USA

Zurück zur alten Pracht

Eione Menschenschlage vor dem Filmpalast "Orpheum" in Los Angeles
Der Filmpalast "Orpheum" in Los Angeles © AFP / Foto: Frederic J. Brwon
Von Nicole Markwald · 25.09.2014
Abends in Downtown Los Angeles essen zu gehen oder eine Bar zu besuchen – vor ein paar Jahren wäre das kaum jemandem eingefallen. Doch langsam entdecken Einwohner und Touristen den Broadway wieder für sich.
In der Straße stehen viele der ehemaligen prunkvollen Filmpaläste aus Vorkriegszeit. Sie sind vor allem an den blassen Leuchttafeln und schwungvollen Namen zu erkennen: Roxie, Orpheum, Rialto. Ihr früherer Glanz ist noch zu erahnen, viel zu lange wurden sie vernachlässigt. Karin Liljegren ist Architektin, seit über 16 Jahren wandelt sie alte Objekte in Downtown um:
"Wir sind hier an dem Ort, wo früher das Zentrum der Stadt war. Und dann, so meine einfache Erklärung, kam der Modernismus und die Leute wollten diese alten, verschnörkelten Gebäude nicht mehr. Sie wollten den Wolkenkratzer auf dem Berg. Die Gebäude standen leer, verfielen immer mehr, das nahe gelegene Obdachlosenquartier Skid Row wuchs, es war beängstigend.“
Schleichende Veränderungen
Wir treffen Karin Liljegren in einem gerade eröffneten Restaurant. Durch ihre tägliche Arbeit fallen ihr die vielen Veränderungen gar nicht so sehr auf, die Wiederbelebung der Innenstadt sei ein langsamer, schleichender Prozess.
"Uns ist das schon bewusst, dass sich hier viel tut, aber man trifft jeden Tag jemanden, dem eine neue Bar, ein neuer Buchladen oder ähnliches auffällt und der davon begeistert ist. Ich glaube, Besucher und Bewohner Downtowns beschäftigen sich endlich wieder mit ihrer Innenstadt.“
Christopher Harris hat an diesem Freitagabend noch viel vor: Er steht in einem Geschäft, das in drei Tagen nach einem Umbau wiedereröffnet wird. Ein Designer aus Los Angeles verkauft hier nicht ganz billige Männerbekleidung, die in Los Angeles angefertigt wird. Harris ist sein Handwerker:
"Diese Gegend blüht gerade wieder auf, sogar etwas teurere Läden machen wieder auf. Wir packen alle mit an und wollen Downtown wieder auf die Beine helfen. Es wird vielleicht nicht wieder so prachtvoll wie früher, aber besser als zuletzt.“
Wie viel noch zu tun ist, zeigt mir mein Stadtführer Will Wright, als wir den Broadway weiter entlang schlendern. Gegenüber dem ehemaligen Filmpalast Orpheum, das heutzutage für Konzerte genutzt wird, erstreckt sich über einen ganzen Block ein sechsstöckiges Gebäude: Verzierungen schmücken die graue Fassade, rostige Feuertreppen schlängeln sich in die Höhe.
Verkauf an eine Investorengruppe
Das ist eine Art überdachte Markthalle, sagt Will, das Angebot ähnelt einem Flohmarkt, Koffer, billige Hüte. Aber die Halle steht vor dem Ende, selbst die billigen Videospielautomaten sind kaputt, bedauert Will. Die Halle macht einen traurigen Eindruck, es riecht nach Staub und billigem Parfüm. Das Gebäude wurde vor kurzem an eine Investorengruppe verkauft, billige Hüte wird es hier nicht mehr lange geben.
Um die Innenstadt von Los Angeles wieder attraktiv zu machen, hat sich die Stadt einiges einfallen lassen. Dazu gehören auch so genannte "parklets", die man vielleicht am besten als Mini-mini-Parks übersetzt. Auf vielleicht fünf Quadratmetern stehen beispielsweise auf der Spring Street ein Kickertisch und zwei Trimm-dich-Räder, umrahmt von wunderschönen Blumenkästen. Hier wird viel aus wenig Platz gemacht, eine Mini-Oase für diejenigen, die Downtown erkunden. Es sind auch kleine Ungewöhnlichkeiten wie diese, die Downtown L.A. wieder interessant machen. Und ich stelle nach dem mehrstündigen Spaziergang durch Downtown fest: Handwerker Christopher Harris hat recht:
“Hier passieren viele gute Sachen. Die Leute sollten Downtown wirklich eine Chance geben, sonst verpassen sie was.“