Verleger Lucien Leitess

"Der Krieg war nie gut für die Literatur"

Die Fahne Kurdistans: Sie ist offizielles Hoheitszeichen in der Autonomen Region Kurdistan im Irak. In der Türkei, Syrien und dem Iran ist sie verboten.
Die Fahne Kurdistans: Sie ist offizielles Hoheitszeichen in der Autonomen Region Kurdistan im Irak. In der Türkei, Syrien und im Iran ist sie verboten. © dpa / picture alliance / Michael Kappeler
Der Verleger Lucien Leitess im Gespräch mit Jörg Magenau · 04.08.2015
Es gibt nur wenige Übersetzungen der Werke kurdischer Schriftsteller ins Deutsche. Warum das so ist, erklärt der Verleger Lucien Leitess vom Züricher Unionsverlag, der sich sehr um die kurdische Literatur bemüht. Diese Kulturnation habe "ganz große Epen" geschaffen, sagt Leitess.
Das Gebiet, in dem die Kurden leben, verteilt sich auf mehrere Nationalstaaten, und seit Jahrhunderten herrscht dort immer wieder Krieg. Das sind die Hauptgründe dafür, dass kurdische Literatur im deutschsprachigen Raum wenig bekannt sei, meint Lucien Leitess, in dessen Unionsverlag Werke von Yasar Kemal, Mehmed Uzun und Sherko Bekas auf Deutsch erschienen sind. "Der Krieg war nie gut für die Literatur", sagt der Züricher Verleger.
"Man kann fast sicher sein, dass eine Kulturnation wie die kurdische, die seit dem 15. Jahrhundert ganz große Epen auch geschaffen hat, die dann oral durch Barden weitererzählt worden sind, dass die auch in der Gegenwart eine vielfältige Literatur hat." Allerdings sei die Literaturszene durch die spezielle Situation der Kurden "etwas unübersichtlich sogar für die Kurden selbst", sagt Leitess. "Ein großer Teil der kurdischen Literatur war ja immer auch Exilliteratur."
Zwar gebe es für Kurdisch keine ausgereifte Übersetzerszene wie für andere Sprachen. "Aber wer einen Roman aus dem Kurdischen übersetzen will, der wird immer einen Übersetzer finden." So habe man beispielsweise eine sehr gute Übersetzung der Gedichte von Sherko Bekas, einem irakischen Kurden: "Das ist wohl der größte Lyriker des 20. Jahrhunderts."
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