Dokfilm "Violently Happy"

Sexualität als Kunst

Sortiment von Handschellen und Sex-Spielzeugen für Bondage- und SM-Spiele
Sortiment von Handschellen und Sex-Spielzeugen für Bondage- und SM-Spiele. © dpa / picture alliance / Christian Charisius
Felix Ruckert im Gespräch mit Max Oppel · 24.01.2017
Bis 2016 gab es in Berlin-Wedding die "Schwelle 7". Dort konnten sich Menschen zum Teil extremen körperlichen und sexuellen Erfahrungen aussetzen. Jetzt befasst sich ein Dokumentarfilm mit dem Projekt und dessen Gründer, dem Choreografen Felix Ruckert.
"Violently Happy" - so heißt ein Dokumentarfilm über den Tänzer und Choreografen Felix Ruckert und sein Projekt "Schwelle 7". In diesem Experimentier-Raum in Berlin-Wedding konnten Menschen sich in Situationen mehr oder weniger extremer körperlicher und sexueller Erfahrung begeben, nach dem Prinzip Glück und Gewalt.
Mit den Themen Bondage, BDSM, körperliche Nähe und Grenzerfahrungen aller Art ist Felix Ruckert bereits seit den 1990er-Jahren international erfolgreich. Bereits damals habe er damit angefangen, den Körper des Zuschauers in seine Theaterchoreografien einzubeziehen. "Das theatralische Feld wurde sozusagen erweitert, die vierte Wand eingerissen und der Körper des Zuschauers wurde sozusagen eine Spielfläche", sagte Ruckert im Deutschlandradio Kultur.

"Bungee-Jumping ist gefährlicher als SM"

Was er mache, sei eine Kunst des Körpers und des Spürens, so der Choreograf. "Es ist nicht erotische Kunst, sondern es ist Erotik als Kunst oder Sexualität als Kunst." Bei seinen SM-Inszenierungen gehe es nicht um Schmerz, sondern um Intensität und darum, Grenzen zu überwinden. "Der Körper liebt halt Herausforderungen, liebt an eine Grenze gebracht zu werden. Wenn jemand Bungee-Jumping macht oder Extremsportarten - Surfen, Bergsteigen - also, da sind viel mehr Schmerzerfahrungen da als in einem SM-Spiel. Es ist auch viel gefährlicher als ein SM-Spiel."
Außerdem gebe es ein natürliches Bedürfnis danach, Grenzen zu erobern, so Ruckert. "Jeder Mensch - meiner Ansicht nach - hat den Wunsch, Grenzen von Scham, von Angst, von Schmerz zu überwinden, um weiterzukommen, um freier zu sein. Weil, viele dieser Grenzen sind halt konditioniert, viele dieser Grenzen sind nicht natürlich, das sind also Mechanismen, die wir antrainiert bekommen."