr nach Montauk" ist einer der drei deutschen Berlinale-Beiträge - es ist eine Hommage an seinen Freund Max Frisch, eine Erzählung über eine große Liebe und die Beziehung zu einer deutlich jüngeren Frau.

Sein Film erzähle eine ganz andere Geschichte als das Buch "Montauk", beschreibt der Regisseur im Deutschlandradio Kultur. Beide Werke verbinde aber die Tatsache, dass im Mittelpunkt ein Schriftsteller stehe. Diese Figur sei allerdings nicht Frisch nachempfunden, sondern es verhalte sich so:
"Da ist ein Stück von mir drin, ein Stück von meinem Co-Autor Colm Tóibín. Ich habe mit so vielen Schriftstellern zusammengearbeitet im Verlauf der vielen Literaturverfilmungen, die ich gemacht habe. Ich habe aber nie die Figur eines Schriftstellers dargestellt. Und das hat mich wirklich gereizt."

Spiel mit Wirklichkeit und Traumwelt

In diesem Sinne sei sein Film gar nicht autobiografisch zu verstehen, macht Schlöndorff deutlich. Er spiegele vielmehr seinen Umgang mit verschiedenen Schriftstellern und deren Verarbeitung bestimmter realer Begegnungen in der Literatur:
"Kaum begegnen sie einem Menschen, wird dieser Mensch womöglich zu einer Figur im nächsten Roman. Also dieses dauernde Hin- und Hergehen mit der Wirklichkeit einerseits und der Fantasie, den Traumwelten, wo die Menschen dann ein anderes Leben führen. Das ist etwas, was ich an Literatur liebe und an Schriftstellern. Das sind meine liebsten Gesprächspartner."

Wie der Plot von "Montauk" in Schlöndorff gearbeitet hat

Die Erzählung "Montauk", in der es um Frisch Beziehung zu Ingeborg Bachmann gehe, sei eigentlich nicht verfilmbar, meint Schlöndorff. Sie enthalte aber eine gute Vorlage – für ihn war es eine Animation zur Anverwandlung dieser Story: Ein Schriftsteller kommt für eine Woche nach New York und trifft dabei auf eine alte Liebe:
"Ich habe sieben Jahre in New York gelebt. Ich habe dort tatsächlich eine große Liebe gelebt, über die ich nie ganz hinweg gekommen bin - obwohl ich seit 25 Jahren sehr glücklich verheiratet bin. Das hindert nicht daran, dass man trotzdem zurück denkt: 'Was wäre, wenn …?' Und das ist im Grunde dieser Traum – dieses ' Was wäre, wenn …?'. Das ist der Film."

Bewunderung für eine bestimmte Haltung von Max Frisch

Schlöndorff sprach auch über seine Freundschaft mit Max Frisch, den er während der Dreharbeiten zur Verfilmung des Buches "Homo Faber" kennen gelernt habe. Er bewundere am Werk des Autors eine bestimmte Haltung, so der Regisseur:
"Er macht es sehr selbstkritisch. Und gleichzeitig gibt er sich seinen Gefühlen hin, dem Gespür, dass der Umgang mit anderen Menschen das Wichtigste ist. Dass er sich immer wieder befragt: Hab ich den und den falsch behandelt? Habe ich jemanden verletzt? Wieso bin ich da glücklich gewesen? Also diese Fragen, die man sich eben stellt, wenn man auf sein eigenes Leben zurückblickt."

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