Tierstimmen-Imitator Uwe Westphal

Vögel wollen gehört werden

Tierstimmen-Imitator Uwe Westphal
Alle Sinne auf die Vögel ausgerichtet: Der Ornithologe und Tierstimmen-Imitator Uwe Westphal © Foto: Uwe Westphal
Moderation: Katrin Heise  · 04.05.2015
Er trällert wie eine Feldlerche, krächzt wie ein Kolkrabe und tiriliert wie ein Rotkehlchen – und dies so täuschend echt, dass ihm die Vögel antworten. Der Tierstimmen-Imitator Uwe Westphal hat rund 130 heimische Vögel im Repertoire.
Auf Wunsch röhrt er auch wie ein Hirsch oder quakt wie eine Erdkröte. Sein Hobby ist längst zu seinem Beruf geworden: Seit über 30 Jahren begeistert der Ornithologe Menschen auf Wanderungen für die Vogelwelt und die Natur rund um Hamburg und im Biosphärenreservat Schalsee. Dort lebt er auch in einem alten Reetdach-Haus, umgeben von Kranichen, Seeadlern und Rotmilanen. Seine Überzeugung: "Nur wer von der Natur begeistert ist, wird sich auch für ihren Schutz einsetzen."
Die Sensoren des Biologen, der auch Bücher schreibt, sind immer auf die Vögel ausgerichtet: Selbst im Hamburger Stadtverkehr achtet er darauf, wer gerade zwitschert. Dabei hilft ihm, dass die Vögel gehört werden wollen. "Die Rotkehlchen sind teilweise so clever, dass sie in die Abendstunden ausweichen, wenn weniger Verkehr ist", berichtet er.
Er habe aber auch schon an einer Ampel gestanden und das Rotkehlchen habe immer dann gesungen, wenn die Autos anhalten mussten. Wenn die Autos wieder anfuhren, schwieg der Vogel wieder. Andere Vogelarten verschieben ihr Zwitschern in höhere Frequenzen oder singen einfach lauter.
Es gibt mehr Vogelarten in der Stadt als auf dem Land
Solche faszinierenden Geschichten hat Westphal viele auf Lager. Wer hätte gedacht, dass der Artenreichtum bei Vögeln in der Stadt größer ist als auf dem Land? Es gibt eine regelrechte Migrationsbewegung der Vögel hinein in den verdichteten Lebensraum der Menschen. Denn: Auf dem Land treffen die Vögel vor allem auf "ausgeräumte Agrarlandschaften", wie Westphal sie nennt. Monokulturen und abgeerntete Äcker böten wenig Nahrung und Brutmöglichkeiten.
Die Amsel, ehemals ein "scheuer Waldvogel", war die erste: Sie wanderte vor über 200 Jahren in die Stadt ein. Zuletzt seien Tannenmeise, Mönchsgrasmücke und Heckenbraunelle gefolgt. Allein in Hamburg tummelten sich derzeit 168 Brutvogelarten, so der Ornithologe.

Das Gespräch ist Teil unserer ornithologischen Themenwoche: Der Naturschutzbund (NABU) lädt zur bundesweiten "Stunde der Gartenvögel". Deutschlandradio Kultur begleitet die Aktion mit einer großen Vogelschau im Radio vom 04. bis zum 09. Mai, mit vielen Beiträgen und Gesprächen über die faszinierende Welt der Vögel. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite "Die große Vogelschau".

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