Verlegerin Antje Kunstmann

"Und plötzlich hat man diesen Sound von einem Manuskript"

Die Verlegerin und Herausgeberin Antje Kunstmann
Die Verlegerin und Herausgeberin Antje Kunstmann © Thomas Dashuber / Verlag Antje Kunstmann
Moderation: Klaus Pokatzky · 19.05.2016
Bücher sind seit ihrer Kindheit ihr Lebenselixier. Vor 40 Jahren gründete Antje Kunstmann den gleichnamigen Verlag. Angefangen hat sie mit feministischer Literatur. Wie besteht man als unabhängiger Verlag am Markt? Welche berühmte Autorin ging ihr durch die Lappen?
Sie ist eine der bekanntesten Verlegerpersönlichkeiten Deutschlands: Antje Kunstmann. In diesen Maitagen feiert der nach ihr benannte Münchner Verlag 40-jähriges Bestehen – und ist bis heute unabhängig geblieben. Dies ist auch dem literarischen Gespür Antje Kunstmanns zu verdanken. Gute Manuskripte erkennt sie – am Ton:
"Dieser Moment, wo man sagt, man hört eine neue Stimme, also man hört was Neues. Dieser Ton ist es, wie die Sätze gebaut sind, wie der Zugang zu der Geschichte ist, wie die Bilder gewählt sind – da spielt viel zusammen. Und plötzlich hat man diesen Sound von einem Manuskript beziehungsweise von einer Autorin oder von einem Autor, der was Besonderes ist."

Der Büchermarkt ist umkämpft

Wobei sie sich noch heute darüber ärgert, in jungen Jahren das Potenzial eines Manuskripts nicht erkannt zu haben, das ihr angeboten worden war. Titel: "Das goldene Notizbuch". Autorin: Doris Lessing, später Literatur-Nobelpreisträgerin. Doch als Verlegerin ist Antje Kunstmann auch Unternehmerin – die von ihr herausgebrachten Bücher müssen sich verkaufen. Und der Büchermarkt ist umkämpft, der Leser will umworben sein:
"Wie kriegen wir die Aufmerksamkeit für neue Autoren, für neue Bücher? Der Platz in den Feuilletons für Rezensionen schrumpft, der Platz in den Buchhandlungen, wo die Bücher auf den Tischen liegen, schrumpft, und bei Amazon kriegt man nur das angeboten, was man sowieso schon weiß. Also wie schafft man die Aufmerksamkeit und die Neugier für etwas, das noch nicht bekannt ist? Das ist unsere Aufgabe."
Ihr verlegerisches Motto hat sie an ihren Sohn weitergegeben, der mittlerweile als Lektor in den Verlag eingestiegen ist:
"Das erkennen, was die Gesellschaft prägt."
Mehr zum Thema