Verschwörungstheorien über das Bilderberg-Treffen

Wer schweigt, ist schuldig

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
Hier sehen Sie - nach Ansicht von Verschwörungstheoretikern - die nächste Bundeskanzlerin © picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini
Thomas Grüter im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 11.06.2015
Auf der jährlichen Bilderberg-Konferenz wird über unser aller Schicksal entschieden, meinen Verschwörungstheoretiker. Der Buchautor und Verschwörungsexperte Thomas Grüter hat den Mythos unter die Lupe genommen.
Eine derzeitige Theorie besagt, dass Ursula von der Leyen dieser Tage zur nächsten Kanzlerin gekürt wird. Und das nicht etwa in Berlin, sondern in Tirol, wo gerade das Bilderberg-Treffen stattfindet. Rund 140 Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft treffen sich zur geheimnisvollen jährlichen Bilderberg-Konferenz in einem Luxushotel. Die Liste der Teilnehmer reicht von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bis zu Siemens-Chef Joe Kaeser. Und Ursula von der Leyen ist natürlich auch dabei.
Verschwörungstheoretiker lieben das Spekulieren - die Wahrheit wäre langweilig
Verschwörungstheoretiker lieben diese Treffen, weil nichts von den Gesprächsinhalten nach außen dringt – so lässt sich um sie herum trefflich darüber spekulieren, was besprochen worden sein könnte. "Verschwörungen werden ja schon vermutet, wenn (...) sich drei Leute auf dem Flur unterhalten und absolut nicht sagen wollen, worum es ging", sagt Thomas Grüter, der Bücher über Verschwörungstheorien geschrieben hat.
Wenn sich nun aber sogar hochkarätige Wirtschaftsführer und Staatsmänner treffen und hinterher keine Statements abgeben – das ist ein Fest für alle, die böse Geheimnisse hinter jeder Ecke vermuten. Neben der Kanzlerinnen-Nachfolge in Deutschland geht es dann wahlweise auch um die jüdische Weltverschwörung, einer Verschwörung der Konzerne oder auch einfach der internationalen Eliten. Bilderberg reize die Fantasie vieler Leute, sagt Grüter.
Das erste Bilderberg-Treffen fand 1954 in den Niederlanden statt
Das erste Bilderberg-Treffen habe 1954 in einem holländischen Hotel gleichen Namens stattgefunden, berichtet er. Initiiert von Prinz Bernhard der Niederlande ging es darum, dass die "westliche Welt mehr miteinander reden sollte und nicht so sehr aufeinander schießen sollte".
Man wollte sich einmal im Jahr treffen, um miteinander zu sprechen, ohne die ganze Zeit offizielle Standpunkte wiederholen zu müssen, sondern mit der Möglichkeit, "auch mal ins Unreine zu formulieren", so Grüter. Aus diesen vernünftigen Gedanken wurde dann im Laufe der Zeit in einigen Köpfen die Weltverschwörung. Getreu dem Motto: Wer schweigt, ist schuldig.
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