USA

Gemüse für Nahrungsmittelwüsten

Urban Gardening in New York City
Urban Gardening ist nicht nur Zeitvertreib für Amerikaner in der Großstadt, es verbessert auch ihre Ernährung. © dpa / picture alliance / Christina Horsten
Von Martin Ganslmeier · 11.09.2014
Schon 50 Community-Gärten gibt es in Washington. Dort werden Obst und Gemüse angebaut - davon profitieren auch die Bedürftigen der US-Hauptstadt. Eine deutsche Professorin leistet Pionierarbeit in den Gewächshäusern.
Sabine O'Hara hat eine Mission. Als Dekan der landwirtschaftlichen Fakultät an der Universität des Districts of Columbia setzt sie sich dafür ein, dass es in Amerikas Hauptstadt immer mehr gemeinschaftliche Nutzgärten gibt. Schon rund 50 Community-Gärten gibt es mittlerweile in Washington, und es sollen noch mehr werden. Denn noch immer gelten acht Stadtteile offiziell als "Nahrungsmittel-Wüsten":
Keimzelle und Test-Labor für das städtische Gärtnern in Washington ist die Muirkirk-Farm in Beltsville vor den Toren der Hauptstadt. Wo früher nur Wald und Tabakplantagen waren, hat Sabine O'Hara vor drei Jahren eine Art Versuchsanstalt aufgebaut. Vier Gewächshäuser stehen dort. Und auf den umliegenden Feldern wachsen ganz unterschiedliche Gemüse von Brokkoli, Bohnen und Tomaten über Paprika und Grünkohl bis hin zu exotischeren Pflanzen wie Ingwer oder Ginseng. Auch einen Obstgarten gibt es. Zachary Curtis erntet gerade Brombeeren:
"Wir stehen vor Brombeersträuchern. Links von uns gibt es asiatische Birnen, dahinter mehrere Apfelbäume, gegenüber Himbeeren und schräg vor uns Erdbeeren."
Die junge Afroamerikanerin arbeitet für die Hilfsorganisation Bread for the City − Brot für die Stadt. Die Organisation kooperiert mit der Universität des Districts of Columbia. "Bread for the City" will seine Lebensmittel-Hilfe für die Bedürftigen der Stadt mit gesünderen Lebensmitteln ausstatten. Weniger Zucker, Salz und Fett, dafür mehr Obst und Gemüse. Von den Brombeeren werden die Bedürftigen natürlich nicht wirklich satt, meint Zachary Curtis, aber es gehe ihr mehr um eine Geste:
"Wir finden, dass auch ärmere Menschen in den Genuss kommen sollen, in eine Erdbeere zu beißen oder eine Brombeere zu probieren. Vielleicht ist es nicht das erste Mal für sie, aber oft das erste Mal seit langer Zeit."
Weiterentwicklung der Schrebergärten
Die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und Lebensmittel-Tafeln ist ein Schwerpunkt der Arbeit von Sabine O'Hara. Außerdem bieten sie und ihre Mitarbeiter auf der Muirkirk-Farm Kurse für städtischen Gartenbau an. Regelmäßig wird interessierten Stadtbewohnern und den Mitgliedern der Gemeinschaftsgärten gezeigt, wie man auf engstem Raum ressourcen- und umweltschonend Salat und Gemüse anbauen kann. Sabine O'Hara sieht darin eine wichtige Weiterentwicklung der deutschen Schrebergarten-Kultur:
Auch an die Einwanderer-Communities hat die deutsche Landwirtschafts-Professorin gedacht. Auf der Muirkirk-Farm wird der Anbau von Gemüse getestet, das in den Herkunftsländern der Einwanderer wächst und in amerikanischen Supermärkten nur schwer zu bekommen ist. Asiatischer Pak Choi-Kohl zum Beispiel, äthiopische Gewürze oder westafrikanische Auberginen. Das Know-how soll den Einwanderern helfen, die aus ihren Herkunftsländern vertrauten Lebensmittel auch in der neuen Heimat anzubauen.
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