Verfilmung von "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"

Natalie Portmans Rückkehr zu den eigenen Wurzeln

Szene aus dem Film "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis", der auf dem autobiographischen Roman des israelischen Schriftstellers Amos Oz basiert - Regie: Natalie Portman
Szene aus dem Film "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis", der auf dem autobiographischen Roman des israelischen Schriftstellers Amos Oz basiert - Regie: Natalie Portman © imago/ZUMA Press
Ruth Kinet im Gespräch mit Frank Meyer · 03.11.2016
Viele Filmemacher zeigten Interesse an den Rechten für den Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis". Doch der Schriftsteller Amos Oz lehnte stets ab – bis die Schauspielerin Natalie Portman anfragte. Unter einer bestimmten Bedingung erhielt sie dann von Oz die Zusage.
Die Schauspielerin Natalie Portman hat den Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" von Amos Oz verfilmt. Es handelt sich um ein autobiographisches Buch, in dem Oz von der Kindheit eines Alter Egos erzählt. Es geht auch um die Gründung des Staates Israel und um die Familiengeschichte seiner Vorfahren im Vorkriegs-Europa. Portman hat auch das Drehbuch für die Verfilmung geschrieben und spielt die Hauptrolle.
Was hat Portman an diesem Stoff so fasziniert? Sie habe den Roman vor sieben Jahren in der englischen Übersetzung kennen gelernt, erzählt Deutschlandradio-Redakteurin Ruth Kinet über die Hintergründe der Entstehung des Films:
"Portman hat gemerkt, dass dieses Buch sie an ihre eigenen Wurzeln führt. Sie ist in Jerusalem geboren und hat die ersten drei Jahre ihres Lebens dort verbracht. Übrigens geboren als Neta-Lee Hershlag. Erst später hat sie den Namen ihrer Großmutter angenommen. Und sie hat ihren eigenen Großvater, der ein Universalgelehrter sprach und 18 Sprachen sprach, wiedererkannt in dem Kosmos, den Amos Oz in seinem Roman beschreibt."

Amos Oz stellte eine Bedingung

Oz habe damals bereits viele Anfragen zum Erwerb der Filmrechte erhalten und alle abgelehnt, berichtet Kinet. Der Schriftsteller habe Portman dann den Zuschlag gegeben – allerdings unter einer ganz bestimmten Bedingung:
"Seine Bedingung an Portman war, dass sie an der neuralgischen Stelle im Leben von Amos Oz - nämlich bei der Frage, warum seine Mutter im Jahre 1952 freiwillig aus dem Leben gegangen ist, die große Wunde im Leben von Amos Oz – nicht versuchen sollte und würde, eine eineindeutige Antwort zu geben und die Fragezeichen alle in Ausrufezeichen umzudeuten."

Kunstvolle Umsetzung des Romans

Portman habe das 800-Seiten-Werk bei der Verfilmung kunstvoll umgesetzt, so das Urteil von Kinet. Portman stelle die Jahre der britischen Mandatszeit und der Entstehung des Staats Israel gegen die Geschichte der Familie Klausner – mit dem Kräftedreieck aus Vater, Mutter und dem kleinen Amos.
Eine besondere Stellung nehme dabei die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ein, sagt Kinet:
"Und da vertieft sie sich. Und da geht sie an viele Punkte, die sehr schmerzhaft sind. Und deswegen möchte ich sagen: Der Film insgesamt ist ein Film, der nicht gefällig ist, der nicht leicht kommensurabel ist. Der weh tut. Aber er ist es wert, gesehen zu werden."

Die US-amerikanische Schauspielerin und Regisseurin, Natalie Portman, und der israelische Schriftsteller Amos Oz bei einem Treffen im mai 2015
Die US-amerikanische Schauspielerin und Regisseurin, Natalie Portman, und der israelische Schriftsteller Amos Oz bei einem Treffen im mai 2015© Imago/PicturePerfect
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