US Secret Service

Direktorin Pierson tritt zurück

Julia Pierson
Julia Pierson räumt ihren Posten. © dpa/picture-alliance/Jim Lo Scalzo
Von Marcus Pindur · 02.10.2014
Nach eine Serien von Pannen ist die Direktorin des Secret Service, Julia Pierson, zurückgetreten. Sie hatte das Weiße Haus über die Vorfälle nicht ausreichend oder gar nicht informiert. Demokraten fordern weitere Veränderungen.
Der Rücktritt Julia Piersons war lediglich eine Frage der Zeit. Gestern Abend war der politische Druck zu groß geworden. Die Secret-Service-Direktorin habe ihre Demission angeboten, und er habe sie angenommen, so Heimatschutzminister Jeh Johnson. Ausschlaggebend war, dass das Weiße Haus das Vertrauen in die 55-Jährige verloren hatte. Präsidentensprecher Josh Earnest hatte noch am Morgen erklärt, der Präsident stehe hinter Julia Pierson. Am Nachmittag dann die Kehrtwende.
"In den letzten Tagen haben sich die Berichte über die mangelnde Leistung des Secret Service gehäuft. Und der Präsident hat entschieden, dass der Dienst eine neue Führung braucht."
Ausschlaggebend war dabei, dass Julia Pierson das Weiße Haus nicht ausreichend informiert hatte über die Sicherheitspannen der letzten Zeit. Vor zwei Wochen war der Irakkriegsveteran Omar Gonzalesz über den Zaun des Weißen Hauses geklettert und ungehindert bis tief ins Weiße Haus vorgedrungen. Einzelheiten dieses Vorfalles, die eine ungeahnte Schlamperei des Sicherheitspersonals offenbarten, kamen nur scheibchenweise durch Recherchen der Washington Post ans Licht.
Bewaffneter Sicherheitsmann mit Obama im Aufzug
Nur wenige Minuten vor der Festnahme waren der Präsident und seine beiden Töchter vom Südrasen des Weißen Hauses aus mit einem Hubschrauber ins Wochenende aufgebrochen. Im Auto des polizeibekannten Omar Gonzales lagerten nach Angaben der Staatsanwaltschaft 800 Schuss Munition.
Über eine weitere Sicherheitspanne vor etwas mehr als zwei Wochen hatte die Secret Service Chefin das Weiße Haus erst gar nicht informiert. Ein privater Sicherheitsmann war bei einem Termin Obamas in Atlanta in den Aufzug des Präsidenten gestiegen, ohne dass die Secret-Service-Leute wussten, dass der Mann eine Schusswaffe bei sich trug. Barack Obama erfuhr von diesem Vorfall aus der Zeitung.
Das Government Oversight and Reform Committee, ein ständiger Untersuchungsausschuss und Kontrollorgan des Öffentlichen Dienstes, hatte Julia Pierson vorgestern befragt. Die Anhörung war desaströs verlaufen. Der republikanische Abgeordnete Jason Chaffetz fühlt sich hintergangen.
"Es geht nicht, dass sie dem Präsidenten und dem Kongress solch wichtige Informationen verschweigt. Das ist eine bewusste Täuschung. Ich fühle mich belogen. Und ich bin froh, dass auch das Weiße Haus zu diesem Schluss gekommen ist."
Demokrat: "Kultur des Misstrauens im Secret Service"
Der demokratische Abgeordnete Elijah Cummings ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses und ist ähnlicher Meinung. Mit dem Rücktritt Piersons sei es aber nicht getan, im Secret Service liege noch mehr im Argen.
"Wir haben dort ein kulturelles Problem. Die Mitarbeiter des Secret Service treten eher als Whistleblower auf oder reden mit den Abgeordneten als mit ihrer eigenen Führung. Es gibt in dieser Behörde eine Kultur des Misstrauens und der Frustration.“
Das Amt des Secret-Service-Direktors übernimmt übergangsweise Joseph Clancy. Er war bis zu seiner Pensionierung 2011 für den Personenschutz des Präsidenten zuständig. Allgemein wird jedoch damit gerechnet, dass in absehbarer Zeit eine Führungskraft von außen eingesetzt wird, um den einstigen Elite-Geheimdienst Secret Service wieder auf Vordermann zu bringen.
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