US-Zwischenwahlen

Wahlbeteiligung entscheidet Ergebnis

Barack Obama bei einer Rede am 10. Oktober 2014.
Obama muss versuchen, viele Wähler zu mobilisieren. © ROBYN BECK / AFP
Von Marcus Pindur · 03.11.2014
Die Republikaner könnten eine Mehrheit im Senat bekommen: In den sogenannten Midterms gewinnt fast immer die Partei hinzu, die nicht den Präsidenten stellt. Die Demokraten versuchen deshalb mit aller Macht, ihre Stammwählerschaft zu mobilisieren.
Es ist einer der Standardsätze des Präsidenten bei seinen nicht allzu häufigen Wahlkampfauftritten. Demokratische Wähler sollten nicht nur selber wählen gehen, sondern möglichst viele im Bekannten- und Verwandtenkreis zum Wählen animieren.
Jeder solle sich den faulen Cousin schnappen. Der, der sonst nie zu den Zwischenwahlen wählen gehe. Der, der stattdessen auf der Couch sitze und sich im Fernsehen die Wiederholung alter Footballspiele anschaue.
Die Wahlbeteiligung ist ein entscheidender Faktor. Dort, wo der Wahlausgang knapp wird, wo die Konkurrenten Kopf an Kopf liegen. Traditionell haben die Demokraten in den Zwischenwahlen, den sogenannten Midterms, das Problem, dass ihre Wählergruppen nicht zur Wahl gehen, so der Wahlforscher Danny Hayes von der George Washington-University.
"Die Wahlbeteiligung bei Präsidentschaftswahlen liegt bei 60 Prozent, bei den Zwischenwahlen dagegen nur bei 40 Prozent. Diese 20 Prozent weniger verteilen sich nicht gleichmäßig auf alle demografischen Gruppen, sondern sind überproportional Wähler der Demokraten. Das heißt, dass die demokratische Partei bei dieser Wahl gegen den Verlust von Wählern aus ihrer Stammwählerschaft ankämpfen muss. In vielen Senatswahlkämpfen versuchen die Demokraten deshalb, diese Stammwählergruppen zu mobilisieren."
Schwarze, Hispanics, Gewerkschaftsmitglieder, junge Wähler, Frauen: Diese Wählergruppen müssen Demokraten mobilisieren, um erfolgreich zu sein, sagt Julia Azari, Politikwissenschaftlerin an der Marquette University in Milwaukee.
"Für diese Segmente der Wählerschaft ist Obama immer noch ein Zugpferd. Deshalb ergibt es Sinn für Obama, diese Wählergruppen anzusprechen und sie zur Stimmabgabe zu ermutigen."
Für die Mobilisierung braucht man eine Menge Leute
Das Mobilisierungspotenzial bei ethnischen Minderheiten ist für die Demokraten groß - und für die Republikaner wird dies bei zukünftigen Wahlen ein wachsendes Problem darstellen. Schwarze haben bei den Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren zu 93 Prozent demokratisch gewählt, Latinos zu 71 Prozent, Asiaten zu 73 Prozent. Genau diese Teile der Wählerschaft interessieren sich aber in der Regel weniger für die Zwischenwahlen. Deswegen bedarf es erfolgreicher Mobilisierungsmethoden, so Danny Hayes.
"Beide Parteien haben in den letzten Jahren sehr aggressiv versucht, die Wähler zu mobilisieren. Freiwillige Wahlhelfer werden rekrutiert, die von Haus zu Haus gehen und die Bürger daran erinnern, dass eine Wahl ins Haus steht. Das ist die beste Mobilisierungsmethode. Das ist besser als Telefonanrufe und Wahlwerbung. Aber dazu braucht man eine Menge Leute."
Die Demokraten haben es in dieser Wahl deutlich schwerer, weil die Zustimmungswerte zu Obama nur bei 42 Prozent liegen. Zum Vergleich: Die Sympathiewerte Bill Clintons lagen zum gleichen Zeitpunkt seiner Präsidentschaft bei 67 Prozent. Nur George Bush lag 2006 unter Obama, bei 37 Prozent, und damals verloren dementsprechend die Republikaner die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses.
Historisch gesehen ist dies allerdings der Normalfall. In der Zwischenwahl gewinnt fast immer die Partei hinzu, die nicht den Präsidenten stellt, so der Historiker Alan Lichtman von der American University.
"Die Republikaner haben die Zwischenwahl 2006 verloren, die Demokraten die von 2010, und 2014 werden die Republikaner die Zwischenwahl gewinnen."
Damit liegt der Historiker Alan Lichtman auf gleicher Linie mit den meisten Umfragen. Sie prophezeien, dass die Republikaner mit einer Wahrscheinlichkeit von um die 60 Prozent auch die Mehrheit im Senat erringen werden. Doch am Ende werden Wahlen von den Wählern und nicht von Demografen und Meinungsforschern entschieden.
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