Videonale im Kunstmuseum Bonn

Vom alltäglichen Zwang zur Performance

Kunstmuseum in Bonn
Im Kunstmuseum Bonn beginnt heute das Festival Videonale © picture alliance / dpa / Wolfgang Moucha
Tasja Langenbach im Gespräch mit Max Oppel · 16.02.2017
Die Kunst der Performance ist in den sozialen Medien für jedermann möglich. Doch was bedeutet das für diese Kunstform? Damit beschäftigt sich die Bonner Videonale. Für viele Künstler seien die sozialen Medien zur Inspirationsquelle geworden, sagt die künstlerische Leiterin Tasja Langenbach.
Optimierung, Leistung, Selbstdarstellung: Die sozialen Medien sind mehr und mehr zu einem Ort der Performance für jedermann geworden. Was bedeutet das für die Kunst? Mit Videos zum "Performancezwang" setzt sich die heute beginnende 16. Videonale im Kunstmuseum Bonn Videos auseinander.
Wie sehr hat Performance als Kunstform durch Social Media an Strahlkraft verloren? Sie habe nichts eingebüßt, sondern ein neues Medium dazu gewonnen, sagt Tasja Langenbach, künstlerische Leiterin der Videonale, im Deutschlandradio Kultur:
"Ganz viele Künstler setzen sich jetzt tatsächlich mit den Darstellungspraktiken auseinander, die man tagtäglich in den Social Media selbst erlebt oder sogar selbst praktiziert."

Die Künstler finden eine eigene Formsprache

Die Aktionen in den sozialen Medien seien keine Konkurrenz, sondern sie seien zur Inspirationsquelle für viele Künstler geworden, so Langenbach. Sie fänden eine eigene Formsprache für diese Auseinandersetzung.
Gleichwohl sei ein Wandel des Begriffs von Performance zu beobachten. Er stehe heute immer weniger für eine Freiheit des Ausdrucks, sondern sei zum Synonym für einen Befehl zur Aktion geworden, so ist im Programmheft der Videonale zu lesen. Das zielt auf alle Lebensbereiche:
"Man kann sich eigentlich gar nicht mehr entziehen. Man wird immer wieder herausgefordert – sei es im Arbeitsleben, sei es im Privatleben. Wir müssen alle immer noch ein bisschen fitter werden, man muss sich durch Wellness ein bisschen besser auf den nächsten Sprung im Arbeitsleben vorbereiten. Dass man eigentlich in vielen Situationen zu einem performativen Umgang mit sich selbst gedrängt wird. Und die sozialen Medien verstärken das natürlich noch einmal. Dass man überall mit der Kamera verfolgt wird."
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