US-Unternehmen

Wer versorgt die Erde mit Internet?

Ein Mann sitzt auf einem Stuhl, auf dessen Rückenlehne "Internet here!" steht, neben ihm ein identischer Stuhl und ein Computerbildschirm
Internet überall: Doch welches Unternehmen verdient daran? © dpa/picture alliance/Maximilian Schönherr
Von Nicole Markwald · 01.07.2015
Google, Facebook, Space X, Virgin - derzeit herrscht ein Wettlauf zwischen US-Unternehmen. Mit Heißluftballons, Drohnen oder Satelliten wollen sie alle 7,3 Milliarden Menschen mit Internet versorgen.
Es hat ein Wettlauf begonnen, ohne dass ein Startschuss fiel. Es gibt bislang noch nicht viele Teilnehmer, die bei diesem Wettlauf mitmachen. Vielmehr: es ist ein kleiner, elitärer Zirkel von Menschen mit sehr viel Geld und noch mehr Ambitionen. Sie eint ein Wunsch, der sich perfekt verkaufen lässt: mit anmutigen Bildern von Menschen in aller Welt, angenehmer Musik, und einer Botschaft, an der kaum etwas auszusetzen ist: Gleichheit für alle durch Internet für alle:
"The way the world works is changing. We used to live in an economy that was primarily resource-based. But the future of the world economy is a knowledge economy."
Facebook-Chef Mark Zuckerberg erklärt, dass in Zukunft Wissen das wichtigste Gut sein wird. Doch vielen ist der Zugang zu diesem Gut verwehrt, mehr als drei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zum Netz. In einem Werbespot für das Projekt Google Loon fragt deshalb ein Kind, wie es wäre, wenn die ganze Welt Zugang zu allen Informationen hätte:
"But what if there was a way to light up the entire globe and finally make all the world's information accessible to all of the worlds people."
Wir bei Virgin, erzählt Gründer Richard Branson zu Aufnahmen des Erdballs, setzen alles daran, Dinge anders anzugehen, mit gutem Beispiel voranzugehen und zu zeigen, dass ein Unternehmen positive Veränderungen herbeiführen kann:
"At Virgin we're determined to do things differently, to lead by example and show that business can be an amazing force for positive change."
Facebook, Google, Virgin und auch Tesla-Gründer Elon Musk sind dran, Internet für alle Realität werden zu lassen. Ihre Herangehensweisen sind unterschiedlich.
Option 1: Drohnen
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat schon vor zwei Jahren die Allianz internet(Punkt)org geschmiedet. Sie will allen Menschen Zugang zum Netz geben, egal ob in Industrie- oder Entwicklungsländern. Zuckerberg ist überzeugt: Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, ins Internet zu gehen.
"Everyone deserves to be connected."
Den Zugang möchte Facebook mit Drohnen ermöglichen. Gleichzeitig entwickelt internet(punkt)org günstigere Smartphones, mit denen das Netz genutzt werden kann. Inzwischen gibt es auch eine App, die kostenlosen Zugang zu ein paar ausgewählten Seiten im Netz bietet, darunter Wikipedia, regionalen Wetterberichte, Gesetzestexten und Nachrichten und natürlich Facebook. Wer innerhalb dieser App allerdings einen Link anklickt, der zu all den restlichen Angeboten im Netz führt, muss extra zahlen.
Option 2: Ballons
Als im März im texanischen Austin die Technologiemesse SxSW Interactive standfand, war einer der Starredner Astro Teller von Google X. Halle 5 im Messezentrum der Stadt war bis auf den letzten Platz gefüllt, als er seine Rede zum Thema "Moonshots and Reality" hielt. In der Forschungseinheit von Google arbeiten er und seine Kollegen an den ganz großen technischen Würfen - selbstfahrende Autos, die Datenbrille Glass und einen Drohnenlieferdienst. Erhebliche Ressourcen werden seit 2012 in das 'Project Loon' gepumpt, Googles Versuch, Internet in alle Ecken der Welt zu bringen. Teller erklärte:
"Wir wollen in der Stratosphäre ein Netz aus Ballons etablieren, die höher fliegen als Flugzeuge und denen die Wettergeschehnisse nichts anhaben können."
Selbst eine Naturkatastrophe könnte den Ballons nichts anhaben – solange die Batterien des Mobiltelefons aufgeladen sind. In einem Beitrag auf der Technologieseite The Verge heisst es:
"In den zurückliegenden sechs Monaten hat Google Testläufe mit den Mobilfunkanbietern Vodafone, Telstra und Telephonica unternommen, um Verbindungen für Menschen zu schaffen, die normalerweise keinen oder sehr geringen Zugang zum Netz haben. Loon glaubt, diesen Dienst für einen Bruchteil der üblichen Kosten anbieten zu können."
Allerdings: bislang hat noch nicht jedes Land den Ballons Überflugrechte eingeräumt.
Option 3: Satelliten
Diesen Plan verfolgen sowohl Tesla- und Space X-Gründer Elon Musk als auch Virgin-Chef Richard Branson. Musk möchte rund 4000 Satelliten ins All schießen, die in rund 1100 Kilometern Höhe um die Erde kreisen. Die Datenübertragung soll per Laserlicht funktionieren. Der Vorteil: die Verbindung wäre um einiges schneller, als sie es derzeit über Glasfaserverbindungen ist. Google ist von dem Plan angetan und investierte vor kurzem gemeinsam mit der Fondsgesellschaft Fidelity eine Milliarde Dollar in die Idee.
Auch Richard Branson hat vor, die Erde mit einem Netz aus kleinen Satelliten zu umspannen. Er hat zwei wichtige Partner an seiner Seite: den amerikanischen Mobilfunkanbieter Qualcomm und Greg Wyler. Der hat früher bei Google das Satellitenprogramm verantwortet. Gegenüber Elon Musk hat diese Allianz einen großen Vorteil: Wyler besitzt die Rechte für die nötigen Frequenzbereiche.
Doch die größte Hürde für beiden Vorhaben ist die Finanzierung: bislang gibt es noch keine kostengünstige Massenproduktion von Satelliten. Und beide Unternehmen feilen an einem preiswerten Weg, Hunderte Satelliten an ihren Punkt in der Erdumlaufbahn zu bringen. Branson sagte gegenüber Bloomberg Business: es wäre logisch, wenn wir uns zusammentun würden.
Der Goldrausch im All hat gerade erst begonnen. Denn für Elon Musk ist eine funktionierende Datenversorgung aus der Luft nur ein Zwischenschritt. Damit lässt sich Geld für seinen viel ambitionierteren Plan verdienen: der Aufbau einer Kolonie auf dem Mars.
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